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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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teilte ihm der Pfortenbruder mit. »Er ist nicht nur unser Armarius 7 und Druckmeister, sondern auch unser Novizenmeister, und ihn wirst du zuerst einmal vom Ernst deines Wunsches überzeugen müssen, bevor du die Erlaubnis erhältst, für eine Zeit der Prüfung bei uns im Kloster zu bleiben. Denn ein solcher Schritt will gut bedacht und gewissenhaft ge
prüft sein. Warte hier, ich rufe einen Mitbruder, damit er dich zu Pater Scriptoris bringt!«
    Sebastian beugte demütig den Kopf und murmelte einen Dank. Als der Portarius nun mit einem merkwürdig staksigen Gang davoneilte und einen Bogen um einen Brunnen schlug, trat er ein paar Schritte vor, um aus dem tiefen Tordurchgang einen ersten Eindruck von der ganzen Anlage des Klosters Unserer Lieben Frau vom Inn gewinnen zu können. Aufmerksam sah er sich an diesem Ort um, der womöglich für Wochen, wenn nicht gar Monate zu seinem neuen Unterschlupf werden würde – sofern er vor den Augen des Novizenmeisters Scriptoris bestand.
    Zu seiner Rechten erblickte er einen lang gestreckten, rechtwinkligen Gebäudekomplex, der dem Verlauf der Mauer vom Tor hinunter zum Ufer des Inn folgte und parallel zum Fluss angelegt war. Mehrere große ebenerdige, rundgewölbte Bohlentore unterbrachen die graue Steinfront und wiesen darauf hin, dass sich dahinter wohl einige der Werkstätten und Lagerräume der Abtei befanden. Unweit der Klostereinfahrt standen vor einem dieser Tore zwei Fuhrwerke. Das eine gehörte Dornfeld, das andere hatte Fässer geladen.
    Die erregten Stimmen von zwei Männern, die neben dem Wagen mit den Fässern standen, drangen deutlich zu Sebastian ans Tor. Bei dem recht wohlbeleibten, rundgesichtigen Mönch, dessen mittelgroße Gestalt in einer grauweißen Kukulle mit großer Kapuze steckte, konnte es sich den Worten des Portarius nach nur um den Prior Pater Sulpicius handeln. Er machte dem Weinhändler an seiner Seite offenbar heftige Vorwürfe.
    »Kommt mir doch nicht mit Ausreden, Krottmair!«, fuhr der Mönch den Händler an und leerte den Krug, den er in der Hand hielt, mit einer wütenden Geste im Dreck des Hofes aus. »Der Wein ist ganz eindeutig gepanscht! Und sauer ist er
außerdem! Da zieht es einem ja den Gaumen zusammen, als hätte man sich an einem Becher Essig vergriffen!«
    »Ihr tut mir Unrecht, ehrwürdiger Prior! Ihr habt hohe Ansprüche. Aber für den bescheidenen Preis, den Ihr zu zahlen bereit seid...«, setzte der Weinhändler halb unterwürfig, halb erbost zu seiner Verteidigung an.
    »Ach was!«, fiel ihm der Prior ins Wort, während er mit der Hand durch die Luft wedelte. »Wir zahlen nicht bescheiden, sondern was rechtens ist! Aber wenn Ihr glaubt, uns den Wein hier für Euren besten verkaufen zu können, dann habt Ihr Euch gehörig vergaloppiert! Dieser schäbige Bitterling kommt uns jedenfalls nicht auf den Tisch! Wenn wir uns geißeln, dann in unserer Zelle und nicht an der Tafel unseres Refektoriums 8 ! Also schafft mir Euren Panschwein aus den Augen, Krottmair! Und wenn Ihr nichts Besseres zu bieten habt, braucht Ihr erst gar nicht wiederzukommen.«
    »Ja, aber...«
    »Schweig und geh reuig in dich, mein Sohn!«, sagte der Prior und auf seinem Gesicht lag jetzt ein Ausdruck väterlicher Milde. Es war jedoch ein Lächeln, das nicht seine Augen erreichte. »Ich werde um der Liebe Gottes willen darum beten, dass Ihr zur nötigen Einsicht gelangt und Euch darauf besinnt, was einem Kloster wie dem unsrigen an Qualität gebührt. Die heilige Dreifaltigkeit behüte Euch in Ewigkeit!« Und damit ließ er ihn stehen.
    Sebastian hatte Mühe, das breite Grinsen zu unterdrücken, das sich ihm auf die Lippen drängte. Er fand es belustigend, wie der wohlgerundete und auf den ersten Blick gemütlich wirkende Prior den durchtriebenen Weinhändler mit einer
Mischung aus harschen Reklamationen und süffisantem Spott abgekanzelt hatte.
    Während der düpierte Weinhändler nun mit blassem, verkniffenem Gesicht zurück auf den Kutschbock seines Fuhrwerks kletterte, stieg Meister Dornfeld von seinem Wagen und trat zum Prior.
    Sebastian schenkte den beiden keine weitere Beachtung, zumal sie auch zu leise miteinander sprachen, als dass er von ihrem Gespräch etwas hätte mitbekommen können.
    Sein Blick löste sich von Dornfeld und dem Prior Sulpicius, folgte der flussseitigen Mauer und fiel hinter einer kleinen Pforte, durch die man wohl ans nahe Ufer gelangte, auf ein klobiges Haus. Es unterbrach die Mauer und unterschied sich mit seinem schwarzen

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