Das Kinder-Gesundheitsbuch
pralles Sonnenlicht, sondern es genügt der Halbschatten bzw. das Licht des blauen Himmels. Wenn das Gesicht eines Kindes mindestens eine halbe, besser eine ganze Stunde im Freien dem Licht ausgesetzt wird, kann es zumindest in deutschen Breitengraden in den Monaten von April bis Oktober so viel Vitamin D selbst bilden, wie es für seinen individuellen Knochenaufbau braucht. Außerdem ist Vitamin D in kleinen Mengen in der Muttermilch enthalten, was allerdings alleine für einen gesunden Knochenaufbau nicht ausreicht.
WORAN ZEIGT SICH EINE RACHITIS?
Im Bereich des Kopfes kann starker Kopfschweiß (sauer riechend) auftreten, im weiteren Verlauf weiche Schädeldachknochen, die sich wie bei einem Tischtennisball nach innen drücken lassen (so genannte Craniotabes). Zunehmende Unruhe im Schlaf oder Trinkschwäche abends können ein Frühzeichen sein. Bei stärkerer Ausprägung kommt es zu Verkrümmungen der Knochen sowie zu Verdickungen der Knochenenden. Durch den allgemeinen Kalziummangel kann es zu Krämpfen in der Muskulatur, zum Beispiel im Kehlkopfbereich, und damit zu bedrohlichen Atemstörungen kommen. Vor allem aber nimmt die Anfälligkeit für Infekte zu, die bei Vitamin-D-Mangel zudem schwerer verlaufen. Eine Rachitis ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, in der aufgrund eines Vitamin-D-Mangels das Unvermögen des Kindes zum Ausdruck kommt, dem Körper die richtige Statik, Festigkeit und Form zu geben. Während der industriellen Revolution bekamen besonders in England viele Kinder eine Rachitis. Schlechte Ernährung, vor allem aber das Leben in dunklen Wohnungen und Hinterhöfen mit allgemeinem Lichtmangel führten zu ungenügender Vitamin-D-Bildung.
EMPFOHLENE DOSIERUNG
Heute wird die allgemeine Gabe von Vitamin D mit 500 Einheiten (IE) pro Tag (zum Beispiel Vigantoletten-Tabletten mit 500 IE, 1 Tablette pro Tag) ab der zweiten Lebenswoche empfohlen, um einer Rachitis vorzubeugen. Das entspricht etwa der doppelten Menge des täglichen Bedarfs. Wird das Kind nicht gestillt, sondern mit einer adaptierten Pulvermilch ernährt, ist zu bedenken, dass diese ebenfalls Vitamin D enthält. Die Gabe sollte in der Regel bis zum Ende des zweiten Winters erfolgen. Besonders wichtig ist die Vitamin-D-Gabe für Frühgeborene, für Kinder, die für ihr Alter zu klein und untergewichtig sind, für Kinder, die nicht regelmäßig ins Freie können und für dunkelhäutige Kinder, da sie in nördlichen Breiten weniger Vitamin D bilden als hellhäutige. Vorsicht ist auch bei Spezialdiäten, zum Beispiel bei Neurodermitis, geboten – hier kann es zu einem Mangel von Vitamin D und Kalzium kommen.
Im Gegensatz dazu kann bei reifen, normal gewichtigen Säuglingen mit heller Hautfarbe, deren Eltern die Möglichkeit haben, regelmäßig mit dem Kind ins Freie zu gehen (Zeitangaben siehe oben) die erforderliche Vitamin-D-Gabe individuell mit dem Kinderarzt besprochen und etwa während der Sommermonate auch ganz weggelassen werden. Bitte entscheiden Sie nicht ohne Untersuchung und Beratung durch den Kinderarzt über die notwendige Vitamin-D-Dosis! In der Anthroposophischen Medizin können die Selbstregulationskräfte im Bereich des Knochenaufbaus medikamentös unterstützt werden, etwa durch die Gabe von Apatit D6 Trit. WELEDA (morgens eine Messerspitze) und durch Conchae/Quercus comp. S Trit. WELEDA (morgens und abends eine Messerspitze) bei Säuglingen, die eher »gemütlich«, etwas träge und »verschlafen« sind, bzw. durch Quarz D6 Trit. WELEDA (morgens und abends eine Messerspitze) bei Säuglingen, deren Körper eher zart und klein ist, deren Finger sehr feingliedrig sind und die einen auffallend wachen Gesichtsausdruck haben. Kinder ohne regelmäßige Vitamin-D-Gabe sollten kinderärztlich alle vier Wochen während der Winter- und alle sechs Wochen während der Sommermonate untersucht werden, um früh genug einzugreifen, falls der richtige Knochenaufbau aus eigenen Kräften nicht mehr gelingt.
Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen in westlichen Ländern zeigen, dass ein Vitamin-D-Mangel gerade bei Jugendlichen immer häufiger wird. Grund dafür ist die mangelnde Aufnahme von Sonnenlicht an langen Schultagen und während der Stunden vor dem PC und Fernseher.
Kinder von Migranten aus südlichen Ländern weisen meist einen dunkleren Hauttyp auf. Sie benötigen mehr Sonnenlicht, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Es ist wichtig, bei einer starken Infektanfälligkeit des Kindes vor allem gegen Ende des Winters daran
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