Das Kinder-Gesundheitsbuch

auch wenn sie, wie bei der Kinderlähmung, nicht alle daran erkrankten. Die meisten Kinderkrankheiten führen zu einer Immunität des Organismus gegen den auslösenden Erreger.
    Der Kinderarzt kann die Kinderkrankheiten meistens durch eine »Blickdiagnose« erkennen.
    Im Zweifelsfall lässt sich im Blut durch Bestimmung der Antikörper eine spezifische Antwort des Organismus auf die Erreger nachweisen.
    Durch Abstriche an den Mandeln bei Scharlach oder aus der Nase bei Keuchhusten können die Erreger direkt nachgewiesen werden.
    Besonders wichtig ist es, dass das Kind eine Kinderkrankheit gründlich ausheilen kann.
    Denn wird ihm keine ausreichende Rekonvaleszenzphase gewährt, können Kinderkrankheiten sein Immunsystem anhaltend schwächen.
    Das Thema Impfen
    Heute treten in Ländern mit gutem medizinischen Standard, hohem sozialen Status und entsprechender Durchimpfungsrate die klassischen Kinderkrankheiten immer seltener auf.
    Wenn sie auftreten, dann am ehesten bei Säuglingen, Jugendlichen oder Erwachsenen. Mehrere Gründe können vorliegen, dass es bei Jugendlichen und Erwachsenen zum Ausbruch von Kinderkrankheiten kommt: Entweder sind die Jugendlichen und Erwachsenen nicht geimpft, oder sie sind geimpft worden und haben den Impfschutz nicht mehr aufgefrischt, oder sie sind geimpft worden und die Impfung hat von Anfang an nicht angeschlagen (so genannte Impfversager). Einigkeit besteht darüber, dass die Komplikationen deutlich ansteigen, wenn die klassischen Kinderkrankheiten bei Säuglingen, Jugendlichen oder Erwachsenen auftreten und nicht im typischen Kindesalter. Bei einigen Kinderkrankheiten kann es in seltenen Fällen zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen, was der Grund für eine möglichst frühe Impfung sein kann.
    Andererseits kann die Verdrängung durch die Frühimpfung bei bestimmten Krankheiten, zum Beispiel bei der Impfung gegen Windpocken, auf lange Sicht auch nachteilige Folgen im Erwachsenenalter haben, weil die Erkrankung dann statt im Kindesalter bei Erwachsenen auftritt. In den USA schätzt man, dass mehrere Millionen Erwachsene in den nächsten Jahrzehnten bereits mit unter 50 Jahren an Gürtelrose erkranken werden. Diese Erkrankung, die normalerweise nur ältere Menschen trifft, wird durch das Windpockenvirus ausgelöst und ist schmerzhaft und zum Teil sehr langwierig. Sie tritt dann auf, wenn die körpereigene Immunität gegen Windpockenviren nachlässt. Diese Immunität wird besonders dadurch aufrechterhalten, dass man immer wieder dem Virus begegnet und dadurch seine eigene »Erinnerung« an die als Kind durchgemachten Windpocken verstärkt. Kinderärzte, die dem Windpockenvirus oft begegnen, haben praktisch nie Gürtelrose. Als Ursache für die mangelhafte Immunität wird die Impfung gegen Windpocken angesehen, denn die Immunität ist weit größer, wenn die Krankheit durchlebt wurde.
    In anderen Fällen ist es erfolgreich gelungen, die Erkrankung sowohl für das Kindes- als auch das Erwachsenenalter zu verdrängen. So war die Diphterie vor rund 100 Jahren die häufigste infektiöse Todesursache im Kindesalter, und die Kinderlähmung hat noch vor 60 Jahren viele lebenslang anhaltende Lähmungen und auch Todesfälle hervorgerufen. Entsprechend glücklich sind wir heute, dass diese beiden Erkrankungen aktuell in Mitteleuropa kaum mehr bei Kindern vorkommen.
Ganzheitliche Gesichtspunkte
    Der kindliche Organismus wehrt sich gegen die Erreger, indem er sie auszuscheiden versucht. In welcher Form und wann diese Ausscheidung erfolgt, ist bei jeder Kinderkrankheit anders: Zum Beispiel kommt es bei Masern, Röteln, Scharlach, Dreitagefieber und Windpocken zu Ausschlägen an der Haut, bei Scharlach und Windpocken zeigen sie sich auch an den Schleimhäuten, bei Mumps kommt es zu Schwellungen von Drüsen oder beim Keuchhusten zu typischen Hustenattacken.
    Die Ausscheidungsmuster bei den Kinderkrankheiten sind also sehr verschieden. Alle Prozesse, bei denen der Körper etwas ausscheidet, etwa beim Schwitzen oder beim Wasser lassen, zeigen, dass die Seele in körperliche Prozesse eingreift:
    Jeder von uns kennt die Situation, in der sich seelische Regungen zum Beispiel an der Feuchtigkeit der Handinnenflächen ablesen lassen oder daran, dass wir dauernd auf die Toilette laufen müssen. Charakteristisch für die Verläufe von Kinderkrankheiten ist, dass es in der Abwehr der auslösenden Erreger zu differenzierten und spezifischen Ausscheidungsvorgängen kommt. Das bedeutet: Kinderkrankheiten