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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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draußen?«
    »Wie kommen Sie auf die Idee?«
    Dressler schmatzte wieder in den Hörer. Vermutlich war gerade kein Gin Fizz in der Nähe. »Ich war heute Vormittag auf einer Polizeipressekonferenz. Ein Irrer hat eine BVG-Fähre entführt, die daraufhin wild beschossen wurde.«
    »Wirklich? Von wem?«
    »Tja, das ist leider nicht bekannt. Die Täter konnten entkommen. Sitzen wohl in irgendeinem Spreewald-Kanal fest. Aber der Entführer, der hatte meiner Meinung nach ziemlich viel Ähnlichkeit mit Ihrer vermatschten Visage.«
    In diesem Moment kam Marie-Luise herein. Ich legte den Finger an meine Lippen und drückte auf den Lautsprecherknopf, damit sie das Gespräch mitverfolgen konnte.
    »Ich weiß, dass Sie bei der Sache mit der Fähre mit drinstecken. Ich rieche das. Und ich finde es raus. Dann ist Schluss mit Ihnen und Ihrer sauberen Verlobten.«
    »Wir haben Ihren Anruf aufgezeichnet. Im Moment erfüllen Sie gerade den Straftatbestand der Nötigung. Falls Sie nicht vorbestraft sind, gibt das allein schon …«
    Es klickte in der Leitung. Er hatte aufgelegt.
    »Wer war das?«, fragte Marie-Luise.
    »Ein Fotograf. Der, der den Umschlag gebracht hat. Er ist schon seit Monaten hinter Sigrun her. Er weiß, was mit Olga passiert ist und dass es eine Verbindung zu Milla gibt.«
    »Und zu Köpenick. Hat er dich erkannt?«

    Ich stand auf und ging in die Küche. Dort stand das einzige noch funktionierende Radio. Es war kurz vor zwei Uhr. Die Minuten bis zu den Nachrichten verbrachte ich damit, Kaffee zu kochen. Dann setzten wir uns alle an den Tisch. Marie-Luise, Kevin und ich. Die Nachrichten begannen mit den üblichen Krisenmeldungen aus aller Welt, fuhren fort mit den weiteren Sparmaßnahmen des Senats, vermeldeten dann ein Großfeuer in einer Reifenfabrik und – einen Überfall auf die Fähre der BVG zwischen Grünau und Wendenschloss.
    »Das war nicht viel.« Marie-Luise klang erleichtert. »Kein Wort von einem Einbruch. Und geschossen haben die anderen. Wenn du Glück hast, kannst du alles als lebensrettende Maßnahme hinstellen und dich von den Passagieren auch noch als Held feiern lassen.«
    »Eine Frage«, meldete sich Kevin. »Das wart ihr?«
    Marie-Luise schaltete das Radio aus. »Du hast nichts gesehen und nichts gehört, du weißt von nichts.«
    »Ach ja. Aber arbeiten darf ich für euch und im Dreck anderer Leute herumwühlen, was?«
    »Wie alt bist du?«, fragte ich ihn.
    »Zweiundzwanzig.«
    »Das ist entschieden zu jung, um da mit reingezogen zu werden.«
    »Ich bin schon drin.« Er verschränkte die Arme über der Brust. »Kleine Information über Abel von Lehnsfeld gefällig? War tätig als Kunsthändler und im höchstpersönlichen Auftrag im gesamten Gebiet des großkotzdeutschen Reiches für die Linzer Sammlung des allerwertesten Oberarschlochs unterwegs.«
    »Bitte in Schriftdeutsch«, forderte Marie-Luise.
    »Er hat Kunstschätze beschlagnahmt, bewertet und den diversesten Privatsammlungen der Obernazis zugeführt. Die guten ins Kröpfchen, die schlechten …«
    »… in den Keller«, riefen wir gleichzeitig.

    Marie-Luise sprang auf. Wir lachten und umarmten uns. Ich klopfte Kevin auf die Schulter.
    »Das war großartig. Eine super Recherche.«
    »Wir haben sie!«, rief Marie-Luise. »Endlich haben wir sie!«
    »Wen?«, fragte Kevin. »Wen haben wir?«
    »Gute Frage«, sagte ich. Wir setzten uns wieder. »Eine verdammt gute Frage.«

37
    Marie-Luise hatte sich mit Georg Schäffling um acht Uhr am Helmholtzplatz verabredet. In der Zwischenzeit rief ich Marietta an und überzeugte sie davon, dass der beste Ort für ein Rendezvous in ihrem Laden unmittelbar nach Geschäftsschluss sei. Marie-Luise lieh mir den Volvo, ich war pünktlich um halb sieben im Grunewald.
    Der Wachmann stellte sich mir vorsichtshalber in den Weg. Doch da hatte mich Marietta bereits gesehen und kam mit einem dicken Schlüsselbund zur Tür. »Danke. Den Rest mache ich.«
    »Einen schönen Feierabend«, brummte der Mann.
    Marietta bat mich herein und schloss die Tür insgesamt vier Mal ab. Sie musste sich sehr tief zu dem unteren Schloss beugen, und sie trug einen sehr engen Rock.
    »So«, sagte sie, als sie fertig war. »Jetzt sind wir unter uns. Champagner?«
    »Gerne.«
    Sie ging durch die Geschäftsräume voraus und verschwand hinter einem kostbaren Vorhang aus besticktem Gobelinstoff.
    » Mach es dir gemütlich!«, rief sie mir zu. Ich setzte mich auf einen der cremefarbenen Ledersessel im hinteren Teil der

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