Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
bist, kannst du dich nicht monatelang dem süßen Nichtstun hingeben.«
Sigmund schien sich um ein Lächeln zu bemühen. »Du hast ja recht«, gestand er dann. »Es ist nur - ich dachte, dass wir beide… ich meine, ich wollte dich heiraten. Und nun muss ich weg und weiß nicht einmal, für wie lange. Es kann sein, dass es Monate dauern wird, bis ich mich wieder für einige Zeit freimachen kann. Und bis dahin… « Er seufzte tief auf und beobachtete Silvia dabei aus den Augenwinkeln.
»Du lässt nichts zurück, was dir gehört, Sigmund«, murmelte die junge Frau betroffen und schaute zur Seite. Sie konnte es nicht ertragen, wenn sie jemandem weh tun musste. Und Sigmund Willert schien ihre direkte Absage einen ziemlichen Schlag zu versetzen.
»Ich hatte gehofft, wir könnten wenigstens so verbleiben, dass du wartest, bis ich zurückkomme. Du musst mich natürlich erst richtig kennenlernen, vielleicht habe ich dann noch eine Chance. Bitte, Silvia, gib mir die Möglichkeit, dir zu beweisen, wie sehr ich dich liebe.«
»Sag so etwas nicht, Sigmund«, wehrte sich Silvia verzweifelt. Ihr war dieses Gespräch so unangenehm, dass sie den Mann am liebsten allein gelassen hätte und davongelaufen wäre.
»Keine Hoffnung?« Sigmund hob den Kopf, um Silvia ins Gesicht sehen zu können. In seinen Augen war ein gefährliches Funkeln, doch das fiel der jungen Frau nicht auf. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Worte vorsichtig zu wählen, um ihn nicht zu sehr verletzen zu müssen. »Du bist ein guter Freund für mich, doch mehr wird daraus nie werden«, sagte sie leise und erhob sich. »Sei mir bitte nicht böse, Sigmund. Ich kann wirklich nichts dafür.«
»Ist schon in Ordnung«, antwortete der Mann und zuckte mit den Schultern. »Ich bin schon froh, dass ich wenigstens zu deinen Freunden gehöre. Zum Abschied könnten wir doch noch einen kleinen
Spaziergang machen? Es wird ohnehin unser letzter sein, denn in Zukunft werde ich diese Gegend hier meiden, zumindest solange, bis ich die Niederlage überwunden habe.«
Sigmund lachte freudlos und sogar ein wenig wehmütig. Diesen Gesichtsausdruck hatte er einige Male vor dm Spiegel geübt, bis er so gelang, dass er damit zufrieden sein konnte.
Er verfehlte seine Wirkung nicht. Silvia nickte zustimmend, denn wenigstens diesen einen Gefallen wollte sie ihm noch tun. Sie war so erleichtert, dass der Mann bald aus ihrem Gesichtskreis verschwinden würde, dass sie ihm in diesem Moment fast jeden Gefallen getan hätte. »In Ordnung. Ich hole mir nur noch rasch meine Strickjacke, falls es kühl wird.« Eilig lief sie ins Haus und kam wenige Minuten später wieder. »So, jetzt können wir. Ich sollte in etwa einer Stunde wieder da sein, weil ich noch etwas zu tun habe«, versuchte sie, den kleinen Ausflug zeitlich zu begrenzen.
»Wir werden sehen. Vielleicht kannst du deine Arbeit auch morgen erledigen, wenn ich nicht mehr da bin.« Ohne dass es Silvia auffiel, schlug Sigmund den Weg zum Moor ein, den die junge Frau bisher immer gemieden hatte. »Es war eine schöne Zeit hier«, gestand Sigmund nach einer Weile. Den ganzen Weg waren sie schweigend nebeneinander her gelaufen, jeder in seine Gedanken versunken.
»Mir tut es auch irgendwie leid, dass du weg musst«, bestätigte Silvia mit halbem Herzen. Sie konnte ihm ja schlecht sagen, wie froh sie über seine Abreise war.
Sie waren bereits eine halbe Stunde gelaufen, als ein Schild sie vor dem beginnenden Moor und seinen Gefahren warnte. Nach dem letzten Unglück hatte die Polizei mehrere solcher Warnschilder aufgestellt, damit unwissende Touristen nicht vom Weg abgingen.
»Meinst du nicht, dass wir zurückgehen sollten? Es wird hier gefährlich,« wagte Silvia vorsichtig einzuwenden, als Sigmund keine Anstalten machte, die eingeschlagene Richtung zu ändern. »Bis wir wieder zu Hause sind, ist es sicher schon fast Nacht.«
»Hast du Angst? Das brauchst du nicht, Silvie.« Der Mann lachte leise und streckte seine Hand aus. »Ich bin ja bei dir, und außerdem bin ich diesen Weg schon einige Male gegangen. Es ist wunderschön, die unberührte Natur betrachten zu können. Du brauchst dir also keine Gedanken machen, dass wir uns verirren können.«
Die junge F rau reichte ihm ihre Hand, doch sie fühlte sich keineswegs beruhigt. Die Landschaft war zwar malerisch schön und sah gar nicht aus wie ein gefährliches, alles verschlingendes Moor, doch der Friede hier war trügerisch. Ein falscher Schritt konnte das Ende bedeuten, wenn
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