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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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der Brust trat aus der Tür der Werkstatt. »Was geht hier vor?«, verlangte er zu wissen und sah mit gefurchter Stirn von einem zum anderen.
    »Verschwinde in deiner Werkstatt, wenn du keinen Ärger haben willst, Alter!«, herrschte Jodok ihn grob an und wedelte mit der linken Hand, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen.
    Empört stellte sich ihm der Fassbinder in den Weg. »Wie redet Ihr mit mir?«, herrschte er den Waffenknecht an. »Ich lasse mir doch auf meinem eigenen Grund und Boden nicht von einem...«
    Weiter kam er nicht.
    »Gut, du kannst es auch anders haben!«, fiel Jodok ihm ins
Wort und versetzte ihm einen brutalen Faustschlag an den Kopf.
    Der mit aller Wucht geführte Hieb schleuderte den Mann wie eine Puppe gegen eines der großen Fässer. Er schlug mit dem Kopf hart gegen die Tonnenwand und stürzte bewusstlos zu Boden.
    »So, und jetzt zu dir!« Jodok zog sein Messer, und ein hässliches Grinsen legte sich über sein plattnasiges Gesicht. »Der Domherr will dich zwar lebend, aber das schließt ja nicht aus, dass du vorher noch ein bisschen Blut lässt! Denn du hast noch eine Rechnung bei mir zu begleichen – und die wird in Blut bezahlt!«
    Sebastian sah sich ihm rettungslos ausgeliefert, war er doch auf drei Seiten von Fässern eingekeilt. Und eine Waffe zu seiner Verteidigung führte er auch nicht mit, nicht einmal ein Messer.
    »Ich finde, du brauchst nur ein Auge, um dich nachher am Anblick des Domherrn und deines Kerkers zu erfreuen!«, höhnte der Scherge und lächelte ihn mit gezücktem Messer bösartig an.
    Sebastian riss die Augen weit auf, aber nicht aus Angst vor dem, was Jodok ihm gleich zufügen wollte, sondern vor Ungläubigkeit. Denn im selben Moment nahm er im Rücken des Schergen eine hüpfende Gestalt war, die sich links hinter Jodok so lautlos wie ein Schatten auf eines der Fässer schwang.
    Es war der verkrüppelte Bettler! Und jetzt erinnerte er sich auch, während seiner Flucht durch die Gassen des Öfteren das Geräusch des Rollbrettes gehört zu haben. Der Mann musste ihnen gefolgt sein und trotz seiner schweren körperlichen Behinderung den Anschluss nicht verloren haben!
    Jodok bemerkte, dass Sebastians fassungsloser Blick nicht
ihm galt, sondern an ihm vorbeiging. Er spürte die Gefahr und alarmiert fuhr er herum. Doch da hatte der Krüppel schon den kurzen, mit Nägeln beschlagenen Prügel hervorgezogen, der unter seiner linken Achsel in einer ledernen Schlinge hing, und schlug zu. Jodok sah den Schlag noch nicht einmal kommen. Der Prügel erwischte ihn am Hinterkopf und raubte ihm sofort das Bewusstsein. Mit einem erstickten Aufschrei sackte er vornüber und stürzte zwischen die Fässer.
    »Heiliger Georg, dich haben die Engel geschickt!«, stieß Sebastian hervor. Er konnte kaum glauben, dass er der Verstümmelung durch den Schergen und der Verschleppung in den Kerker des Domherrn entkommen war – und das durch das wundersame Eingreifen eines beinlosen Bettlers!
    Der Krüppel schob den Prügel in die Achselschlinge zurück und rutschte von der hüfthohen Tonne. »Nichts gegen den heiligen Georg, dessen Beistand bei Kämpfen aller Art stets hilfreich ist, wie man weiß«, sagte er trocken, während er sich über den bewusstlosen Schergen beugte. »Aber mich hat ein ganz anderer, ein sehr irdischer Herr damit beauftragt, ein Auge auf Euch zu halten, solltet Ihr die Dummheit begehen, Dornfelds Mühlhof zu verlassen.«
    Sebastian fiel vor Verblüffung fast der Unterkiefer herunter. »Was sagst du da? Jemand hat dich beauftragt, Dornfelds Sägemühle im Auge zu behalten und mir zu folgen?«
    »So ist es«, bestätigte der Krüppel, während er dem bewusstlosen Jodok Degen und Messer abnahm, ihm den Gürtel von den Hüften zerrte und ihm damit die Hände auf den Rücken fesselte. »Andernfalls hätte ich mich auch kaum dort aufgehalten, denn in der Straße beim Dornfeld ist doch für einen Bettler wenig zu holen.«
    »Und wer ist es, der dir den Auftrag erteilt hat?«, wollte Sebastian nun wissen. »War es der schwarze Kapuzenmann?«

    Der Krüppel lachte rau auf. »Der schwarze Kapuzenmann? Ein wirklich trefflicher Name! Den muss ich mir merken! Ja, ich denke mal, wir sprechen von ein und demselben Mann«, krächzte er und schnitt dem Schergen mit seinem Messer die Stiefel der Länge nach auf.
    »Wer ist er?«, fragte Sebastian drängend. »Nun sag mir schon seinen Namen! Ich habe ein Recht, ihn zu erfahren!«
    »Ich aber nicht, ihn Euch zu nennen, junger

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