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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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Tür stehen.«
    Obwohl er allen Grund hatte, Stumpe dankbar zu sein, so beschlich Sebastian in der dämmerigen Diele nun doch ein recht mulmiges Gefühl. Seine Beklemmung hatte mit dem verrufenen Ort zu tun, an dem er sich befand, aber mehr noch mit der Ungewissheit, was sich bloß hinter all dem verbarg, was ihm da an immer neuen rätselhaften Geschehnissen widerfuhr.
    Mit einer verdrossenen Miene hatte sich Rotmund zu
Stumpe an das Geländer der Stiege gelehnt. Doch schon nach den ersten Sätzen, die er ihr ins Ohr flüsterte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie schien plötzlich hellwach.
    »Das ist natürlich etwas anderes, Stumpe!«, sagte sie sichtlich überrascht. »Was für eine Frage! Natürlich kann er auf meine Hilfe zählen. Glaubst du, ich will mich mit ihm anlegen?«
    »Das dachte ich mir«, sagte Stumpe zufrieden und flüsterte ihr noch etwas ins Ohr.
    Sie nickte nachdrücklich. »Sag ihm, er kann sich auf Rotmund verlassen. Der Bursche ist bei mir so sicher wie in Abrahams Schoß. Und niemand wird erfahren, dass er sich hier versteckt hat. Ich werde dafür sorgen, dass meine Mädchen oben bleiben, bis ihr ihn abgeholt habt!«
    »Gut, dann mache ich mich mal auf den Weg, um unserm Freund von dem unerfreulichen Vorfall zu berichten, damit er alles Nötige in die Wege leitet«, sagte Stumpe, hüpfte von der Treppe und teilte Sebastian mit, dass er bis zum Einbruch der Dunkelheit hier in Rotmunds Haus zu warten habe, bis man ihn holen komme. »Und keine weiteren Abenteuer, junger Herr! Das nächste Mal könnte es Euch das Leben kosten!« Dann packte er sein Rollbrett und verschwand.
    »Wenn Ihr mir bitte folgen würdet? Ihr könnt mir vertrauen, mein Herr. Wer so gute Freunde hat wie Ihr, der ist bei mir in den allerbesten Händen!«, sagte die Besitzerin des Frauenhauses zu Sebastian, nachdem sie die Tür hinter Stumpe wieder verriegelt hatte.
    »Ich wüsste nur zu gern, wer diese Freunde sind. Vielleicht könnt Ihr mir ja weiterhelfen«, erwiderte Sebastian mit fragendem Unterton.
    Ihr aufdringlich geschminktes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die wohl ebenso Spott wie das Bewusstsein der eigenen Gerissenheit ausdrücken sollte. »Sicher könnte ich Euch
einen Namen nennen, aber ich wäre ein ausgemachter Dummkopf, wenn ich es täte. Und wer in Eurer Lage möchte sich schon gern einem einfältigen Tölpel anvertrauen, nicht wahr?«, sagte sie süffisant und führte ihn in eine fensterlose Kammer, die am hinteren Ende der Diele lag.
    Es war ein schäbiges Zimmer, fast so spartanisch eingerichtet wie die Kammer bei Meister Dornfeld. Aber wenigstens gab es neben der schmuddeligen Bettstelle noch einen winzigen Tisch sowie einen Stuhl mit Rückenlehne. Rotmund brachte ihm eine dicke Kerze sowie ein abgegriffenes Kartenspiel, damit er sich die Zeit mit Kartenlegen vertreiben konnte. »Später bringe ich Euch noch einen Krug Schwarzbier und eine kräftige Mahlzeit. Ich vertraue auf Stumpes Wort, dass Ihr das Herz auf dem rechten Fleck habt und den Wert eines guten Dienstes sicherlich gebührend zu entlohnen wisst.«
    Sebastian nickte nur. Sie sollte bekommen, was immer sie ihm für ihre Dienste in Rechnung zu stellen gedachte. Geld war die geringste seiner Sorgen.
    »Gut, wenn Ihr sonst noch einen besonderen Wunsch habt, den eine Frau meines Gewerbes erfüllen kann«, sie schenkte ihm ein Lächeln, das sie wohl für aufreizend und verführerisch hielt, »so braucht Ihr nur gegen die Tür zu klopfen. Ich werde sie zu Eurer Sicherheit verschlossen halten.«
    »Ich denke, ich habe alles, was ich brauche«, antwortete Sebastian so freundlich, wie es ihm möglich war.
    »Nun, wenn Euch die Stunden vielleicht doch zu lang werden und Euch der Sinn nach vergnüglicher Zerstreuung steht, bedarf es wie gesagt nur eines Klopfzeichens, um mich zu Euch zu rufen«, sagte Rotmund zweideutig, zog die Tür zu und verriegelte sie.
    Nun begannen für Sebastian die endlos langen Stunden des Wartens, dass der Tag verstrich und sich die Dunkelheit über
Passau legte. Um seinen fruchtlosen Grübeleien zu entfliehen, griff er schließlich wirklich zu den Karten und versuchte sich damit abzulenken. Auch das Bier, das Rotmund ihm zur Mittagsstunde zusammen mit einem Teller gebratenen Schweinebauchs mit Bohnen brachte, half ein wenig, dass ihm die Zeit nicht gar zu lang wurde. Es machte ihn nämlich rasch müde und für einige Stunden versank er auf der Bettstelle in einen unruhigen, von Alpträumen erfüllten

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