Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Kind

Titel: Das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
Fahrgäste, die mir ihr ausgestiegen waren, an sich vorbeiziehen. Und jetzt?
Sie fühlte sich genauso hilfl os wie vor einer guten Stunde, als sie nicht wusste, wohin sie fahren sollte, um Simon und Robert zu retten. Nur dass es ihr jetzt körperlich um einiges schlechter ging. Ihr platzte der Schädel, ihr war übel, und der Bauch grummelte so stark, dass sie es als andauernde Vibration wahrnahm. Sie griff sich an den Magen. Ihre Hand blieb aus Versehen an der Kunststofftasche hängen. Jetzt vibrierten auch ihre Finger, und gleichzeitig begann etwas zu fi epen.
Carina brauchte zwei Anläufe, bis sie den Reißverschluss aufgezogen hatte. Sie wunderte sich kurz, dass alles Geld, die Medikamente und sogar ihre Waffe wieder in dem Hüftgürtel steckten, dann nahm sie den lärmenden Organizer aus der Tasche, den sie für Robert aufbewahren sollte. Sie klappte die Lederhülle auf und starrte auf den blinkenden Eintrag. Ein Termin. Das Fiepen sollte Robert an eine
Verabredung erinnern, die er am Donnerstag erst getroffen hatte. Und zwar ihretwegen.
Carina stellte den Alarm ab und wusste, dass das kein Zufall sein konnte. Das Spiel, das vor drei Tagen auf dem abgelegenen Industriegelände neben der Stadtautobahn begonnen hatte, ging weiter.
Sie schlang fröstelnd die Arme um sich, rieb mit den Händen an ihrem Oberkörper auf und ab, als könne sie dadurch die Fäden zerreißen, an denen der unsichtbare Marionettenspieler sie durch den Wahnsinn steuerte. Nach einer Weile setzte sie sich mit schlurfenden Schritten in Bewegung. Wenn sie sich beeilte, konnte sie es schaffen. Der Treffpunkt war nicht weit entfernt.
26.
A ls ihm auf dem Parkplatz an der Clayallee die Plastikfes seln angelegt wurden, erinnerte sich Stern an einen Satz, den eine Mandantin vor Jahren einmal zu ihm gesagt hatte: Es ist so, als ob du dein Leben an der Garderobe abgibst.
Die Frau war zwar nicht ungerechtfertigt verhaftet worden, so wie er gerade, aber dennoch musste Stern zugestehen, dass die Geldfälscherin den ersten Moment der verzweifelten Hilfl osigkeit recht gut beschrieben hatte. »Warum hier?« Engler sah in den Rückspiegel und wiederholte noch mal seine Frage an Stern. »Warum wollten Sie sich unbedingt mit mir vor einem Rummelplatz treffen?« Der Kommissar saß selbst am Steuer seines neutralen Dienst wagens. Nur Insider wussten, dass es sich bei der grauen Limousine um ein offi zielles Einsatzfahrzeug handelte. »Damit ich sehen konnte, ob Sie sich an unsere Abmachung halten.« Stern zwang sich, die Augen offen zu halten. So langsam wünschte er sich zwar mit all seinen Schmerzen eine gnädige Bewusstlosigkeit herbei, doch dafür war es jetzt noch zu früh.
»Ich musste sichergehen, dass Sie alleine kommen.« Stern empfahl Engler, durch die Heckscheibe einen Blick auf das blinkende Riesenrad zu werfen, von dem sie sich langsam entfernten. »Die Aussicht von da oben ist wirklich phantastisch.«
Er hatte den Polizisten vorhin aus einer Gondel heraus angerufen, damit er die Warnblinkanlage seines Fahrzeuges anschaltete. Nachdem er ihn so auf dem Besucherparkplatz lokalisieren konnte, blieb er noch für drei weitere Fahrten sitzen, bevor er beschloss, dass er das Risiko eingehen konnte. Und tatsächlich hatten ihn keine unsichtbaren Helfer aus dem Nichts angesprungen, als er zu dem Kommissar in den Wagen stieg.
»Verstehe.« Engler nickte anerkennend und musste plötzlich niesen.
»Aber Ihre Sorge war unbegründet«, sagte er, als sich seine Nase wieder beruhigt hatte. Er klang jetzt so erkältet wie bei ihrem allerersten Verhör. Unfassbar, dass es erst drei Tage her sein sollte.
»Wir werden per GPS getrackt«, hustete der Ermittler. »Die Zentrale weiß also immer, wo wir sind. Außerdem halte ich Sie für ein Arschloch. Nicht für gefährlich.« Er grinste in den Rückspiegel. »Wenigstens nicht für so gefährlich, dass ich nicht alleine mit Ihnen klarkommen würde.« Stern nickte und betrachtete sein linkes Handgelenk, an dem
die rauhen Kanten der Plastikhandschellen schon erste Spuren hinterließen.
»Aber warum wollten Sie sich unbedingt mit mir treffen? Wir sind nicht gerade ein Herz und eine Seele.« »Eben drum. Mein Vater hat immer gesagt, man soll Geschäfte nur mit seinen Feinden machen. Von denen kann man nicht verraten werden. Außerdem ist mir Brandmann nicht koscher. Ich kenn ihn nicht.«
»Kluger Mann, Ihr Vater. Um welchen Deal geht es denn?« »Ich werde Ihnen gleich Informationen geben, mit denen Sie in der Lage

Weitere Kostenlose Bücher