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Das Kind

Titel: Das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Wannsee 121?«
Engler wiederholte noch einmal die Adresse, die er nur bruchstückhaft aus Sterns Mund verstanden hatte. Hertzlich hatte sich die Information ebenfalls notiert, trat einen Schritt zur Seite und griff zu seinem Handy, vermutlich um ein Team loszuschicken.
»Okay, warten Sie dort auf uns. Rühren Sie sich nicht vom Fleck«, sagte Engler.Er hatte das Gefühl, gegen eine Windmaschine im Hintergrund ansprechen zu müssen, so schlecht war die Verbindung.
Wo zum Geier war Brandmann abgeblieben, wenn man ihn
einmal brauchte?
»Geht nicht. Hab … Zeit … nicht für Erklär…« Sterns Stimme stotterte mit starken Aussetzern durch den Äther. »… die … Frau … tot … vielleicht, der Mann lebt. Ihn müssen … verhaften.«
Engler verstand weiterhin kaum ein Wort. »Wie geht es Simon?«, stellte er die wichtigste Frage. »Deswegen rufe ich Sie ja an.«
Der Anwalt musste das Funkloch hinter sich gelassen haben. Er klang auf einmal nicht mehr abgehackt, sondern war nun lückenlos verständlich.
»Hören Sie, so geht es nicht weiter. Sie müssen sich endlich stellen«, forderte Engler.
»Ja, das werde ich auch.«
»Wann?«
»Jetzt. Das heißt … Moment mal.«
Es knackte in der Leitung, und Engler glaubte Simon im Hintergrund zu hören. Stern hatte also nicht gelogen. Der
Junge lebte noch!
»Wir brauchen noch zirka vierzig Minuten, dann treffen wir uns. Aber nur wir beide. Sonst niemand.« »Okay, wo?«
Dem Kommissar entglitten sämtliche Gesichtszüge, als Robert Stern ihm den Treffpunkt nannte.
23.
D er gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht
erreichbar. Wenn Sie per SMS benachrichtigt werden wollen,
sobald er wieder …
Verdammt. Was war hier los? Warum ging Carina nicht mehr ans Telefon?
Und was zum Teufel ist nur mit Borchert passiert? Warum
hat er uns im Stich gelassen?
Stern drückte die Computerstimme der Mailbox weg und wollte das Handy wütend aus dem Fenster der Limousine auf den Parkplatz schmeißen, auf dem sie nach einer wilden Fahrt durch die Stadt gehalten hatten. Die Vorstellung, dass dieser schmierige Kinderschänder vor wenigen Minuten noch denselben Hörer an sein schwitzendes Ohr gepresst hatte, ekelte ihn zutiefst. Aber er würde den Apparat noch benötigen. Zuerst hatte er seinen wichtigsten Anruf erledigt und Engler verständigt. Denn so konnte er nicht weitermachen. Er musste sich stellen. Auch auf die Gefahr hin, dass er dann niemals erfahren würde, was wirklich mit Felix geschehen war. Doch das war jetzt zweitrangig. Ihre wahnsinnige Schnitzeljagd nach einem Phantom musste endlich ein Ende fi nden. Simon wäre eben beinahe ermordet worden. Das war die Realität, und nicht seine Hirngespinste um Felix und den Jungen mit dem Feuermal.
Stern spürte zwei kleine Finger auf seiner Schulter. »Alles okay?«, fragte Simon.
Der Anwalt fühlte, wie sich seine Augen schon wieder mit Tränen füllen wollten. Er hatte den Jungen gerade mit einem grinsenden Monster in der Hölle allein gelassen. Und da wollte Simon wissen, wie er sich fühlte? »Mir geht’s gut«, log Robert. In Wahrheit wusste er nicht mehr, welche Sitzposition er noch einnehmen sollte, um die Schmerzen einigermaßen zu ertragen. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt aus der Villa geschafft hatte, ohne ohnmächtig im Flur zusammenzubrechen. Zum Glück besaß Simon anscheinend unglaubliche Selbstheilungskräfte und konnte aus eigener Kraft die Treppe hinuntergehen, nachdem Stern den Päderasten mit dem Teppichklebeband ans Bett gefesselt hatte.
Tina hatte sich nicht bewegt, als sie am Fuße der Treppe über sie hinweggestiegen waren, aber Stern glaubte fl ache Atembewegungen erkannt zu haben. Und obwohl ihm jeder zusätzliche Zentimeter Qualen bereitete, hatte er im Wohnzimmer noch seine verstreuten Anziehsachen zusammengesucht, bevor sie mit dem Auto durch die Garage entkommen waren. Er dankte Gott, dass es sich bei der amerikanischen Limousine um ein Automatikmodell handelte. Sein linker Fuß war bereits zu einem pochenden Klumpen angeschwollen, mit dem er kaum auftreten, geschweige denn eine Kupplung treten konnte.
»Dein Gesicht sieht aber schlimm aus«, sagte Simon heiser.»Und du klingst wie Kermit«, versuchte Stern zu scherzen.
Er klappte die Sonnenblende herunter, sah in den Schminkspiegel und musste dem Jungen zustimmen. Im Handschuhfach fand er einen Behälter mit feuchten Einwegtüchern für die Windschutzscheibe. Achselzuckend zog er eines aus der Packung und wischte sich damit etwas

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