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Das kleine Reiseandenken

Das kleine Reiseandenken

Titel: Das kleine Reiseandenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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den tiefen Abend hinein gesessen und geredet hatten von ihr, von Inges kleinem Reiseandenken. Daß Inge sich ihre Sorge um das Mädel von der Seele geredet hatte, die Sorge um das Kind, das einer unsympathischen und geizigen alten Frau ausgeliefert war. Sie wußte nicht, was Inge, Frau Hall und Lise zusammen für Pläne geschmiedet hatten.
    Die Geburtstagsgesellschaft war die erste Stufe in diesen Plänen. Man wollte dem kleinen fremden verwaisten Vogel ein wenig Sonnenschein und Freude verschaffen, ein wenig Glück in ihren grauen Alltag einschmuggeln.
    Sie war munter, fröhlich und gesprächig, als sie endlich in die Stadt zurückfuhr. Und Inge stellte freudig fest, daß in ihre dünnen Bäckchen etwas Farbe gekommen war und ein neuer Glanz in ihre Augen.
    Aber zu Hause wartete das graue Einerlei.
    Der furchtbare Morgen, an dem Tante Agate sie geohrfeigt hatte, wurde nicht mit einem Wort mehr erwähnt. Sie hatte auch Inge nichts davon erzählt. Inge hatte sich über das neue Kleid gefreut und war zufrieden, daß sie jetzt wöchentlich Taschengeld bekam. Was dem aber vorausgegangen war, erfuhr sie nicht.
    Die Tage gingen dahin, einer wie der andere. Tante Agate schimpfte nicht mehr so viel; freundlich war sie deshalb aber noch lange nicht. Sie brütete über ihrer Geldkassette und versah ihren Laden. Ingrid besorgte das Hauswesen und holte ein. Sie hatte eine gewaltige Übung darin bekommen, bei den Besorgungen die billigsten Waren aufzustöbern; damit beugte sie allem Krach und der ewigen Schimpferei vor.
    In diesem grauen Alltag glänzte der Mittwoch wie ein Stern. Punkt zwei Uhr ging die Ladentür auf, Mittwoch für Mittwoch. Da stand Inge mit Dixi, sagte höflich „Guten Tag, Frau Jespersen“,kaufte ihre Zigaretten und sagte dann, sie käme, um Ingrid zu holen. Ingrid stand schon immer in ihrem kleingeblümten Kleid fertig angezogen bereit und ging glücklich mit Inge und Dixi fort.
    Der Nachmittag im Zoo war so schön, daß sie lange davon zehrte.
    Wohl hatte sie von zoologischen Gärten gehört, aber daß sie so aussehen könnten, hätte sie sich nie träumen lassen. Dies war ja ein riesengroßer Park mit Bäumen und Blumen und breiten Wegen – mit viel Luft und Licht; nicht nur einfach Reihen von Käfigen mit Tieren darin, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Von dem wunderbaren Vogelhaus, in dem kleine Papageien in allen Regenbogenfarben plapperten und schnalzten und ein winzig-winzigkleiner Kolibri den langen, dünnen Schnabel in einen langen Glasbehälter voll Honig steckte, konnte sie sich fast nicht losreißen. Sie geriet außer sich vor Wonne über zwei kleine Pumajunge, und als sie vor den besonders schönen Okapis und den beiden kleinen blauen Duckerantilopen stand, flüsterte sie beinahe vor Bewunderung. Oh, es gab hier unendlich viel zu sehen für jemand, der Tiere gern hatte!
    Dann blieb sie still und andächtig vor einem kleinen Zwergesel stehen.
    „Nun?“ sagte Inge. „Was bekomme ich, wenn ich deine Gedanken errate?“
    „Nichts“, sagte Ingrid, „denn ich weiß ja, daß du sie kennst. Sieh nur den kleinen Kerl, Inge. Nun komme mir einer und sage, deine Eselzeichnung sei nicht gut…“
    Das Tier ging ganz dicht ans Gitter, und Ingrid streichelte sein weiches Maul. „Denk doch nur, wenn ich wirklich Tierpflegerin werden könnte…“, sagte sie leise.
    „Warum nicht?“ meinte Inge. „Warum solltest du es nicht werden können?“
    Ingrid lächelte.
    „So sagst du immer, Inge“, meinte sie, „wenn etwas gut und angenehm und lustig ist, sagst du immer: warum nicht? Für dich istes selbstverständlich, daß das Gute und Angenehme in Erfüllung geht.“
    „Ja, das stimmt“, lächelte Inge. „Es ist schon immer mein Leitfaden gewesen, und bisher bin ich damit auch gut gefahren. Jetzt müssen wir aber weiter, ich will dir noch etwas ganz Besonderes zeigen.“
    Sie zog Ingrid mit sich zu einem großen viereckigen grauen Haus. Hier drin war es kühl und leer, nur große leere Käfige standen da. Nein – halt – nicht alle waren leer. In einem riesengroßen Käfigbewegte sich hinter Glaswänden der größte Affe, den Ingrid sich überhaupt vorstellen konnte.
    „Das ist ein Gorilla“, erklärte Inge. „Er sieht von hier aus gutmütig aus, und er ist es sicher auch, aber ich wünsche dir nicht, daß du dem mal im Urwald begegnest.“
    Inge begrüßte den uniformierten Wärter. Ingrid hatte allmählich so viel Dänisch gelernt, daß sie folgen konnte, wenn gesprochen wurde.
    „Dies

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