Das Kind des Schattens
Name besudelt worden. Ich brauche einen, der diese Herausforderung annimmt und mit seinem Schwert zunichte macht.«
Und nun hob sie den Kopf, und jetzt erst drehte sie sich um. Sie wandte sich an den einen, der ruhig auf seinem Pferd sitzen geblieben war, der nicht gesprochen, sich nicht bewegt und geduldig darauf gewartet hatte, was er bereits vorhergesehen hatte. Und Guinevere sprach: »Willst du, der du schon so viele Male mein Kämpfer warst, es wieder sein? Willst du in meinem Namen annehmen, mein Herr Lancelot.«
»Herrin, ich will es.«
»Du kannst es nicht!« rief Paul dazwischen. Seine Stimme krachte in die Stille, er war unfähig, sich zurückzuhalten. »Jennifer, er ist verwundet. Schau seine Handfläche an, er kann nicht mal sein Schwert halten!« Neben ihm gab jemand ein merkwürdiges, atemloses Geräusch von sich.
Die drei Gestalten im Zentrum des Kreises überhörten ihn vollständig. Es war, als ob er nicht gesprochen hätte. Es folgte ein neues Schweigen, das beladen war mit Unausgesprochenem, mit so vielen Schichten der Zeit. Ein Windstoß blies Jennifers Haar aus ihrem Gesicht zurück.
Arthur ergriff erneut das Wort: »Herrin, ich habe zu vieles zu lange erlebt, als dass ich Lancelots Anspruch, dein Kämpfer zu sein, bestreiten könnte. Oder auch, dass er, wenn er gesund ist, viel eher würdig ist als ich, diesem Feind gegenüberzutreten. Und trotzdem will ich es jetzt nicht erlauben. Nicht diesmal, meine Geliebte. Du hast ihn, der schwer verwundet ist, gebeten, diesen Kampf auf sich zu nehmen, aber nicht um deinetwillen oder seinetwillen, sondern für mich. Du hast ihn nicht in Liebe gebeten.«
Guineveres Kopf fuhr zurück. Ihre grünen Augen öffneten sich weit und flammten dann in nackter, heller Wut. Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass die Tränen aus ihrem Gesicht flogen, und mit der Stimme einer Königin, einer Stimme, die sie in die Kraft des Grames, den sie trug, einfror und bannte, schrie sie laut: »Wirklich, mein Herr? Und wollt Ihr es mir sagen? Wollt Ihr mein Fleisch aufreißen, damit alle Männer hier in mein Herz stoßen können, wie Maugrim es getan hat?«
Arthur wich zurück, als hätte ihn ein Schlag getroffen, aber sie war noch nicht fertig. Mit eisiger, unaufhaltsamer Wut fuhr sie fort: »Welcher Mann, und selbst Ihr, mein Herr, könnte es wagen, in meiner Anwesenheit zu beurteilen, ob ich in Liebe gesprochen habe oder nicht?«
»Guinevere …« begann Lancelot, aber er verstummte sofort, als sie ihm ihren brennenden Blick zuwandte.
»Kein Wort!« schnappte sie. »Nicht von Euch, noch von irgend jemand sonst!«
Arthur war von seinem Pferd herabgeglitten, er kniete vor ihr, der Schmerz stand wie eine offene Wunde in seinem Gesicht. Er öffnete den Mund, um zu sprechen.
Und genau in diesem Augenblick bemerkte Paul eine Abwesenheit, und er erinnerte sich an dieses leichte, atemlose Geräusch, das er kurz zuvor neben sich gehört hatte und auf das er nicht geachtet hatte.
Aber jetzt war niemand mehr neben ihm.
Sein Herz versagte, er wandte sich um und blickte nach Norden, den abfallenden Pfad entlang, bis zu der Stelle, wo Uathach auf der steinigen Ebene wartete.
Er sah und dann hörte er, alle hörten sie, wie ein hell klingender Schrei aufstieg und im Zwielicht zwischen den Armeen des Lichtes und der Finsternis widerhallte:
»Für den Schwarzen Eher!« erscholl es. Sie alle hörten es. »Für die Ehre des Schwarzen Ebers.«
Und so nahm Diarmuid dan Ailell Uathachs Herausforderung an; auf dem Pferd, das sein Bruder gebracht hatte, ritt er ihm allein entgegen, sein Schwert war hoch erhoben, sein blondes Haar vom Sonnenuntergang hell erleuchtet, als er auf den Tanz zuraste, den seine strahlende Seele nicht verweigern wollte.
Dave wusste, dass er ein Meister war. Er hatte beim Winterscharmützel beim Latham neben Diarmuid gefochten, und dann wieder bei der Wolfsjagd im Leinanwald, und so wusste er wohl, was Ailerons Bruder vermochte. Und Daves Herz, das schon seiner eigenen Kampfeswut zusteuerte, hüpfte, als er Diarmuids ersten raschen Angriff auf den Urgach miterlebte.
Aber einen Augenblick später machte das Schlachtenfieber einem grauenvollen Schauder Platz. Denn er erinnerte sich auch an Uathach, den er an den blutigen Ufern des Adein in der ersten Schlacht in Kevins Frühling kennen gelernt hatte. Und im Geiste sah er, wie Maugrims weißgewandeter Urgach sein ungeheuerliches Schwert in einem einzigen Sensenhieb vom Sattel seines Slaugs herabsaußen
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