Das Kinder-Gesundheitsbuch
Dabei ist die menschliche Haut der aller Tiere überlegen: Während Tiere durch Felle, Federn oder Schuppen an die jeweiligen Wärmebedingungen ihrer Umwelt einseitig angepasst sind – der Eisbär anders als die Wüstenmaus –, kann sich der Mensch an alle Wärmebedingungen der Erde anpassen.
Die Anpassung erfolgt zum einen über die Kleidung, zum anderen, weil die menschliche Haut selbst weitaus mehr Wärmeregulationsmöglichkeiten hat als die von Tieren – etwa dadurch, dass wir uns durch Schwitzen abkühlen können, indem der Schweiß verdunstet, oder sich die Haut zusammenzieht (»Gänsehaut«), wenn wir frieren, und wir dadurch weniger auskühlen. Zudem können wir die Durchblutung in den kleinsten Blutgefäßen der Haut stark verändern. So bekommen wir eine eher rote Haut, wenn uns zu warm ist (Weitstellung der Blutgefäße) und eine eher weiße Haut, wenn uns kalt ist (Engstellung der Blutgefäße).
Fieber ist ein besonders gutes Beispiel für die menschlichen Regulationsmöglichkeiten. Wir nehmen es unmittelbar an der Haut wahr: Im Schüttelfrost wird alle Wärme im Innern des Kindes konzentriert, das dadurch erhitzt werden kann, so dass es Fieber bekommt (zum Sinn von Fieber siehe ab > ). Die gerötete, schwitzende Haut zeigt daraufhin, dass der Organismus mit Eigenwärme gesättigt ist und jetzt Wärme über die Haut abgeben muss.
Wärmestau beim plötzlichen Säuglingstod
Im Zusammenhang mit zu viel Wärme, die nicht über die Haut abgegeben werden kann, steht auch das Thema des plötzlichen Säuglingstodes: Es bedeutete für die Kinderheilkunde eine Revolution zu erkennen, dass Säuglinge (noch 1985 waren es drei von Tausend) spontan sterben können, wenn sie im Schlaf in Bauchlage liegend unter einen Wärmestau geraten.
Um die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Kindstods zu verringern, müssen neben der Vermeidung eines Wärmestaus noch weitere Gesichtspunkte beachtet werden (siehe > ). In dem gut gemeinten Bestreben, das Kind nicht zu überwärmen, darf jedoch auch nicht das Gegenteil passieren: Der englische Ausdruck »keep your baby cool« meint zwar das richtige, kann aber auch zu einseitig verstanden werden. Es muss heißen: Sorge dafür, dass dein Baby im Schlaf möglichst ungestört seine Wärme selbst regulieren kann. Und zwar indem Du es nicht zu warm zudeckst und anziehst, aber dennoch so ausreichend umhüllst, dass es seine eigene Wärme ohne größere Anstrengungen aufrechterhalten kann. Das heißt, ohne dass es diese im Inneren zentralisieren muss, was sich in kalten, vielleicht sogar blass-blauen Händen und Lippen zeigt. Es geht also um das Wärmegleichgewicht des Kindes, nicht um Kühlung!
Bezug der Haut zu Luft und Licht
Die Haut hat auch eine Beziehung zur Atmosphäre, zu Licht und Luft: Während ein Frosch noch weitgehend über die Haut atmet, tut dies Ihr »kleiner Frosch« nur noch in sehr geringem Umfang. Diese Aufgabe erfüllt beim Menschen die Lunge innerhalb des Brustkorbs. Behalten hat die Haut jedoch die Beziehung zum Licht, denn wir sind auf die Aufnahme von Sonnenlicht angewiesen, um eine lebenswichtige Substanz, das Vitamin D, zu bilden. Dieses Vitamin ist nicht nur für unsere Knochenbildung unentbehrlich, sondern auch für das Immunsystem.
Vitamin-D-Mangel führt genauso wie ein unzureichender Wärmeschutz zu vermehrter Infektanfälligkeit.
Heutzutage wird die Sonne als Feind der Haut angesehen, da sie Hautkrebs verursachen kann.
Bereits bei der ersten zarten Frühlingssonne bekommen Kinder chemische Sonnenschutzmittel auf die Haut gecremt, die den Organismus belasten und die notwendige Lichtaufnahme behindern können. Kinder brauchen jedoch das Sonnenlicht, und sie können sich den Lichtbedingungen ihres Wohnorts im Jahreslauf problemlos anpassen, wenn sie täglich im Freien spielen. Sie haben aber keine Chance, sich im Sommer an die pralle Mittagssonne im Freibad anzupassen, vor allem funktioniert es nicht, wenn sie auf dem Gletscher Ski fahren oder nach Südspanien in den Urlaub fliegen. Der Lichtschutz wird deshalb für den modernen, mobilen Lebensstil wichtig, aber auch hier muss man auf das Gleichgewicht achten. Wärme und Licht der Erde stammen von der Sonne, und unsere Haut ist das Beziehungsorgan zu beiden.
Haut und Flüssigkeitsregulation
Auch beim Regulieren des Flüssigkeitsorganismus spielt die Haut eine wichtige Rolle. Einerseits schützt die Haut das Kind vor zu starker Verdunstung seiner Körperflüssigkeit – das können Früh- und
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