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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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Fachwerk deutlich von den anderen Gebäuden der Klosteranlage, die aus grauem Sandstein errichtet waren. Er nahm an, dass es sich dabei um die einstige Kornmühle handelte, die damals im Krieg nicht der Zerstörung anheim gefallen war, wie Lauretia ihm erzählt hatte. In Betrieb schien sie jedoch nicht mehr zu sein, denn er vermochte kein Mühlrad zu erblicken.
    Gute zwanzig, dreißig Schritte schräg links davon erhob sich das zweieinhalbstöckige Konventsgebäude, an dessen Südseite sich die Klosterkirche mit ihrer schlichten Fassade anschloss. Einen Kirchturm gab es nicht, nur einen schlichten Dachreiter. Vor dem Klostergebäude fand sich ein zweiter, großer Brunnen. Südlich der Abteikirche stieg das Gelände leicht an und ging in einen großen Hain herrlich blühender Obstbäume über. Stand man dort oben auf der kleinen Anhöhe bei den Bäumen, musste man wohl über den ganzen Innenhof und die gegenüberliegende Klostermauer hinwegblicken können, die sich ein gutes Stück tiefer gelegen am Ufer des Flusses entlangzog.

    Indessen hatte der Weinhändler sein Fuhrwerk gewendet und zog das Gespann in seinem Groll so scharf vor dem Tordurchgang in die Kurve, dass er Sebastian um ein Haar über den Haufen gefahren hätte, wenn dieser sich nicht mit einem schnellen Satz in Sicherheit gebracht hätte.
    Fast hätte Sebastian ihm einen Fluch hinterhergeschickt, er vermochte sich jedoch gerade noch zu beherrschen. Und er hatte gut daran getan, denn da tauchte auch schon wieder der Portarius auf. Er befand sich jetzt in Begleitung eines pummeligen, pausbäckigen und jungen Kuttenträgers, der unter einem nervösen Augenzucken litt und höchstens ein, zwei Jähre älter sein konnte als er selbst.
    »Das ist unser Novize Bruder Notker«, teilte ihm der Portarius mit und wies auf seinen jungen Begleiter. »Er wird dich zu Bruder Scriptoris führen! Alles Weitere liegt in dessen Händen.«

3
    D-d-du... w-w-willst... b-b-bei uns eintreten, h-h-habe ich hört?«, fragte der dickliche Novize leise und unter schwerem Stottern, als sie über den Hof auf das Konventsgebäude zugingen, und warf ihm einen neugierigen Blick zu.
    »Ja, das ist mein Wunsch«, antwortete Sebastian mit freundlicher Zurückhaltung.
    »S-s-sagst... d-d-du mir, w-w-wie... d-d-du heißt?« »Laurentius Mangold«, sagte Sebastian und nannte zum ersten Mal seinen falschen Namen.
    »E-e-entschuldige, a-a-ber… w-w-wenn ich aufgeregt… b-b-bin, sch-sch-sch-stottere ich immer... g-g-ganz übel.«

    »Wenn jemand aufgeregt sein muss, dann bin doch wohl ich das«, sagte Sebastian.
    Notker blieb stehen, schloss kurz die Augen, holte tief Luft und schlug sich mit der Faust dreimal vor die Brust. Dabei murmelte er nun überraschenderweise ganz ohne Stottern: »Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa 9 !« Als er die Augen öffnete und Sebastians verwunderten Blick sah, verzog er entschuldigend das Gesicht und sagte: »Das Schuldbekenntnis wirkt fast immer Wunder! Das Stottern kommt nämlich von den Teufeln in mir, die immer wieder versuchen, mich zu Sünden zu verführen und mich dadurch vom Weg Gottes abzubringen. Aber die werde ich schon noch austreiben! Ich werde sie mit der in Weihwasser getränkten Geißel bis aufs Blut spüren lassen, dass sie keine Macht über mich und meine Seele haben!«
    Sebastian machte ein erschrockenes Gesicht, sagte jedoch nichts.
    Der Nozive schritt auch schon weiter. »Du hast eine gute Wahl getroffen, Laurentius. Unserem Konvent geht es gut, und wir haben viele gottgefällige Mönche, an denen man sich ein wunderbares Beispiel für eine hingebungsvolle Nachfolge Christi nehmen kann«, versicherte Notker eifrig, als müsste er für sein Kloster werben. Und nicht ein einziges Mal geriet er dabei ins Stottern. »Wenn man dich hier aufnimmt, wird dich Bruder Scriptoris bestimmt mit mir zusammen unterrichten. Denn zur Zeit bin ich der einzige Novize. Aber bald ist mein Probejahr vorbei. Schon in einigen Tagen lege ich mein ewiges Gelübde ab und dann gehöre ich für immer zum Konvent Unserer Lieben Frau vom Inn !« Stolz sprach aus seiner Stimme.
    Sebastian nickte nur mit einem Lächeln, das so etwas wie
neidvolle Bewunderung ausdrücken sollte, und dachte im Stillen, was für ein wunderlicher Bursche dieser Notker doch war.
    »Ich werde zu Gott beten, dass du vor unserem Novizenmeister, dem Prior und unseren anderen Brüdern bestehst und man dich bei uns als Novize aufnimmt, Laurentius. Und ich bin sicher, wir werden uns gut

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