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Das kleine Reiseandenken

Das kleine Reiseandenken

Titel: Das kleine Reiseandenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ein.
    „Jetzt nicht, Mutti hängt die Gardinen im Wohnzimmer auf. Geht nun endlich, hier könnt ihr euch die Finger verbrennen!“ Ingrid schubste die Kleinen zur Tür raus, bevor sie das nächste Blech in den Ofen schob.
    Sie guckte auf die Uhr. Ja, sie hatte noch Zeit den Teig für die braunen Kuchen anzurühren. Dann könnte er bis zum Abend ruhen, und sie würde ihn dann ausrollen und backen, nachdem die Zwillinge im Bett waren.
    Sie warf einen Blick durchs Fenster. Da tobten sie mit Dixi, er rannte nach den Stöckchen, die die Zwillinge warfen. Er genoß richtig seine Freiheit. Ja, wie würde es nun in München werden? Da mußte Dixi wieder an der Leine spazieren und in einer Etagenwohnung sich zurechtfinden, so wie in Kopenhagen.
    Es würde eine Umstellung sein, sowohl für Dixi als auch für Ingrid selbst!
    Vor drei Wochen hatte Jan Gerhold Inge abgeholt, seit vierzehn Tagen war Inge jetzt Frau Ingrid Gerhold. Sie hatte Ingrid eine Karte aus Wien geschrieben, von der Hochzeitsreise. Jetzt waren sie wieder in München. Jan ging jeden Tag zu Proben ins Theater, und Inge – was machte sie wohl? Malte sie oder war sie nur noch Hausfrau?
    Ingrid lächelte. Sie dachte an Jan Gerhold, wie nett und lustig er mit ihr geplaudert hatte an dem Tag, als er Inge abholte.
    „Daß du uns bloß nicht im Stich läßt!“ hatte er gesagt. „Wir brauchen dich dringend, Ingrid! Wir lassen den Staub liegen, bis du kommst, und nähren uns mit Dosenfraß. Ich verlasse mich nicht auf Inges Kochkünste! Sie hat mir errötend gebeichtet, daß sie nie in ihrem Leben einen Kasseler Rollbraten zubereitet hat!“
    „Ich werde Tante Margrete fragen“, versprach Ingrid. „Und dann mache ich so einen Braten an dem ersten Sonntag. Ist das dein Lieblingsgericht?“
    Ingrid mußte irgendwie einen Anlauf nehmen, um „Du“ zu sagen. Aber Jan Gerhold hatte gleich gesagt: „Machen wir bloß keinen Umweg um das Siezen, Ingrid! Du bist ja sozusagen Inges Pflegetochter. Und die Tochter seiner Frau kann man nicht siezen.“
    Ja, er war lustig und warmherzig, und wunderbar gradeaus und unkompliziert. Gerade der Mann, der für Inge paßte!
    Ingrid lächelte wieder. Bei Inge und Jan würde sie es gut haben, das wußte sie. Was hatte sie doch für Glück!
    „Schon fertig mit den Vanillekringelchen, Ingrid? Das ist aber fein! Ich klaue ein einziges, bevor du sie in die Dose legst. Oh, die sind aber gut geraten.“
    Es war Tante Margrete, die in die Küche gekommen war. „Fertig mit den Gardinen, Tante Margrete?“
    „Ja, jetzt hängen sie! Und ich muß schleunigst mit dem Mittagessen anfangen. Nein, bleib wo du bist, mir genügt der kleine Tisch. Ich muß sowieso heute ein einfaches Essen machen.“
    „Und ich muß zugucken“, sagte Ingrid. „Du weißt, ich muß soviel wie möglich lernen, bevor ich nach München fahre!“
    „Freust du dich darauf?“
    „O ja, das tue ich! Sehr sogar!“
    Tante Margrete hatte ein Stück Speck geholt und war dabei, es in dünne Scheiben zu schneiden.
    „Aber ich denke an etwas, Ingrid. Weißt du, zu meiner Zeit war alles anders, da hieß es nicht ,Haustochter’ sondern ,Dienstmädchen’. Damals gehörte das Mädchen in die Küche und in ihr Zimmer. Die Frau des Hauses war ,die Gnädige’, mit der man privat nichts zu tun hatte.“
    „Du meinst doch wohl nicht, daß ich Inge als ,die Gnädige’ betrachten soll?“
    Tante Margrete schmunzelte.
    „Nein, das meine ich nicht! Aber ich denke daran, daß so eine Stellung mit Familienanschluß dir vielleicht Probleme schaffen wird. Siehst du, ein junges, neuvermähltes Paar möchte gern für sich allein sein. Manchmal können sie gar nicht eine dritte Person gebrauchen. So lieb du ihnen auch bist. Was ich dir sagen wollte: Sorg dafür, daß du zum Beispiel abends, wenn Jan Gerhold also nicht im Theater ist, etwas in der Küche oder in deinem Zimmer zu tun hast. Ob es nun Plätten, Backen oder Abwaschen ist! Oder setz dich in dein Zimmer mit einem guten Buch. Du bist ja eine Leseratte!“
    „Es tut auch nötig, Tante Margrete“, sagte Ingrid. „Es ist so furchtbar, furchtbar viel, was ich nicht weiß! Wenn Inge und Jan über die Rollen sprechen, dann weiß ich nie etwas über die Verfasser der Stücke. Als Jan mal erwähnte, er hätte den Romeo gespielt, wußte ich nicht, daß ein Dichter mit dem Namen Shakespeare ein Drama ,Romeo und Julia’ geschrieben hat. Ja, daß ich lesen werde, das verspreche ich dir. Und ich werde auch sehr daran denken, was du mir

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