Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
Vom Netzwerk:
meldete sich Arthur Pendragon zu Wort, während Uathachs Gelächter und das Heulen der Svart Alfar hinter ihm an- und abschwoll. »Kannst du mir den Namen dieses Ortes nennen?«
    Aileron wandte sich dem Krieger zu.
    Aber es war Loren Silbermantel, der ihm mit wissendem Schmerz in der Stimme antwortete: »Diese Ebene war vor etwa tausend Jahren grün und fruchtbar«, sagte er, »und in jenen Tagen hieß sie Camlann.«
    »Ich dachte es mir«, erwiderte Arthur ruhig. Ohne weiter zu sprechen, begann er den Sitz seines Schwertgürtels und die Neigung des König Speer in der Sattelhalterung zu prüfen.
    Paul wandte sich zu Jennifer … Guinevere. Es traf ihn mitten ins Herz, was er in ihrem Gesicht las, als sie die ruhigen Vorbereitungen des Kriegers beobachtete.
    »Mein Herr Arthur«, ließ sich Aileron vernehmen, »ich muss Euch bitten, den Kampf mir zu überlassen. Der Führer ihrer Armee sollte mit dem Führer unserer Armee kämpfen. Dies ist mein Kampf, und ich erhebe Anspruch auf ihn.«
    Arthur blickte nicht einmal kurz von seinen Vorbereitungen auf. »Nein«, widersprach er. »Und Ihr wisst, dass es nicht so ist. Ihr werdet morgen mehr als jeder andere Mann hier gebraucht. Ich habe Euch allen vor langer Zeit am Abend vor unserem Aufbruch nach Cader Sedat erzählt, dass es mir niemals erlaubt ist, das Ende der Geschehnisse zu erleben, wenn ich gerufen werde. Und der Name, den Loren nannte, hat es gezeigt: In allen Welten hat es ein Camlann gegeben, das auf mich wartete. Aus diesem Grund bin ich hierher gebracht worden, Großkönig.«
    Cavall neben ihm gab ein Geräusch von sich, das mehr ein Winseln als ein Knurren war. Die rote Sonne stand tief im Westen und warf ein seltsames Licht auf ihre Gesichter. Das Gelächter unter ihnen hatte aufgehört.
    »Arthur, nein!« rief Kimberly leidenschaftlich. »Du hast hier eine viel größere Aufgabe, du sollst nicht dort hinuntergehen. Wir brauchen dich viel zu sehr, mit allen deinen Fähigkeiten. Kannst du nicht sehen, womit du es zu tun hast? Niemand von euch kann mit ihm kämpfen! Jennifer, mach ihnen klar, es ist die reine Torheit. Du musst es ihnen sagen!«
    Aber Jennifer blickte auf den Krieger und sagte überhaupt nichts.
    Arthur hatte seine Vorbereitungen beendet. Dann blickte er auf und sah Kimberly, die ihn gerufen hatte, direkt in die Augen. Sie hatte ihn an diesen Ort gebracht, indem sie ihn mittels seines Namens beschwor. Und ihr antwortete er in Worten, die Paul niemals vergessen würde, das wusste er.
    »Wie können wir nicht mit ihm kämpfen, Seherin? Wie können wir beanspruchen, unsere Schwerter im Namen des Lichtes zu führen, wenn wir als Feiglinge vor der Finsternis stehen! Diese Herausforderung geht weiter zurück als irgendeiner von uns. Weiter sogar als ich selbst. Was sind wir, wenn wir den Tanz verweigern?«
    Aileron nickte langsam, auch Levon, und Ra-Tenniels Augen leuchteten zustimmend auf. In seinem Herzen fühlte Paul eine tiefe, alte Kraft in den Worten des Kriegers, und als er sie gramvoll in sich aufnahm, fühlte er noch etwas anderes: den Pulsschlag des Gottes. Es stimmte. Es war ein Tanz, den man nicht verweigern konnte. Und es schien, dass er letztendlich Arthur zustand.
    »Nein«, rief Guinevere.
    Aller Augen fielen auf sie. In dem winddurchfegten Schweigen dieses Ortes schien ihre Schönheit wie ein Abendstern zu brennen, den man unter die Menschen gebracht hatte. Ihre Schönheit schien fast zu intensiv, um sie anzusehen.
    Bewegungslos saß sie auf ihrem Ross, ihre Hände waren in seine Mähne verkrampft, und sie erklärte mit Nachdruck: »Arthur, ich will dich nicht noch einmal so verlieren, ich könnte es nicht ertragen. Der Zweikampf ist nicht der Grund, um dessentwillen du beschworen wurdest, mein Geliebter, es kann nicht der Grund sein. Camlann oder nicht, dies darf nicht dein Kampf sein.«
    Sein Gesicht war ruhig geworden. Er antwortete: »Wir sind in einem gewebten Verhängnis gefangen, aus dem es keinen Ausweg gibt. Du weißt, dass ich zu ihm hinunterreiten muss.«
    Aus ihren Augen quollen die Tränen. Sie sprach nicht, sondern schüttelte nur verneinend den Kopf hin und her.
    »Wessen Aufgabe ist es dann, wenn nicht die meine?« fragte er, und es war kaum mehr als ein Flüstern.
    Sie senkte den Kopf. Ihre Hände bewegten sich in einer kleinen hilflosen Geste der Verzweiflung, wie eingefangen.
    Und dann sagte sie mit plötzlicher schrecklicher Förmlichkeit, ohne aufzublicken: »An diesem Ort und vor all diesen Menschen ist mein

Weitere Kostenlose Bücher