Das Kind des Schattens
es war für Arthur und Lancelot und für Guinevere gedacht, dass Diarmuid in der ganzen wilden Anarchie seines Wesens diesen Tanz beansprucht hatte.
Gegen das Gewebe ihres uralten Verhängnisses hatte er voller Trotz rebelliert, und er hatte diese Rebellion in eine eigene Heldentat gegen die Finsternis umgewandelt. Er hatte den Kampf mit Uathach auf sich genommen, damit beide, Arthur und Lancelot, über diesen Tag hinausgehen sollten.
Die Sonne war nun fast verschwunden. Nur ihre letzten langen Strahlen standen schräg und rot über Andarien. Im Dämmerlicht schien sich der Kampf weiter entfernt zu haben: In ein Reich der Schatten wie die Vergangenheit. Es war sehr still. Selbst die locker ausgespuckten triumphierenden Schreie der Svart Alfar hatten aufgehört. Auf der schneeweißen Robe standen Blutflecken. Paul hätte nicht sagen können, ob sie von Diarmuid oder dem Urgach selbst stammten. Aber darauf schien es nun nicht mehr anzukommen: Diars Pferd war wild und tapfer, aber hoffnungslos überfordert. Noch während sie das Geschehen beobachteten, ermüdete es zusehends.
Diarmuid führte es einige wenige Schritte zurück, um ihm einen Augenblick Ruhe zu gönnen, aber sie sollte nicht gewährt werden. Nicht in diesem Kampf, nicht von diesem Feind. Uathach, der jetzt nicht mehr lachte, sondern mit seinem schwarzen Schwert nur mehr finster den Tod verhieß, setzte nach, und Diarmuid musste seinem Reittier grausam die Sporen geben, um es wieder in Bewegung zu setzen.
Inmitten des Schweigens, das oben auf dem Grat herrschte, sprach eine einzelne Stimme. »Es gibt nur noch eine Chance für ihn«, ließ sich Lancelot du Lac vernehmen.
Nur einer verstand es und antwortete darauf.
»Wenn man es als Chance bezeichnen kann«, bemerkte Aileron in einem Ton, den keiner von ihnen jemals zuvor von ihm gehört hatte.
Im Westen ging jenseits der Lindenbucht die Sonne unter. Instinktiv wandte Paul sich um und sah, wie ihr letztes sterbendes Licht das Gesicht der Prinzessin von Cathal berührte. Er sah, dass Kim und Jaelle zu ihrer Rechten und Linken standen, und einen Augenblick später wandte er sich zu den Gestalten auf der Ebene zurück, rechtzeitig, um das Ende mitzuerleben.
Im Grunde war es einfach ein wenig lächerlich. Dieses hässliche, haarige Ungeheuer, das selbst für einen Urgach viel zu groß war, war ebenso schnell wie er selbst. Und es schwang ein Schwert, das er selbst, Diarmuid, wohl kaum hätte hochheben, geschweige denn in diesen donnernden, unablässigen Schlägen hätte führen können. Außerdem war es auch unnatürlich bösartig intelligent und schlau. Bei Lisens Blut, hieß es nicht, dass die Urgach dumm seien! Wo war denn noch die Proportion in diesem Kampf, fragte sich der Prinz, während ein weiterer Schlag wie eine Lawine auf sein Schwert niederging.
Diese Frage hätte er gerne laut gestellt, aber in diesen letzten paar Augenblicken war das Überleben zu einer Sache sorgfältigster Konzentration geworden, und es blieb ihm kein Atem, um auch nur eine halbwegs geistreiche Bemerkung zu äußern. Welch eine Schande. Mit innerer Heiterkeit fragte er sich, was Uathach wohl sagen würde, wenn er ihm vorschlüge, die Angelegenheit mit den Würfeln zu entscheiden, die Diarmuid zufällig gerade in seinem …
Ihr Götter! Selbst nach dem Verlust eines Beines war der Slaug, der doppelt so groß wie sein eigenes erschöpftes Pferd war, auf den Tod gefährlich. Mit einem verzweifelt schnellen Schwerthieb, schneller, als er ihn jemals zuvor geführt hatte, gelang es Diarmuid, einen Stoß des Hornes abzublocken, der seinem eigenen Reittier die Eingeweide aufgerissen hätte. Doch unglücklicherweise hieß das …
Er tauchte wieder im Sattel hoch, nachdem er sich unter seinem Pferd von der einen Seite zur anderen geschwungen hatte, so dass der vernichtende Schlag Uathachs in der dunkler werdenden Luft einen pfeifenden Ton hinterließ, dort, wo einen Augenblick zuvor noch sein Kopf gewesen war. Er fragte sich, ob Ivor von den Dalrei sich wohl erinnerte, wie er ihm das vor so vielen Jahren beigebracht hatte, als Diarmuid mit seinem Bruder den Sommer auf der Ebene verbrachte. Das war so viele Jahre her, er war noch ein Knabe gewesen, aber irgendwie kam es ihm vor, als sei es erst gestern gewesen. Merkwürdig, fast alles fühlte sich nun wie gestern an.
Der Schwung des letzten Hiebes hatte den Urgach zur Seite getragen, er grunzte und hielt sich gerade noch schräg in seinem Sattel, und diese
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