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Das Kind

Titel: Das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sind, mindestens zwei Verbrecher festzunehmen: einen Kinderhändler und den Rächer. Also den Kerl, der für die Männerleichen verantwortlich ist, die wir gefunden haben.«
Um sie herum wurde es plötzlich noch dunkler. Rechts und links der Fahrbahn verschwanden die Wohnhäuser hinter den regennassen Scheiben. Sie ließen den beleuchteten Teil des Hüttenwegs hinter sich und fuhren eine Verbindungsstrecke zwischen Charlottenburg und Zehlendorf, die sie einmal quer durch den Grunewald führte.
»Okay, und was wollen Sie als Gegenleistung?« »Egal, was Sie gegen mich in der Hand zu haben glauben, und ganz gleich, was ich Ihnen jetzt erzähle – Sie müssen sofort die Kinder meiner Exfrau unter Polizeischutz stellen.«
»Warum?«
»Weil ich erpresst werde. Das bringt mich schon zu meiner zweiten Forderung: Sie müssen mich bis morgen früh sechs Uhr wieder freilassen.«
»Sie sind wohl übergeschnappt?«
»Mag sein. Aber nicht so sehr wie diese Wahnsinnigen hier.« »Was ist das?« Engler warf einen fl üchtigen Blick auf den
Beifahrersitz. Stern hatte mit seinen gefesselten Händen mühsam ein winziges Videoband aus seinem Jackett gefi ngert und zu dem Polizisten nach vorne geworfen. »Das ist ein Band aus dem Schlafzimmer des Maklers in Wannsee. Schauen Sie sich an, was er und seine Frau mit Simon machen wollten, wenn Sie die Nerven dazu haben.« »Ist er der Drahtzieher?«
»Der Makler? Nein.«
Stern erklärte Engler so schnell es ging, was er in den letzten Stunden herausgefunden hatte.
»Morgen früh soll an einem Treffpunkt für Pädophile ein Baby verkauft werden. Simon hat die Vision, dass er bei dieser Übergabe den Kinderhändler töten wird. Aus Rache.« »Und das glauben Sie?«
»Nein. Wenn überhaupt, wird morgen früh nicht Simon, sondern ein anderer Rächer auf der Brücke erscheinen. Und er wird den Verkäufer erschießen, sobald er die Gelegenheit dazu erhält.«
Engler fuhr langsam an die Kreuzung Hüttenweg, Ecke Koenigsallee heran.
»Schön, mal angenommen, an Ihrer haarsträubenden Theorie wäre etwas dran«, fragte der Kommissar misstrauisch, »woher weiß der Junge davon?«
Stern sah sich um, ob ihnen jemand folgte, aber außer einem Motorrad, das sich vor ihnen in Richtung Avus entfernte, standen sie momentan allein an der roten Ampel, mitten im Wald.
»Warum kann Ihr Mandant, Simon Sachs, jetzt auf einmal nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft blicken?«
»Keine Ahnung.«
Der Regen wurde dichter. Engler stellte den Scheibenwi scher eine Stufe schneller.
»›Keine Ahnung‹ ist eine schlechte Antwort, wenn Sie von mir wieder freigelassen werden wollen. Woher weiß ich denn, dass Sie da nicht selbst mitmischen?« Sie fuhren weiter, und Stern wunderte sich kurz über die veränderten Motorgeräusche. Es klang so, als hätte Engler Benzin mit einer zu niedrigen Oktanzahl getankt. »Das ist der Grund, weshalb Sie mich nicht einsperren dürfen. Ich werde es Ihnen morgen früh beweisen. Auf der Brücke.«
»Und wo genau soll die sein?«
»Erst machen wir den Deal, dann verrate ich Ihnen die Adresse.«
Moment mal! Was ist das denn jetzt?
Stern beugte sich irritiert nach vorne. Er hatte sich geirrt. Mit dem Motor war alles okay. Das rasenmäherartige Geräusch, das er hörte, kam von außen. Und es wurde lauter. »Weiß noch jemand von unserem Treffen?«, fragte Engler plötzlich. Er wirkte nervös, und die Anspannung übertrug sich unmittelbar auf Stern.
»Niemand«, antwortete Robert zögerlich.
»Und was ist das für eine Nummer gewesen?« »Welche Nummer?«
Robert tastete nach dem Funktelefon in seiner Jackentasche. Es war immer noch angeschaltet. Das bedeutete … »Über die Sie mich angerufen haben. Wem gehört das Handy?«
Engler wurde immer hektischer, drehte sich während der Fahrt nach hinten um.
»Dem Makler, aber wieso …?«
Die Scheibenwischer zogen nach rechts, verteilten das Regenwasser, das sich für einen kurzen Moment wie eine Lupe
über die Windschutzscheibe legte, und dadurch konnte er es sehen.
Der Motorradfahrer . Er hatte gewendet. Das Licht ausge schaltet und fuhr ohne Helm mit ausgestrecktem Arm direkt auf sie zu.
Die Ampel wurde grün, und Engler legte den Gang ein. Oh, verdammt . Borchert hat uns doch alle ausdrücklich gewarnt. Jedes Kleinkind kann ein Handy orten und …
Es knallte. Und Sterns Gedanken setzten aus.
27.
D ie drei Schüsse klangen völlig ungefährlich, wie das Zi schen nasser Silvesterböller, bei denen nur die Hälfte des

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