Das Kinder-Gesundheitsbuch

oder der Musik werden mit dem ganzen Körper durch Bewegungsabläufe für den Ausführenden spürbar und für den Zuschauer sichtbar gemacht. Sowohl in der Musik als auch in der Sprache kommen immer seelische Qualitäten zum Ausdruck.
    Deshalb handelt es sich in der Eurythmie nicht nur um einfache Bewegungen wie bei der Gymnastik, sondern um solche, durch die das Seelische unmittelbar angesprochen und aktiviert wird. In der Heileurythmie werden die eurythmischen Übungen so durchgeführt, dass damit eine bestimmte Wirkung auf den Organismus erreicht wird. So können einige Übungen die Darmbewegung anregen oder beruhigen, andere Übungen wirken entkrampfend auf die Ausatmung oder vertiefen die Einatmung und so fort.
    Heileurythmie wirkt unmittelbar auf das Rhythmische System des Kindes, also auf das zentrale ausgleichende, harmonisierende System des menschlichen Organismus.
    Heileurythmie hat sich bei vielen Krankheitsbildern im Kindesalter therapeutisch bewährt.
    Sie stellt auch eine wichtige Behandlungsmöglichkeit bei kindlichen Entwicklungsstörungen, psychischen Erkrankungen und unterschiedlichen Formen von Behinderung dar. Im Praxisteil finden Sie immer einen Hinweis, wenn die ergänzende Heileurythmie bei einer Erkrankung sinnvoll ist.
    Bei der Therapie gestalten die Kinder bestimmte Gebärden, Worte und Laute zu fließenden Bewegungsabläufen. Dadurch können sie zu einem individuellen Rhythmus zurückfinden und den Gesundungsprozess selbst aktiv unterstützen. Als »eu«, also »schön«, gilt bei der Eurythmie, wenn es zu einer Übereinstimmung von Innen und Außen kommt, wenn durch äußere Bewegungen Inneres dargestellt werden kann oder erlebbar wird. So wie dem Therapeuten bei der Maltherapie Farben und Formen, dem Musiktherapeuten Melodien und Intervalle, dem Sprachtherapeuten Vokale und Konsonanten als »Medikamente« zur Verfügung stehen, bedient sich der Eurythmie-Therapeut verschiedener Bewegungsheilmittel. Jedem Ton und Intervall, jedem Vokal und Konsonanten entsprechen eigene Bewegungen. Diese werden entweder mit dem ganzen Körper oder nur mit den Armen, Beinen, Füßen, Händen oder einzelnen Fingern ausgeführt. Dabei passt der Therapeut die Bewegungsabläufe dem Zustand des Patienten an, sie werden gegebenenfalls durch Schritte und Sprünge ergänzt.
    Heileurythmie ist auch mit schwerstkranken oder intensivmedizinisch behandelten Kindern möglich. Sie kann im Stehen, Sitzen oder Liegen ausgeführt werden.
Die Ich-Kräfte stärken
    Jeder Mensch hat seinen individuellen Lebensweg, seine Biografie oder – bildlich gesprochen – seine eigene Lebensmelodie. Wenn ein Mensch über Jahre hinweg das Gefühl hat, diese Melodie nicht spielen oder komponieren zu können, führt das zu Verstimmungen im Seelischen – sowohl im Fühlen, im Wollen als auch im Denken. Die körperlichen Folgen sind geschwächte einzelne Organe oder Organfunktionen bis hin zu einer erhöhten Infektanfälligkeit.
    Eltern können die Ich-Kräfte ihrer Kinder auf vielfältige Weise stärken, wodurch sich auf Dauer die Stimmungen im Bereich des Seelischen verbessern und auch die Organfunktionen gestärkt werden können.
    Folgende Fragen können dabei helfen:
Geben wir unserem Kind genügend Rückhalt, sind wir verlässlich da, wenn es uns braucht?
    Fühlt sich unser Kind geborgen?
Haben wir auch unseren eigenen Raum – leben wir unserem Kind vor, was es heißt, selbst eine Persönlichkeit zu sein? Leben wir ihm vor, wie man die Beziehung zu seinem Partner bzw. anderen Menschen pflegt?
Hören wir unserem Kind richtig zu? Hören wir einander zu, ehe wir sprechen?
Sprechen wir wirklich mit unserem Kind, neben all dem, was wir ihm sagen müssen, damit der Alltag funktioniert?
Wie sprechen wir miteinander in Gegenwart unseres Kindes? – Das Gespräch der Erwachsenen untereinander hat eine tiefe Wirkung auf die reifende Persönlichkeit des Kindes.
Wie gut und gesund ist der Alltag unseres Kindes rhythmisiert? Hat es die nötigen festen Mahlzeiten, Phasen der Ruhe und der Aktivität, des Schlafens und Wachens?
Wie ist unser Umgang mit Wärme? Körperliche und seelische Wärme sind lebensnotwendig für Kinder. Dazu gehören Gesten der Zuneigung und Zärtlichkeit genauso wie wärmende Kleidung, Nahrung und der Umgang mit Fieber.
Spielen wir genug mit unserem Kind? Lassen wir es genügend spielen? Hier möchten wir ausdrücklich betonen: Spiele mit dem Computer sind in unseren Augen kein echtes Spiel, weil sie in den meisten Fällen