Das Kind des Schattens
irgendeine Weise und unmöglich schnell die Nebel von Daniloth durchquert hätte. Und so wurde die Schlacht nach Norden gelenkt, bis nach Starkadh, wo sie zu Ende ging. Mit schweren Wunden hatte er sich kaum vor Colans rächendem Schwert retten können.
Er wusste, dass sie glaubten, er sei gestorben. Fast wäre es so gewesen. Nördlich des Ungarchflusses hatte er in bitterer Kälte gelegen, nur seine Wölfe pflegten ihn. Sehr lange hatte er sich dort verborgen, hatte seine Kraft, seine Aura so sehr gedämpft, wie er nur konnte, während die Heere des Lichtes vor dem Berg berieten und Ginserat die Wachtsteine schuf und dann mit Hilfe der Zwerge jene Kette schmiedete, die Rakoth unter dem Berg Rangat festhielt.
In all den Jahren des Wartens hatte er immer weitergedient, denn das war ja seine Entscheidung, und gleichzeitig seinen eigenen Kurs festgelegt. Er war es, der Avaia gefunden hatte, halbtot wie er selbst. Der Schwan hatte sich im frostigen Reich von Fordaetha, der Königin von Rük, verborgen, deren eisige Berührung bei einem weniger starken Geist als dem der Andain den unmittelbaren Tod verursachte. Mit seinen eigenen Händen hatte er im Hof dieser kalten Königin den Schwan wieder gesund gepflegt. Fordaetha hatte sich mit ihm paaren wollen, und es hatte ihm Vergnügen bereitet, sie abzuweisen.
Auch hatte er die höchst raffinierte List ersonnen, durch die mit unendlicher Geduld die unschuldige und schöne Wasserfee von Llewenmere dazu verleitet worden war, ihre schönsten Schwäne preiszugeben. Er hatte ihr einen hinreichenden Grund genannt, sein ernstes Verlangen, die Schwelle nach Norden zum Celynsee an den Grenzen des verwüsteten Andarien zu bringen. Dabei hatte er natürlich seine wirkliche Identität verborgen. Und sie hatte ihren Schutz aufgegeben und ließ ihn ohne Argwohn alle Schwäne mitnehmen.
Dabei hatte er aber nur die männlichen gebraucht. Er hatte sie wirklich nach Norden gebracht, aber weit über den Celynsee hinaus in die von Gletschern zerfurchten Berge jenseits des Ungarch, wo sie dann mit Avaia gepaart wurden. Als sie dann gestorben waren, hatte sie sich, die durch gewaltsamen Tod von außen nicht sterben konnte, mit ihren Kindern gepaart, und nachdem sie dies Jahr um Jahr getan hatte, war jene Brut entstanden, die am Abend zuvor den Himmel verdunkelt hatte.
Die Fee von Llewenmere erfuhr niemals mit Sicherheit, was sie getan hatte und wer er in Wirklichkeit war. Sie mochte es allerdings erraten haben, denn in späteren Jahren war der See, der einstmals freundlich und einladend gewesen war, schwarz geworden, das Unkraut hatte in ihm gewuchert, und selbst in Pendaran, das seine eigene Dunkelheit hatte, glaubte man nun, dass er verhext sei.
Aber es brachte ihm keine Freude, seit Lisen hatte er die Freude nicht mehr erlebt. Es war ein langes, langes Leben, und es wurde von einem einzigen zäh verfolgten Ziel geleitet. Er war es gewesen, der Rakoth befreit hatte. Mit unendlicher Geduld hatte er seinen Plan in die Tat umgesetzt. Zuerst hatte er die Zwergenbrüder Caen und Blod ausgewählt, um sie dann zu verführen, dann hatte er den eitrigen Hass von Metran von Garantae, dem Ersten Magier von Brennin, ins Spiel gebracht, und schließlich hatte er mit seinem eigenen Schwert Maugrims Hand abgeschlagen, da Ginseraths Kette nicht zerbrochen werden konnte.
Dann war er mit Rakoth zu den Trümmern von Starkadh gelaufen, ein Wolf Seite an Seite mit der Wolke der Bosheit, aus der schwarzes Blut tropfte und immerfort tropfen würde. Am Ziel hatte er beobachtet, wie Rakoth Maugrim unerbittlich seine Macht zeigte … Hier war sie größer als an irgendeinem anderen Ort, als in irgendeiner anderen Welt, denn hier hatte er zum ersten Mal seinen Fuß aufgesetzt: Er baute den Zikkurat, welcher der erste und letzte Sitz seiner Macht war, wieder auf. Nun ragte dieser Turm wieder empor, bis zum grünen Flackern seiner Lichter vollständig wie zuvor, es war eine überwältigende Gegenwart im Eis … und Galadan hatte vor den mächtigen Toren innegehalten, obwohl sie ihm offen standen. Einmal war genug. Überall sonst war er der Meister seines eigenen Bewusstseins. Zwar wusste er, dass dieser Widerstand sinnlos war, denn Maugrim hatte in jenem Augenblick vor tausend Jahren alles über Galadan erfahren, was er jemals über ihn wissen musste. Andererseits aber war die Unberührbarkeit seiner Gedanken das einzige, was für den Wolfsfürsten noch irgendeine Bedeutung hatte.
Er hatte also vor den Toren
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