Das Kleine Buch Der Lebenslust
und die Bilder aus der Kindheit daraufhin anzuschauen, inwieweit sie Freude widerspiegeln. Das Wahrnehmen der Freude, die ich als Kind hatte, kann mich in Berührung bringen mit der Freude, die unter den gegenwärtigen Sorgen verloren ging. Sie wartet auf dem Grund meiner Seele nur darauf, wieder hervorgelockt zu werden.
Der Himmel ist in dir – Die Kunst, glücklich zu sein
Der Himmel ist in dir
Die Kunst, glücklich zu sein
Unmöglich anderswo
„Es ist nicht einfach, das Glück in uns selbst zu finden. Und es ist unmöglich, es anderswo zu finden.“ Das eigene Herz, sagt Agnes Repplier, ist der einzige Ort, an dem wir das Glück zu finden vermögen. Wir können noch so weit fahren, um das Glück zu suchen. In der Fremde werden wir es nicht finden. Wir werden es nicht bei anderen Menschen finden, nicht im Beruf, nicht im Erfolg, nicht im Reichtum. Es ist nur in uns. Doch obwohl es dort verborgen ist, lässt es sich nicht so leicht finden. Es braucht ein feines Gespür, um es wahrzunehmen. Wir brauchen die Stille, um in Berührung zu kommen mit dem Glück, das auf dem Grund unseres Herzens in uns ruht. Wenn wir immer nur in Bewegung sind, werden wir es in uns nicht spüren. Es ist wie ein See. Nur wenn er ganz ruhig ist, spiegelt sich in ihm die Schönheit der Welt. Nur wenn wir stille stehen, spiegelt sich in uns die Herrlichkeit, die uns umgibt. Dann spüren wir die Freude, die in uns liegt.
Königsweg zum Glück
Manche haben so hohe Erwartungen an das Glück, dass sie es nie erreichen. Theodor Fontane zeigt einen anderen Weg zum Glück: „Wenn einem die 720 Minuten eines 12stündigen Tages ohne besonderen Ärger vergehen, so lässt sich von einem glücklichen Tag sprechen.“ Es ist schon viel, wenn der Tag ohne Ärger vorübergeht. Wir haben es nicht in der Hand, was uns in den 720 Minuten des Tages begegnet, ob uns ein Nachbar beschimpft, ob in der Arbeit etwas schief läuft, ob uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht oder sonst ein Missgeschick widerfährt. Wir sollten dankbar sein, wenn der Tag keinen Anlass zum Ärger bietet. Aber wir sind dem Tag und seinen Widerfahrnissen nicht einfach ausgeliefert. Es liegt auch an uns, wie wir auf das Geschehen des Tages reagieren. Wir können uns ärgern über die Schimpfworte des Nachbarn. Oder wir können sie bei ihm selber lassen, weil er mit seinem Schimpfen nur seine unzufriedene Seele offenbart. Ob wir uns von seiner kranken Seele anstecken lassen oder aber uns abgrenzen und schützen, das ist in unserer Hand. Insofern sind wir für den Tag ohneÄrger selber verantwortlich. Es ist ein glücklicher Tag, wenn es uns gelingt, auf das, was uns von außen widerfährt, nicht ärgerlich oder depressiv zu reagieren, sondern mit innerer Heiterkeit. Die stoische Philosophie spricht von „aequo animo“, vom inneren Gleichmut. Der Heilige Benedikt fordert diese Tugend gerade vom Cellerar, der ja als Verwalter ständig mit den Konflikten im Kloster zu tun hat. Gerade er soll sich nicht von den Reibereien der Mitbrüder und Mitarbeiter infizieren lassen, sondern mit Gleichmut und innerem Frieden reagieren. Dann wird er auch die ärgerliche Atmosphäre um sich herum läutern und Frieden verbreiten. Eine erprobte alte Regel. Wir alle könnten von ihr lernen. Heute ist der richtige Tag, um sie anzuwenden.
Ein Geschenk
„Wenn man alles Glück der Welt besitzt, es aber nicht als Geschenk betrachtet, dann wird es einem keine Freude schenken. Doch selbst ein Missgeschick wird denen Freude schenken, denen es gelingt, dafür dankbar zu sein.“ Der österreichische Benediktiner David Steindl-Rast, von dem diese Einsicht stammt, weiß aus eigener Erfahrung, was Glück ist. Und er begegnet vielen Menschen, die ihn um sein Glück beneiden. Er kann es nicht jedem mitteilen. Denn viele wollen das Glück besitzen, als ob sie ein Anrecht darauf hätten. Aber sie vergessen, dass man Glück immer nur als Geschenk entgegen nehmen kann. Nur wenn ich es mir schenken lasse, wird es mich mit Freude erfüllen. Sonst kann ich noch so viele wertvolle Menschen kennen – und werde mich über ihre Nähe nicht freuen können. Ich kann noch soviel Güter besitzen. Sie werden mich nicht glücklich machen.
David Steindl-Rast sieht in der Dankbarkeit den Schlüssel zur wahren Freude. Wer selbst dankbar sein kann, wenn ihm etwas gegen den Strich geht, den vermag auch das Missgeschick nicht aus seiner innerenFreude zu vertreiben. Die Dankbarkeit wird ihn lehren, dass selbst das, was seine
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