Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kleine Reiseandenken

Das kleine Reiseandenken

Titel: Das kleine Reiseandenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
Fremdsprachen lernen. Inge meint, daß ich gute Anlagen habe, weil ich so schnell Dänisch lernte. Nun ja, fließend spreche ich es ja längst nicht, aber irgendwie habe ich es ja geschafft.
    Ich wünsche Dir recht gute Besserung, und bedanke mich noch einmal für das hübsche Halstuch, das ich sehr gut gebrauchen kann. Viele Grüße von
     
    Ingrid
     
    Ingrid legte den Kugelschreiber weg und las den Brief durch. Dann schob sie die Gardine zur Seite und warf einen Blick rüber zum Nachbarhaus. Siehe da, in Inges Zimmer brannte Licht.
    Sie steckte den fertigen Brief in die Tasche, zog eine Jacke an und lief die Treppe runter, dann über die Wiese, machte einen großen Schritt über die niedrige Hecke, dann weiter über die Nachbarwiese. So oft war sie hier gelaufen, daß sich in diesen zwei Monaten beinahe ein Pfad gebildet hatte.
    Aber in wenigen Tagen war es zu Ende. Dann würde der Pfad nicht mehr benutzt werden. Sie würde Inge furchtbar vermissen. Aber in sechs Wochen würde sie nach München geholt werden, in sechs Wochen würde sie wieder bei Inge sein, für sie sorgen, ab und zu Modell sitzen, und sie würde eine große, schöne Stadt kennenlernen. Und in der Wartezeit würde sie ja Dixi haben. Er würde sicher dafür sorgen, daß sie keine Zeit zum Sich-Sehnen haben würde!
    „Hab ich mir doch gedacht“, waren Inges Grußworte, „daß du kommen würdest! Es gibt noch einmal Tee aus den blauen Tassen, Ingridlein, aber dann werden sie auch schnell abgewaschen und eingepackt. Am Sonntag kommt Jan und holt den größten Teil meiner Sachen ab, dann muß er noch zwei Tage spielen. Und wenn du esnicht weißt, dann muß ich es dir sagen, daß ein Schauspieler, der gerade eine Hauptrolle hat, für solche Nebensachen wie Heiraten kaum die Zeit aufbringen kann.“
    „Aber dann spielt er ja nicht in dem nächsten Stück…“
    „Nein, zum Glück – und eine ganze Woche ohne Proben. Siehst du, es ist schließlich das Theater, das unseren Hochzeitstag bestimmt hat. Und die Hochzeitsreise wird ja auch denkbar kurz. Ja, ja, Ingridlein, dann geht’s an die Hausfrauenpflichten, ich muß bis Neujahr meinen armen Mann bekochen. Wir werden bestimmt abnehmen, das wird mir übrigens guttun. Aber wie es nachher wird, wenn du den Kochlöffel schwingst – dann kommen bestimmt die Pfündchen wieder!“
    „Ich kann ja nach Tante Agates Rezepten kochen“, schmunzelte Ingrid.
    „Um Gottes willen, wir wollen doch nicht an Hunger und Vitaminmangel sterben! Koch dann lieber so, wie du es von deiner Tante Margrete gelernt hast!“
    „Ich habe übrigens Tante Agate geschrieben“, sagte Ingrid.
    „Und jetzt hast du den Brief in der Tasche, um ihn mir zu zeigen?“
    „Woher kannst du das wissen?“
    „Weil ich dich kenne, mein Fräulein. Na, zeig mal her.“ Inge las den Brief aufmerksam durch.
    „Sehr schön, Ingrid. Nicht zuviel und nicht zuwenig. Genau richtig.“
    „Inge, kannst du begreifen, warum sie mir geschrieben und ein Geschenk geschickt hat?“
    „O ja, ich begreife es schon. Sie merkt wohl, daß es nicht so leicht ist, ganz für sich selbst zu sorgen. Nachdem du weg bist, ist es ihr vielleicht klargeworden, wieviel du eigentlich für sie getan hast, und sie bereut vielleicht, daß sie dich nicht so behandelte, daß du bei ihr geblieben bist.“
    „Aber sie denkt sich doch wohl nicht, daß ich zurückkomme?“
    „Kaum. Aber vielleicht – vielleicht ist doch ein kleines verkrüppeltes Zärtlichkeitsgefühl in ihr wach geworden – vielleichtempfindet sie trotz allem eine Art Dank für alles, was du für sie getan hast. Anders kann ich es mir nicht erklären.“
    „Ich auch nicht“, sagte Ingrid. „Du hast bestimmt recht, Inge. Das hast du ja beinahe immer!“

Gute Ratschläge
     
     
    Ingrid machte den Backofen auf und holte das Blech mit den duftenden, goldgelben Vanillekringelchen heraus. Ja, sie waren genau richtig. Vorsichtig löste sie das Gebäck vom Blech und legte es auf das große, bereitgestellte Tablett. Trotz aller Umsicht gingen zwei, drei davon kaputt, die Stücke wurden auf den „Unglücksteller“ gelegt, und als ob die Zwillinge es geahnt hätten, waren sie plötzlich in der Küche.
    „Au fein, da sind doch welche kaputt!“ Eifrige kleine Hände holten sich die Stücke.
    „Aber jetzt verschwindet ihr!“ sagte Ingrid streng. „Geht raus zu Dixi, er möchte bestimmt gern mit euch spielen, und hier kann ich euch nicht gebrauchen!“
    „Ich muß aber Mutti was fragen“, wandte Hänschen

Weitere Kostenlose Bücher