Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
stand plötzlich mitten in unwegsamem Gelände. Voll Entsetzen fasste sie sich an den Kopf. War sie jetzt verloren?
Als sie ein paar Schritte vorwärts machte, merkte sie voller Entsetzen, dass der Boden immer weicher wurde. Es schmatzte und gluckste unter ihren Tritten als wartete das Moor nur darauf, sie zu verschlingen.
Mit einem leisen, verzweifelten Aufschrei sank Silvia zu Boden. Die Angst lähmte sie und sie ahnte, dass jeder Schritt in der Dunkelheit ihr letzter sein konnte. Vor Hilflosigkeit begann sie zu weinen, und trotz aller Angst schlief sie irgendwann ein.
***
»Mir scheint, Sie sind sich nicht klar über die Folgen Ihres Schweigens, Herr Dr. Paulsen.« Erregt lief Andreas in dem spartanisch eingerichteten Büro des Rechtsanwalts auf und ab. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und auf seiner hohen Stirn bildete sich eine steile Unmutsfalte. »Sie müssen mir sagen, was es mit diesem Sigmund Willert auf sich hat. Ich sehe Ihnen doch an, dass Sie ihn kennen, dass Sie mehr wissen, als sie zugeben. Kein normaler Mensch macht wochenlang Urlaub in solch einem Nest, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht wünschen. Ganz abgesehen davon, dass es sich kaum jemand leisten kann, so lange von seiner Arbeitsstelle fern zu bleiben. Irgendetwas ist faul an dieser Geschichte, und ich möchte jetzt von Ihnen wissen, was es ist. Eher werden Sie mich nicht los, das kann ich Ihnen versprechen.«
Der alte Rechtsanwalt räusperte sich, dann erhob er sich umständlich von seinem Stuhl. »Ich denke, Sie sollten jetzt gehen, Herr Graf.« Mit müden Schritten schlurfte der Mann zur Tür.
Andreas hatte plötzlich den Eindruck, als wollte der Rechtsanwalt ihn loswerden, ehe ihm ein unbedachtes Wort entschlüpfen konnte. Natürlich war er an die Gesetze gebunden, und die besagten, dass er Schweigepflicht hatte. Das wusste Andreas nur zu genau. Doch es gab Ausnahmesituationen, für die es auch Ausnahmeregelungen geben musste.
»Bitte, Herr Doktor, sagen Sie mir endlich, was mit diesem Willert los ist. I ch dachte, Sie sind Frau Rosens Anwalt. Da müsste Ihnen doch das Wohl ihrer Klientin am Herzen liegen.«
»Wollen Sie damit etwa behaupten, dass Silvia Rosen einen Schaden erleiden könnte, wenn ich Ihnen... ich meine… « Ein argwöhnischer Blick traf Graf Andreas. »Was sollen diese Räubergeschichten? Auch Herrn Willert gegenüber habe ich eine gewisse Verpflichtung.«
Der Rechtsanwalt reckte sich, so gut er konnte, denn er fühlte sich seinem Gegenüber erheblich unterlegen. Dennoch war er ein ganzes Stück kleiner als Graf Andreas.
»Sie sind der einzige, Herr Dr . Paulsen, der das Geheimnis um Klara Rosens Sohn lüften kann.«
»Wie bitte?« Der ältere der beiden Männer schien. noch ein Stück zu wachsen. »Sie wissen davon?« Seine Erleichterung war unübersehbar.
»Ich weiß noch viel mehr«, trumpfe Graf Andreas auf. »Deshalb bin ich ja hergekommen. Sie sollen mir das bestätigen, was ich erfahren habe. Sigmund Willert ist Klara Rosens Sohn. Habe ich recht?«
Unmerklich nickte der Anwalt. »Ich darf Ihnen keine Auskünfte geben, denn ich war auch Klara Rosens Anwalt und somit ihr gegenüber zu Schweigen verpflichtet, da es sich bei Herrn Willert tatsächlich um ihren Sohn handelt«, wehrte er sich jetzt nur noch schwach.
Graf Andreas ging jedoch gar nicht darauf ein. »Klara Rosen hat ihren Sohn enterbt, weil der sie einmal fast umgebracht hätte. Und jetzt, nach ihrem Tod, ist dieser Willert zurückgekehrt, um sich das, wie er glaubt, ihm zustehende Erbe zu holen. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls gewonnen. Sehen Sie jetzt ein, Herr Doktor, dass Silvia in Gefahr ist?«
Ächzend ließ sich der Mann aufeinen Stuhl fallen und barg das Gesicht in den Händen. »Als Klara damals nach hier zog, war Sigmund bereits drei Jahre alt. Von Anfang an habe ich sie davor gewarnt, diesen Willert zu heiraten. Doch sie wollte. nicht hören. Der Mann war einfach kein Umgang für ein dreijähriges Kind.«
»Dann war er also gar nicht der Vater?« fragte Graf Andr eas überrascht. »Ich dachte.... «
»Nein, er, war nicht der Vater«, unterbrach ihn der Anwalt. Jetzt, da er sich entschlossen hatte zu sprechen, sprudelten die Worte nur so über seine Lippen. Es schien fast, als wäre er froh darüber, dass er sein Wissen endlich mit jemandem teilen konnte. »Sigmund lernte nichts Rechtes bei seinem Stiefvater, und ich bin überzeugt davon, dass sich die beiden auch nicht sonderlich mochten.« Er
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