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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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genügend Raum in sich, um Mitleid mit Brock zu empfinden und seinen Gram zu teilen … und er wusste, dass er noch vor eineinhalb Jahren dazu nicht imstande gewesen wäre.
    Levon hielt an und hob die eine Hand hoch. Dave erstarrte. Einen Augenblick später hörte er es ebenfalls: Die Geräusche von einer großen Schar von Männern, die zu viele waren, als dass sie absolute Stille hätten bewahren können.
    Vorsichtig ließ er sich auf ein Knie nieder, bückte sich tief und konnte so zwischen zwei Bäumen hindurchspähen und ein flackerndes Feuer erkennen. Er berührte Levons Bein, und der blonde Dalrei sank ebenfalls nieder, und sein Blick folgte Daves Zeigefinger.
    Er spähte lange, drehte sich dann um, und seine Augen trafen Brocks Blick. Er nickte, und der Zwerg ging leise an Levon vorbei und führte sie zum Lager seines Volkes. Levon ließ sich zurückfallen und war nun neben Faebur, der seinen Bogen ergriffen hatte. Dave schob seine Hand durch die Schlinge, die am Ende seiner Axt angebracht war, Brock hatte dasselbe getan, Mabon zog sein Schwert.
    Wieder krochen sie vorwärts, achteten sorgfältig auf ihre Waffen und vor allem auf Zweige und Blätter auf dem Boden des Waldes. Quälend langsam führte Brock sie zu dem Lichtschein, den Dave gesehen hatte. Dann hielt er plötzlich inne. Dave verharrte regungslos, nur seine Hand hatte er noch gehoben, um Levon und Faebur hinter sich zu warnen. Bewegungslos und kaum atmend hörte er die knirschenden Schritte eines weiteren Wachpostens, der sich von rechts näherte, und sah dann einen Zwerg, der im Abstand von kaum zwei Metern zum Lager zurückging. Dave wischte sich den Schweiß von der Stirn und holte tief und ruhig Atem. Abermals glitt Brock vorwärts, jetzt noch langsamer als zuvor, Dave tauschte einen schnellen Blick mit Mabon und folgte ihm. Paradoxerweise dachte er nun an Cechtars Gürtel, um den Levon spielen wollte. Er schien jetzt weiter entfernt zu sein als irgend etwas sonst. Er bewegte im Kriechen jede Hand und jedes Knie mit unendlicher Vorsicht, wagte es kaum, seinen Kopf zu heben und aufzublicken, so sehr fürchtete er, dass er ein Geräusch auf dem Waldboden hervorrufen könnte. Dieser letzte Teil ihrer Unternehmung schien unendlich lang zu sein. Dann beobachtete Dave aus seinem Augenwinkel, dass Brock angehalten hatte. Als er aufblickte, sah er die Feuer nun deutlich in ihrem Blickfeld.
    Daves Herz wurde schwer, als er zu ihnen hinschaute.
    Vor ihnen lag eine große Lichtung in Gwynir, sie schien unnatürlich und von Menschen angelegt. Kurze Zeit wunderte er sich, wie sie dort sein konnte. Aber es gab andere dringendere Sorgen. Sie hatten keinen Stoßtrupp vor sich, der sie überfallen sollte, es waren keine Nachzügler, die ihnen ein kleines Scharmützel liefern sollten. In der Lichtung brannten sehr viele Lagerfeuer, deren Flammen niedrig gehalten wurden, damit sie nicht entdeckt werden konnten, und um diese Feuer lag die gesamte Armee von Banir Lök und Banir Tal im Schlaf. Dave empfand eine schreckliche Vorahnung des Unheils, das diese Kämpfer unter Ailerons Reitern hätten anrichten können. Er stellte sich die Pferde vor, wie sie in diesem undurchdringlichen Wald aufwieherten, behindert und bedroht sein würden. Er sah die Zwerge, klein, schnell, auf den Tod gefährlich und viel mutiger als die Svart Alfar, wie sie in den dicht stehenden Bäumen Pferdefleisch und Menschen aufschlitzen würden.
    Er blickte zu Brock hinüber, und es tat ihm im Herzen weh, als er das offensichtliche Entsetzen in seinen Augen las. Aber noch während er ihn anschaute, veränderte sich Brocks Gesichtsausdruck, und die normalerweise freundliche Miene des Zwerges war nun von kaltem Hass erfüllt. Brock berührte Levon am Arm und zeigte zur Lichtung.
    Dave folgte der Richtung seines Fingers und sah neben dem nächstliegenden Feuer einen Zwerg, der leise auf drei andere einredete. Diese rannten dann nach Osten weg, offensichtlich mussten sie Befehle übermitteln. Derjenige, der gesprochen hatte, blieb zurück, und Dave stellte fest, dass er bärtig und dunkelhaarig war wie Brock und Matt und dass seine Augen tief lagen und unter überhängenden Brauen verborgen waren.
    Er war jedoch zu weit entfernt, als dass er etwas anderes hätte erkennen können. Dave wandte sich Brock zu und hob fragend die Augenbrauen. Blod, lautlos formte Brock mit seinen Lippen diesen Namen.
    Und dann wusste Dave. Das war jener Zwerg, von dem sie zuvor gesprochen hatten, der den Zauberkessel

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