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Das kleine Reiseandenken

Das kleine Reiseandenken

Titel: Das kleine Reiseandenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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da werden wir beide gleich Tee trinken – aus den blauen Tassen, Ingrid! Ja, Jan ist schon weg, er kommt erst gegen 23 Uhr nach Hause. Ich muß eben schnell Dixi Gassi führen, kommst du mit? Nachher gibt es Tee!“
    Da war eine kleine Parkanlage in der Nähe. Dorthin wurde Dixi geführt. Es gab unzählige aufregende Düfte, und Dixi mußte an jeder Duftecke das Beinchen heben.
    „Weißt du, was das bedeutet?“ sagte Inge. „Ich, Dixi aus Kopenhagen, bin hierhergekommen, bitte, hier ist meine Visitenkarte!“
    „Das ist es wohl, was die Zoologen ,Markieren’ nennen“, sagte Ingrid. „Ich habe darüber gelesen.“
    „Ja, das stimmt. Und Ingrid, wenn du mal allein abends mit Dixi gehst, dann bleib hier in diesen kleinen friedlichen Straßen. Hier triffst du immer andere Hundebesitzer. Geh bloß nie in den großen Park mit den dunklen, unübersichtlichen Wegen! München ist eine große Stadt, und jede Großstadt kann gefährlich sein. Alle Menschen sind nicht gut und anständig, das darfst du nicht vergessen. In jeder Großstadt gibt es Diebe und Gewaltverbrecher!“
    „Dixi würde mich schon verteidigen!“ tröstete Ingrid.
    „Sicher! Aber trotzdem. Ein Gewaltverbrecher würde wohl auch mit einem kleinen Pudel fertig werden. So, Dixi, hast du jetzt genug geschnüffelt? Komm, nu gaar vi hjem og drikker te!“
    Als Dixi die dänischen Worte hörte, spitzte er die Ohren. Diesen Satz kannte er nur zu gut; „Komm, Dixi, wir gehen jetzt nach Hause und trinken Tee.“ Teetrinken bedeutete für Dixi ein paar Kekse oder ein Stück Kuchen. Also ging er fröhlich und ohne Widersprüche mit und rannte als erster die vielen Treppen nach oben!

Pflichten und Zukunftspläne
     
    München, 10. Januar
     
    Liebe Tante Margrete!
    Jetzt ist es aber an der Zeit, daß ich von mir hören lasse. Heute abend spielt Jan nicht, er ist zu Hause und ich denke an Deine klugen Worte und lasse die beiden allein. Nun habe ich mich an die praktische Schreibklappe in meinem urgemütlichen Zimmer gesetzt und werde Dir erzählen, wie es mir geht. Eigentlich könnte ich es mit einem einzigen Wort ausdrücken, nämlich:
    Großartig!
    Die Wohnung ist praktisch eingerichtet und leicht zu pflegen. Alles wird hier elektrisch gemacht! Staubsaugen, Bohnern, Waschen, Mangeln, ja sogar Abwaschen! Wenn ich einmal ganz reich bin, schenke ich Dir eine Geschirrspülmaschine. Das ist eine ganz feine Sache! Ja, und dann wird Teig elektrisch gerührt, und Zwiebeln elektrisch gehackt und Petersilie elektrisch gewiegt. Das einzige, wozu wir keinen elektrischen Apparat haben, ist das Gassigehen mit Dixi!
    Es dauerte ein paar Tage, bis ich gelernt hatte, mit all diesen Apparaten umzugehen.
    Aber jetzt klappt es ganz gut.
    Ich mache alle Einkäufe in einem großen Supermarkt.
    Da darf ich Dixi nicht mitnehmen, denn es kommt vor, daß Hunde, die draußen angebunden sind, gestohlen werden! Wenn das mit Dixi passieren sollte! Nicht auszudenken!
    Mit dem Kochen ist es jedenfalls bis jetzt gutgegangen. Deine Kartoffelknödel wurden ein großer Erfolg, ebenso Deine eingelegten Heringe. Aber Deine Speckeierkuchen darf ich nicht machen, wegen der Kalorien! Jan hat mir erklärt, daß er mit einem dicken Bauch und einem fetten Nacken keine Heldenrollen mehr spielen kann. Er muß schon vorsichtig sein. Und Inge stöhnt auch über ihre Pfündchen. Als Nachtisch gibt es hier immer frisches Obst. Die Kartoffelknödel darf ich nur zweimal im Monat kochen.
    Vorgestern war ich mit Inge im Theater! Das war vielleicht ein Erlebnis! Bis jetzt hatte ich ja nur zweimal Theateraufführungen gesehen. Weißt Du noch, als ein Tourneetheater bei uns im Gemeindehaus spielte? Dies war ganz was anderes! Das Theater ist so groß, und so schön, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie schön. Und die Bühne ist riesengroß. Ich konnte Jan kaum wiedererkennen, denn er trug eine blonde Perücke. Nachher besuchten wir ihn in seiner Garderobe, und er sah furchtbar aus, mit ganz dicker Schminke im Gesicht. Aber im Bühnenlicht war er direkt schön. Das Stück hieß „Lady Windermeres Fächer“, und es ist von einem Engländer namens Oscar Wilde geschrieben. Ich hatte den Namen nie gehört. Aber gestern abend saß ich hier und las eine Menge über ihn. Auch über einen anderen großen Dichter, der Bernard Shaw heißt. Ach, ich bin ja so unwissend, Du ahnst nicht, wieviel ich nachzuholen habe! Im Februar soll Jan eine große Hauptrolle spielen und Inge hat mir versprochen, mich zur Premiere mitzunehmen.

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