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Das Kind

Titel: Das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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zu beruhigen, der nun mit ihm zusammen von der Frau durch den Lieferanteneingang hinaus auf den Hof geführt wurde. Der Wagen, in den sie stiegen, roch angenehm neu. Als er ansprang, begann die Hand in seinen Fingern zu zittern. Simon führte es auf die sanfte Vibration des Motors zurück, der die Limousine in Bewegung setzte.
8.
B ist du an ihnen dran?«
»Ja, direkt dahinter.« Borchert hörte richtig, wie Carina erleichtert in den Sitz ihres Autos fi el. Er hatte schon viel früher mit ihrem Anruf auf dieser Nummer gerechnet, die er ihr für den Notfall gegeben hatte. Die Prepaidkarte lief nicht auf seinen Namen, und das Gerät würde daher nur schwer
von der Polizei zu orten sein. Ganz im Gegensatz zu Carinas Handy, weswegen er den Anruf so kurz wie möglich halten wollte.
»Wo bist du?«
»Auf der Potsdamer Chaussee, in Höhe der Tankstelle.« »Soll ich hinterherkommen?«, fragte sie. »Nein.« Das war völlig ausgeschlossen. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, sich in zwei Autos aufzuteilen. Wie erwartet, wurde die »Ware« durch den Hintereingang abtransportiert, wo Borchert im Corolla gewartet hatte. Carina hatte für die Observierung des Vordereingangs ihr eigenes Auto benutzt. Das Risiko, erwischt zu werden, stieg dramatisch, wenn sie ihren Golf jetzt nicht stehenließ.
»Wir hätten gleich in dem Café zuschlagen sollen und …« »Nein«, unterbrach Borchert das Gespräch brüsk, das ihm jetzt entschieden zu lange dauerte. Er wollte erst dann einschreiten, wenn sich auch der Ehemann zeigte. Was, wenn die Frau nur ein Bote war und keinerlei Informationen besaß?
Er legte auf und konzentrierte sich darauf, die amerikanische Limousine mit den grauen Vorhängen an der Heckscheibe nicht zu verlieren. Wie er hielt sich auch die Frau vor ihm streng an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Borchert tastete nach der Waffe in seiner Jogginghose. Die Neun-Millimeter-Pistole allein schon zu berühren elektrisierte ihn. Er hörte das Blut in seinen Adern rauschen und genoss die Vorboten. Ausrasten, ausklinken, durchbrennen … die meisten Menschen benutzten diese Worte, ohne ihre wahre Bedeutung zu kennen. Ohne jemals das zu spüren, was er fühlte. Borchert grinste und drückte leicht das Gaspedal durch, damit er es noch über die Ampel an der Kreu zung am S-Bahnhof Wannsee schaffte. Während er beschleunigte, schoss immer mehr Adrenalin durch seinen Körper. Er würde sich die kranken Schweine vornehmen. Vielleicht würde er danach nicht mehr wissen, wie das Blut und die Knochensplitter auf sein Sweatshirt gekommen waren, wie so häufi g, wenn sich bei ihm der Schalter umlegte. Aber wahrscheinlich wäre es ihm dann auch egal, solange die Perversen nur ihre Abreibung …
Knack.
Borcherts mentale Kampfvorbereitungen wurden jäh unterbrochen. Er trat das Gaspedal durch, aber es knackte nur noch lauter. Das Rauschen in seinem Ohr wich, und die Stille des Motors wurde klarer. Andere Autofahrer hinter ihm hupten ärgerlich und scherten dann an ihm vorbei, als sie merkten, dass Borcherts Wagen nicht wieder schneller wurde.
Andi schwitzte, drehte den Zündschlüssel herum. Einmal, zweimal. Vor Harrys Wohnwagen war das Drecksding beim dritten Versuch wieder angesprungen, aber jetzt hus tete das Auto noch nicht einmal mehr. Während sich die Limousine vor ihm immer weiter entfernte, trudelte Borchert langsam aus und kam dann mitten auf der Kreuzung zum Stehen. Er griff zum Handy, wollte Carina anrufen. Fragen, ob es einen Geheimtrick gab, mit dem er die alte Schüssel wieder in Gang bekam, bis ihm einfi el, dass sie ihm auch nicht weiterhelfen konnte. Der Wagen gehörte Sophie. Und von Sterns Exfrau besaß er keine Nummer.
Was jetzt? Er begann noch stärker zu schwitzen. Als er aus stieg und zur Motorhaube spurtete, konnte er gerade noch die Rücklichter von Simon, Robert und der Irren sehen. Vier Sekunden dauerte es noch, dann war die Limousine irgendwo auf dem Weg zwischen Wannsee und Potsdam aus sei nem Blickfeld verschwunden.
Fünf Minuten später hatte Borchert den Fehler immer noch nicht entdeckt. Doch es war ihm auch egal. Er scherte sich nicht um den Stau, den er zwischen den Sonntagsausfl üglern nach allen Richtungen provozierte. Er achtete auch nicht auf das Handy, das nun schon den dritten Anruf von Carina anzeigte.
Er war einzig und allein damit beschäftigt, sich zu überlegen, was er dem Verkehrspolizisten sagen sollte, der gerade nach seinen Papieren verlangte.
9.
B evor die Limousine endgültig

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