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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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die Vermisstenmeldung von Wilhelm von Zernikow angefordert. Ein widerlicher, schwitzender Mann hat dir einen Umschlag gebracht, in dem Fotos sein sollen. Und ich bin heute Abend mit Georg Schäffling verabredet. Ich habe ihn eingeladen, wahrscheinlich ist die kleine Griebe deshalb darauf angesprungen.«
    Das klang gut.
    Hose und Hemd waren schmutzig und rochen muffig. Ich musste nach Hause und mich umziehen. Statt den Bus zu nehmen, rief ich mir lieber gleich ein Taxi. Eine halbe Stunde später öffnete ich die Tür zur Wohnung meiner Mutter.
    Sie war leer. Beide Damen waren nicht zu Hause. Ich war froh, keine Fragen beantworten zu müssen, und suchte im Kleiderschrank nach etwas Anziehbarem. Ich hatte nichts mehr. Aber den Anzug, mit dem ich den halben Konradshöher Friedhof umgegraben hatte, konnte ich ausbürsten. Ich zog ein T-Shirt unter die Jacke. Nicht gebügelt, aber wenigstens sauber. In diesem Aufzug fuhr ich nach Moabit ins Virchow-Klinikum.
    Milla Tscherednitschenkowa lag nun zwei Häuser weiter in einem hübschen, hellen Zweibettzimmer, von denen aber nur ihres belegt war. Sie schlief. Horst saß an ihrem Bett und löste das Kreuzworträtsel in der BTZ. Als er mich eintreten sah, lächelte er mir erfreut entgegen.
    »Es geht ihr besser«, flüsterte er. Ich holte mir den zweiten Stuhl. Milla trug noch immer einen dicken Verband um den Kopf. Die linke Gesichtshälfte war etwas geschwollen, aber sie
sah wieder erkennbar aus. Auf dem Nachttisch prangte der Rosenstrauß.
    »Keine neuen Blumen?«, fragte ich.
    Horst schüttelte den Kopf und faltete vorsichtig seine Zeitung zusammen. Dennoch war das leise Papierknistern laut genug, dass Milla erwachte. Sie blinzelte und versuchte, sich mit der Hand ins Gesicht zu fassen. Dann erkannte sie die Kanüle und die Flasche mit der Kochsalzlösung. Schließlich sah sie mich.
    »Jojo«, flüsterte sie. Ihre Lippen waren aufgesprungen. Sie versuchte sich aufzurichten, doch ich drückte sie sanft in das Kissen zurück.
    »Nicht. Nicht so viel bewegen.«
    Ihr Blick fiel auf Horst. Sie winkte mich näher heran.
    »Wer ist der Mann da an meinem Bett? Er ist dauernd da und sagt, er verlässt mich nicht. Das macht mir Angst.«
    »Horst ist harmlos«, flüsterte ich zurück. »Er ist dein Verlobter.«
    Ich setzte mich wieder aufrecht hin. »Darf ich bekannt machen? Milla Tscherednitschenkowa – Horst Cahlow.«
    Horst strahlte sie an.
    Milla lächelte unsicher. »Die Rosen – sind von ihm?«
    »Äh … ja«, sagte ich schnell.
    Horst nickte unsicher.
    »Milla«, sagte ich. »Erinnerst du dich an den Unfall?«
    »Nein. Überhaupt nicht. Es ist wie ausgelöscht im Kopf.«
    Sie griff sich an die Schläfe und betastete den Verband. »Meine Haare. Habe ich meine Haare noch?«
    »Aber natürlich«, beruhigte ich sie. »Denk bitte noch einmal nach. Was ist davor passiert? In deinem Hotel haben sie mir gesagt, du hättest eine Verabredung gehabt. Jemand hat dich mit einem Wagen abgeholt. Ist das richtig?«
    Sie sah mich an. Ihre Augen wurden feucht. »Ich weiß es nicht, Jojo. Ich denke darüber nach und weiß es nicht. Ich schließe die
Augen und wache in einem Krankenhaus auf, ich bin verlobt und kenne den Mann nicht. Ich habe Angst, Jojo.«
    »Aber an mich erinnerst du dich.«
    »Ja«, sagte sie mit einem schwachen Grinsen. »Du siehst schlimm aus. Hast du dich geprügelt?«
    Horst räusperte sich. Vielleicht wollte er damit zu verstehen geben, dass er nichts dagegen hätte, auch in das Gespräch mit einbezogen zu werden. Ich deutete auf ihn.
    »Horst hat Tag und Nacht bei dir Wache gehalten.«
    Milla zog die Bettdecke ein Stückchen weiter hoch und musterte ihn.
    »Er ist ein Freund. Er hat dich nach Deutschland geholt. Er hat auf dich gewartet und sich große Sorgen gemacht.«
    »Ah ja?«, kam es ungläubig aus ihrem Mund. »Horst … das Internet?«
    »Ja!«, rief Horst. »Sie erinnert sich! Milla, jetzt wird alles gut!«
    Milla verdrehte die Augen. »Schick ihn raus«, flüsterte sie.
    Ich bat Horst, die Rosen ins Schwesternzimmer zu bringen.
    Als er gegangen war, zupfte mich Milla am Ärmel und zog mich näher zu sich. »Es ist immer besser, nichts zu wissen. Man darf nie alles sagen, verstehst du? Ich habe einen Anruf bekommen.«
    »Mann oder Frau?«
    »Ein Mann. Er sagte, ich bekomme die Unterschrift. Ich soll anrufen, wenn ich Zeit habe, und er hat mir eine Nummer gegeben. Er wollte mich abholen lassen.«
    »Hast du ihn erkannt?«
    »Nein. Der Fahrer trug eine

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