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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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verdammt war, ausplauderte?
    Es spielt keine Rolle, schwor sie in Selbstanklage, was Guinevere gesagt, und dass sie ihr die Erlaubnis gegeben hatte. Es spielte keine Rolle, wie sehr sie Flidais Hilfe nötig hatten, wie wichtig es gewesen war, das Geheimnis Dariens zu bewahren. Sie hätten von ihm keine Hilfe und überhaupt nichts gebraucht, hätte sie nicht die Vermessenheit besessen, Darien hierher zu schicken. Sie warf ihr nasses Haar aus den Augen. Sie wusste, dass sie wie eine halbertrunkene Wasserratte aussah. Sie konnte die einzelne vertikale Furche in ihrer Stirn spüren. Vielleicht würde das jemand dazu verleiten, dachte sie voller Spott und Selbstquälerei, sie für weise und erfahren zu halten: diese Falte und ihr weißes Haar. Jedenfalls, so entschied sie zitternd, wenn nach heute Abend noch irgend jemand dieser irrigen Meinung anhängen sollte, dann war er selbst schuld!
    Ein letzter langer oszillierender Ton stieg auf und schwand dann hinweg. Brendels Gesang hatte sein Ende erreicht. Er ließ seine Arme sinken und stand schweigend am Strand. Kim blickte hinüber zu Jennifer, die mit Arthurs Kopf in ihrem Schoß im Sand saß, und sie sah, dass ihre Freundin, die noch viel mehr als das war, sie herbeiwinkte.
    Sie holte hastig Atem, ging zu ihnen hinüber und kniete sich nieder. »Wie geht es ihm?« fragte sie ruhig.
    »Es geht ihm gut«, antwortete Arthur selbst und fixierte sie mit dem Blick, der kein Ende zu haben schien und so oft wie mit Sternen gefüllt schien. »Ich habe gerade einen ziemlich fairen Preis dafür bezahlt, dass ich mich zu hartnäckig am Ruder gehalten habe.«
    Er lächelte ihr zu, und sie fühlte sich veranlasst zurückzulächeln.
    »Guinevere hat mir berichtet, was du tun musstest. Sie sagt, dass sie dir die Erlaubnis gegeben und auch erklärt hat, weshalb, aber sie eröffnete mir auch, dass du dich noch immer dafür unwahrscheinlich hasst. Ist das wahr?«
    Kim bewegte ihren Blick zur Seite und bemerkte einen Anflug von Lächeln um Jennifers Mundwinkel. Sie schluckte: »Sie kennt mich ziemlich gut«, gab sie ergeben zu.
    »Und mich«, ergänzte er ruhig. »Sie kennt mich sehr gut, und die Entbindung vom Eid, die sie dir erteilt hat, war auch in meinem Sinn. Der, den du als Flidais kennst, war einst Taliesin … er ist uns beiden seit sehr langer Zeit bekannt. Er ist ganz offensichtlich Teil der Geschichte, obwohl ich nicht genau weiß, wie. Seherin, gib die Hoffnung nicht auf, dass aus dem, was du tun musstest, strahlende Helligkeit fließen wird.«
    In seiner Stimme, in seinen ruhigen, wohlwollenden Augen lag soviel Trost. Und angesichts dessen wäre es reine Hybris, reine Eitelkeit gewesen, ihre Selbstverdammung aufrechtzuerhalten. Sie brachte unsicher hervor: »Er sagte, es sei der Wunsch seines Herzens. Das letzte Rätsel, dessen Lösung er nicht kannte. Er sagte … er sagte, er würde aus der Dunkelheit dessen, was er verübt hatte, Licht machen, er würde sogar sterben, um dies zu tun.«
    Ein kurzes Schweigen folgte, während die beiden anderen diese Worte in sich aufnahmen. Kim hörte, wie die Brandung hereinkam, nach dem Toben des Sturms klang es fast sanft. Dann spürten sie eher, als dass sie es hörten, sie blickten auf und sahen, dass Brendel sich ihnen näherte.
    Im Sternenlicht erschien er ätherischer als jemals zuvor, noch weniger erdgebunden, noch weniger an die Schwerkraft gefesselt. In der Dunkelheit konnten sie die Farbe seiner Augen nicht sehen, aber sie leuchteten nicht. In einer Stimme, die dem Wispern des leichten Windes glich, sagte er: »Lady Guinevere, mit Eurer Erlaubnis muss ich Euch jetzt für einige Zeit verlassen. Es ist … es ist jetzt meine Aufgabe, vor allem anderen fürchte ich, die Nachrichten, die ich gerade gehört habe, meinem König in Daniloth zu überbringen.« Jennifer öffnete schon ihren Mund, um ihm zu antworten, aber die Erwiderung für den Lios Alfar kam von anderer Seite: »Er ist nicht in Daniloth.« Es war Jaelle, die hinter ihnen stand. Ihre harte Stimme, die normalerweise so gebieterisch klang, war jetzt gedämpft und sanfter, als Kim es jemals für möglich gehalten hatte. »Vor zwei Nächten wütete an den Ufern des Adein in der Nähe von Celidon eine Schlacht. Die Dalrei und die Männer von Rhoden trafen auf ein Heer der Finsternis, und Ra-Tenniel führte die Lios Alfar aus dem Schattenland heraus. Er führte sie in den Krieg auf der Ebene, Na-Brendel.«
    »Und?« Es war Loren Silbermantel, der jetzt fragte. Kimberly

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