Das Kinder-Gesundheitsbuch
jungen Frauen vor einer Schwangerschaft eine Immunität gegen Masern (und Röteln!) aufweisen, was zunehmend nur durch Impfung möglich ist. Vorsicht: Impfungen gegen Masern und Röteln können versagen, man sollte deshalb in der Pubertät durch eine Blutuntersuchung sicherstellen, dass diese Immunität vorliegt. Andererseits ist zu erwägen, ältere, noch nicht geimpfte Geschwister von Neugeborenen gegen Masern zu impfen oder rechtzeitig durch eine Blutuntersuchung zu überprüfen, ob der Masernschutz vorhanden ist. So lässt sich ausschließen, dass der Säugling angesteckt werden könnte.
DAS IMMUNSYSTEM WILL LERNEN
Das menschliche Immunsystem verdankt seine Fähigkeiten lebenslangen Lernprozessen und bildet sich ebenso individuell aus wie das menschliche Gehirn. Impfungen sind Eingriffe in dieses System. Es ist der Sinn einer Impfung, »vorher da zu sein«, nämlich ehe das Kind der realen Gefahr begegnet, gegen die die Impfung schützen soll. Dadurch kann die Bedrohung durch die Krankheit fast immer abgewendet werden. Auf der anderen Seite wird dem Immunsystems eine Lernleistung abgefordert, die bei allen Vorteilen von zunehmend mehr Ärzten und Eltern auch kritisch betrachtet wird:
Statt sich mit einem realen Erreger auseinanderzusetzen, erfolgt der Lernvorgang an (zum Teil abgetöteten) Bruchstücken und zwar gleichzeitig an den Bruchstücken von bis zu sechs oder nun auch sieben unterschiedlichen Erregern. Dieser durch die Mehrfachimpfung gezielt herbei geführte Lernvorgang findet in der Säuglingszeit statt, in der das Immunsystem eigentlich dazu veranlagt ist, noch ganz unspezifisch zu reagieren (siehe > ). Die Fähigkeit, spezifisch und gezielt reagieren zu können, entwickelt sich im Immunsystem erst im Laufe des ersten Lebensjahres. Somit werden dem Immunsystem – bildlich gesprochen – durch die Impfungen und die Notwendigkeit, spezifisch auf die verschiedenen Krankheitserreger zu reagieren, Aufgaben aus der »dritten Schulklasse« gestellt, obwohl es sich erst in der »ersten Klasse« befindet. So findet in gewisser Hinsicht auf leiblicher Ebene eine »Früh-Intellektualisierung« statt.
Die Vorteile der Krankheitsvermeidung liegen klar auf der Hand, doch mehren sich auch die Stimmen, die einen Zusammenhang zwischen diesem frühen Eingriff in die Lernprozesse des Immunsystems und späteren Störungen des Immunsystems wie Allergien und Autoimmunerkrankungen sehen. Deshalb sollte bei jeder Impfung abgewogen werden, ob eine akute Bedrohung durch die Krankheit für das Kind vorliegt, die eine Impfung bereits im zweiten Lebensmonat rechtfertigt.
Da die Lernfähigkeit des Immunsystems am empfindlichsten im ersten Lebensjahr gestört werden kann, sollte in diesem Alter nach heutigen Erkenntnissen zwar so früh wie nötig, aber so spät wie möglich geimpft werden.
Der Stich einer Impfung hinterlässt keine seelische Wunde, wenn Eltern und Arzt sich etwas Zeit nehmen, das Kind vorzubereiten und zu beruhigen.
DER RICHTIGE IMPFZEITPUNKT
Haben Sie sich für eine Impfung entschieden, sollte Ihr Kind gesund und keinen größeren Belastungen ausgesetzt sein: Jedes Kind muss vor einer Impfung ausreichend untersucht werden.
Wenn die Eltern oder der Kinderarzt krankheitsverdächtige Zeichen feststellen, wenn andere Familienmitglieder akut an ansteckenden Krankheiten leiden, sollten Kinder nicht geimpft werden – darin sind sich alle einig. Darüber hinaus gilt, dass ein Kind nicht gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken geimpft werden sollte, wenn es in den darauf folgenden 14 Tagen außergewöhnlichen körperlichen oder geistigen Beanspruchungen ausgesetzt ist. Denn die Impfung gegen die genannten Krankheiten erfolgt mit lebenden Erregern. Diese »Lebendimpfstoffe« führen zunächst zu einer Vermehrung des Impfvirus und der Körper muss die künstliche Infektion als stille Krankheit überwinden, damit sich die gewünschte Immunität zum Beispiel gegen Masern oder Röteln entwickelt. Wenn sich das Kind während dieser Phase einer anstrengenden Bergtour, einem sportlichen Wettkampf oder einer schulischen Aufnahmeprüfung unterzieht, kann die Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfvirus misslingen – mit allen möglicherweise schwerwiegenden Folgen!
Lassen Sie Ihr Kind vorzugsweise in der infektarmen, wärmeren Jahreszeit von April/Mai bis September/Oktober impfen, da es nach der Impfung eine vorübergehend erhöhte Infektanfälligkeit aufweisen kann. In Zeiten, in denen viele Menschen an
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