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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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Schlaf.
    Endlich hatte das Warten ein Ende. Rotmund erschien mit Stumpe in der Tür. »Es ist alles bereit für Euch!«, teilte ihm der Krüppel mit. »Hier, das sollt Ihr Euch überwerfen!« Er warf ihm einen einfachen Umhang mit Kapuze zu. »Es ist zwar schon dunkel, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Euer Tag dürfte reich genug an bösen Überraschungen gewesen sein. Nun, das ist alles, was wir für Euch tun konnten. Wir hoffen, Ihr seid mit unseren Gefälligkeiten zufrieden.«
    »Ich danke Euch dafür«, sagte Sebastian. Und da er wusste, dass sie mehr als ein paar freundliche Worte von ihm erwarteten, belohnte er sie mit klingender Münze. Und beide waren mit dem, was er ihnen zahlte, sichtlich zufrieden.
    Stumpe begleitete ihn vor das Haus. Dort wartete Lauretia mit dem schweren Fuhrwerk auf ihn. Über die Ladefläche hatte sie eine Plane aus Segeltuch gespannt. Nur eine Ecke der Plane war rechts hinter dem Kutschbock ein gutes Stück zurückgeschlagen. Darunter kam eine Lage Stroh zum Vorschein. »Schnell!«, raunte sie ihm zu, während ihre Augen ihn zornig anfunkelten, als hätte sie ihn am liebsten auf der Stelle mit heftigen Vorwürfen bedacht.
    »Noch einmal besten Dank für alles«, sagte Sebastian leise zu Stumpe.
    »Stets gern zu Diensten, junger Herr!«, erwiderte dieser mit einem breiten Grinsen. »Und wenn Ihr noch einmal meine
Hilfe in einer Sache braucht, die sich nicht mit ein paar freundlichen Worten regeln lässt, dann lasst es mich wissen. Abends findet Ihr mich meist unten an der Floßlände in der Taverne Zum goldenen Ritter .«
    »Ich werde es bestimmt nicht vergessen«, versicherte Sebastian.
    »Nun mach schon!«, drängte Lauretia.
    Sebastian stieg in die Speichen des rechten Vorderrads, schwang sich über die Seitenwand des Fuhrwerks und glitt durch die Öffnung in der Plane in das Bett aus Stroh. Sofort schloss Lauretia die Öffnung mit dem Segeltuch, kletterte auf den Kutschbock und trieb das Pferd an.
    Wenige Minuten später rollten sie in den Hof von Meister Dornfelds Sägemühle. Sebastian hörte, wie das Tor hinter ihnen zufiel. Dann kam der Wagen zum Stehen und Lauretia schlug die Plane zurück.
    »Wenn du wüsstest, welche Sorgen ich mir um dich gemacht habe!«, waren ihre ersten, vorwurfsvollen Worte, als Sebastian sich im Stroh aufrichtete. »Ich bin fast gestorben vor Angst! Wie konntest du dich nur zu solch einer Dummheit hinreißen lassen?«
    Sebastian sprang vom Fuhrwerk. »Ich konnte einfach nicht anders«, sagte er entschuldigend. »Aber lass uns in der Kammer in aller Ruhe darüber reden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich darf da jetzt nicht mit dir hinein!«
    Verwundert sah er sie an. »Du darfst nicht? Ja, warum denn nicht?«
    »Weil dort schon jemand auf dich wartet, der allein mit dir sprechen will«, flüsterte sie ihm zu. »Es ist der geheimnisvolle Kapuzenmann!«

16
    Aufs Höchste angespannt und von dunklen, namenlosen gsten ebenso heimgesucht wie von der Hoffnung auf Aufklärung gepackt, stieß Sebastian die Tür zur Kammer auf. Ein bindfadendünner Lichtschein fiel ihm wie eine gelblich leuchtende Nadel vom hinteren Ende des Raumes entgegen und stach in seinen Umhang.
    »Schließ die Tür und setz dich auf die Kiste!«, befahl eine leise Stimme, die von dunkler Färbung war, doch trotz des gedämpften Tons noch kraftvoll klang und der man sofort anhörte, dass sie es gewohnt war, Befehle zu erteilen. »Ich habe schon zur Seite geräumt, was dort stand.«
    Sebastian folgte der Anweisung des Fremden, der ihn an diesem Tag zum zweiten Mal davor bewahrt hatte, in die Hände des Domherrn zu fallen. »Wer seid Ihr? Und welchen Umständen habe ich Euren Beistand zu verdanken?«, fragte er mit belegter Stimme. Sein Herz schlug ihm vor Aufregung bis in den Hals.
    »Es war töricht von dir, dich nicht an meine Anweisungen zu halten und dich von hier wegzuschleichen!«, wies ihn der Kapuzenmann zurecht, ohne auf Sebastians Fragen einzugehen, und im selben Augenblick verwandelte sich der dünne Lichtfaden in einen breiten, hellen Schein. Er kam von einer Laterne, die am oberen Bettende auf dem Schemel vor dem Kapuzenmann stand und nur den Teil der Kammer beleuchtete, der sich vor der Lichtquelle befand. Der Fremde selbst blieb in Dunkelheit getaucht. Das Einzige, was sich von ihm abzeichnete, war der vage Umriss seiner groß gewachsenen Gestalt. »Wie hast du nach allem, was auf dem Erlenhof und
im Moor passiert ist, nur so dumm und verantwortungslos

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