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Das kleine Reiseandenken

Das kleine Reiseandenken

Titel: Das kleine Reiseandenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ist die kleine Wohltäterin aus Flensburg“, sagte Inge. „Sie opferte damals ihren Pfleglingen ihren ganzen Proviant.“
    „Ah, sieh mal an“, lächelte der Wärter. „Ja, die kleinen Affen wohnen noch immer für sich allein, wir haben sie bis jetzt nicht mit den anderen zusammentun wollen. Willst du ihnen guten Tag sagen?“ wandte er sich an Ingrid. „Furchtbar gern…“
    Sie folgten dem Wärter, den Inge gut kannte. Im Jahr vorher war sie täglich in den Zoo gegangen und hatte Tiere gezeichnet. Damals hatte sie sich mit allen Tierpflegern angefreundet. Diesen Wärter hatte sie zufällig auf der Straße getroffen und ihm die Geschichte mit den Apfelsinen in Flensburg erzählt.
    Am hinteren Ende des Hauses lag ein kleinerer Käfig. Er war ebenfalls leer. Eine offene Luke führte in den Außenkäfig. Der Wärter blieb stehen, gab leise Locktöne von sich und rief ein paar Worte. Da kamen im Nu sechs Äffchen in den Käfig gerannt und drängelten sich am Gitter.
    Der Wärter öffnete mit einem großen Schlüssel die Tür im Gitter und griff sich den kleinsten von den Affen.
    „Der hier ist am gutmütigsten“, sagte er, „willst du ihn mal halten?“ Er reichte Ingrid das kleine braune Tier hin. Sie nahm es fast andächtig zwischen ihre Hände. Furcht irgendwelchen Tieren gegenüber kannte sie nicht. Sie meinte es ja nur gut mit ihnen. Der Gedanke an Furcht kam ihr gar nicht.
    Das kleine Geschöpf kroch auf ihre Schulter hinauf und untersuchte gründlich ihr Haar. Dann schaute es ihr in die Ohrmuschelnund in den Kleidausschnitt. Ingrid mußte so sehr lachen, daß sie den Schluckauf bekam. So etwas Lustiges hatte sie noch nie erlebt.
    Zuletzt legte der Affe seine Arme um ihren Hals wie ein kleines Kind, das um Zärtlichkeit bettelt. Ingrid strich ihm über den Kopf, wieder und wieder, und kraulte ihn hinter dem Ohr. Da brummelte und quietschte das Tierchen vor Dankbarkeit.
    Schließlich wurde es wieder in den Käfig zurückgetan. Inge holte ein paar Apfelsinen aus ihrer Tasche, und nun standen sie wieder nebeneinander und fütterten Affen, sogar dieselben Affen!
    Der Wärter drückte ein Auge zu. Sonst war ja das Füttern verboten, aber dies war ja sozusagen ein „Sonderfall“.
    Sie warfen sich einen Blick zu und lächelten, die große und die kleine Ingrid. Sie dachten das gleiche. Wie viel war in diesen Wochen geschehen – und wie glücklich waren sie, daß sie einander gefunden hatten!
    Sie sagten nichts. Sie kannten sich so gut, daß Worte überflüssig waren.
    Als aber die gierigen kleinen Geschöpfe die letzten Apfelsinenstückchen verzehrt hatten, reichte die kleine Ingrid unwillkürlich der großen Ingrid die Hand. Diese ergriff sie. „Liebe kleine Kameradin“, sagte sie.
    Sie aßen im Zoo-Restaurant zu Mittag.
    „Ist es nicht seltsam und traurig“, sagte Ingrid nachdenklich, „ich hab nie etwas so Lustiges wie dies mit dem Äffchen erlebt, das mit mir geschmust hat – und ich glaube beinahe, es hat mich wiedererkannt. Wenn ich aber heute abend nach Hause komme, kann ich Tante Agate nichts davon erzählen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil sie kein bißchen verstehen würde. Sie würde nur sagen, es hätte mein Kleid beschmutzt – das stimmt auch, sieh bloß, die vielen Flecke! – und dann würde sie sagen, es wäre blödsinnig, Affen mit teuren Apfelsinen zu füttern, und würde ausrechnen, wieviel Kronen du für die Apfelsinen ausgegeben hast…“
    Sie schwiegen ein Weilchen. Dann sagte Inge: „Weißt du, Ingrid – es gibt keinen Menschen, der mir so leid tut wie deine Tante Agate.“
    „Tut dir die Olle…“
    „Pscht, nicht so sprechen, Ingrid. Ja, sie tut mir leid. Kannst du dir etwas Schlimmeres vorstellen, als geizig zu sein? Das ist nämlich eine Krankheit, mußt du wissen, diese Liebe zum Geld um des Geldes willen. Oh, es ist grausig, daß sie nicht versteht, wozu das Geld da ist. Es ist ein Tauschmittel, nichts weiter, ein Mittel, sich selbst und anderen Freuden zu bereiten, ein Mittel, das Leben hell und gut zu gestalten, ein Mittel, anderen zu helfen, hübsche Sachen zu kaufen, sich mit Schönheit zu umgeben. Geld an sich hat keinen Wert. Nur des vielen Guten wegen, das man dafür bekommt, darum lohnt sich der Besitz von Geld.“
    Ingrid hörte zu. Sie nickte.
    „Alles, was du da sagst, weiß ich natürlich, aber ich hab es mir nie selber klarmachen können. Natürlich ist es so! Wenn du wüßtest, wie – wie garstig Tante Agate aussieht, wenn sie dasitzt und ihre Kasse

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