Das Kloster (German Edition)
Bequemlichkeit zu sorgen. Und da muß ich Euch denn sagen, daß wir selbst kein Korn bauen, und daß sich Mehlsäcke aus dem Süden nicht so leicht wegschaffen lassen wie Rindvieh, denn Rindvieh hat Beine und läßt sich treiben, und Mehlsäcke wollen geschleppt sein. Aber einen Becher Wein sollst Du haben, Pfaffe, und sollst auch zwischen mir und meiner Käte obenan am Tische sitzen. Du aber, Christie, nimmst den jungen wilden Schößling in die Schere, verstehst Du? Es soll ihm an nichts fehlen; laß Dir vom Kellermeister auch eine Flasche vom besten für ihn geben.«
Der Baron nahm seinen gewohnten Platz zu oberst der Tafel ein, Frau Käthe saß weiter unten, zeigte aber dem Gaste höflich einen Platz zwischen ihnen. Warden jedoch weigerte sich, trotz Durst und Hunger, der Aufforderung Folge zu leisten.
Siebentes Kapitel.
Julian Avenel nahm mit Erstaunen wahr, daß der fremde Greis an der Tafel nicht Platz nehmen wollte.
»Zum Henker!« rief er aus, »haben unsre neumodischen Pfaffen etwa auch Fastenzeit? Fast möcht ich drauf wetten. Unsre alten Schwarzkittel überließen solche Faxen den Laien, fraßen sich selbst aber die Hucke voll.«
»Wir kennen dergleichen Gesetze nicht,« erwiderte der Prediger. »Unser Glaube schreibt keine Fastenzeit vor; aber wenn wir fasten und Buße tun, dann zerreißen wir nicht unsre Kleider, wohl aber unsre Herzen.«
»Gut für Euch, doch schlimm für Euren Schneider,« erwiderte der Baron; »nun aber komm her und setz Dich! Mußt Du uns aber von Deinem Amt ein Pröbchen geben, dann murmle Deinen Spruch her!«
»Herr Baron,« versetzte der Prediger, »ich bin in fremdem Lande, wo man weder mein Amt noch meine Lehre kennt, ja, wo beide, wie es scheint, falsch aufgefaßt und mißverstanden werden. Mir liegt die Pflicht ob, mich so zu benehmen und so zu verhalten, daß die Würde meines heiligen Herrn in meiner Person, so unwürdig sie auch sein mag, geachtet werde, und daß die Zügel der Ordnung nicht erschlaffen und die Sünde sich nicht überhebe und breit mache.«
»Laß das! laß das!« erwiderte der Baron; »Du bist hierher geschickt worden um Deiner Sicherheit willen, aber wohl nicht, damit Du mir die Moral liest oder den Aufseher über mich spielst. Was hast Du, Pfaffe, denn im Sinn? Laß nicht außer acht, daß Du mit einem Manne sprichst, der nicht viel Geduld hat, dem jede Minute, die ihm seinen Genuß verkürzt, leid tut.« »Nun, dann seien wir kurz!« erwiderte in strengerem Tone der Prediger ... »diese Frau hier ...«
»Was willst Du von der Frau?« fuhr der Baron grimmig auf, »was willst Du von dieser Dame wissen?«
»Ist sie Deine Hausfrau?« fragte der Prediger nach kurzem Schweigen, nach dem passendsten Ausdruck auf der Suche zur Bezeichnung dessen, was er zur Sprache bringen wollte, »ist sie Dein Eheweib?«
Die unglückliche junge Frau bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, wie wenn sie versuchen wollte, die Röte ungesehen zu machen, die ihr in die Wangen schoß, aber die durch ihre schmalen Finger hervorbrechenden Tränen verrieten ihren Schmerz sowohl als ihre Scham.
»Bei meines Vaters Asche!« schrie der Baron, aufspringend und seinen Schemel mit solcher Gewalt von sich wegstoßend, daß er bis an die entgegengesetzte Seite des Zimmers flog ... aber ebenso schnell tat er seinem Grimm Einhalt und rief lachend: »Was soll ich mich um eines Narren willen aufregen?« Dann setzte er sich wieder und erwiderte kalt und voll Verachtung: »Nein, Pfaff, oder Herr Prediger, Katharina ist mein Eheweib nicht, ... hör doch auf, albernes Weib, mit Deinem Geflenne ... aber versprochen sind wir zusammen, und dadurch ist sie grade so gut mein rechtschaffnes Eheweib, als wenn wir zusammen vor dem Altar gestanden hätten.«
»Versprochen?« wiederholte Heinrich Warden.
»Weißt Du, frommer Mann, denn nichts von diesem Brauch?« erwiderte Julian Avenel im gleichen höhnischen Tone. »Na, dann will ich Dir es sagen. Paß auf! Wir Grenzer sind vorsichtigere Leute als Eure Bauern drin im Lande von Fife und Lothian. Wir tappen nicht gern im Dunkeln und schmieden uns nicht gern früher Fesseln, als bis wir wissen, daß sie uns auch sitzen ... und darum nehmen wir uns auch ein Weib erst auf Probe, genau so, wie wirs machen mit unsern Pferden. Wenns bei uns heißt, es haben sich zwei Leute zusammen versprochen, so heißt das, daß sie zusammen eins geworden sind, es auf ein Jahr lang mit dem Ehestande zu probieren. Ist dies Jahr vorbei, dann kann das Paar wieder
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