Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
Vom Netzwerk:
Gegenteil von dem, was sie bewirken sollten. Ingrimmig fuhr der Ritter empor und schrie die Frau an:
    »Was? Verrückte Vettel! hast Dich wohl mit dem Landstreicher unter einen Hut gesteckt, mich in meinem eignen Hause zu schmähen? Hinweg mit Dir! und laß Dir gesagt sein, daß Julian Avenel gefeit ist gegen alle Heuchelei, mag sie vom Manne oder vom Weibe kommen!«
    Bleich wie der Tod fuhr das arme Wesen zurück und suchte seinem Befehle Folge zu leisten, aber ehe sie die Tür gewonnen hatte, verließen sie die Kräfte, und sie schlug auf den steinernen Boden nieder. Das Blut rann ihr von der Stirn, und Halbert Glendinning, außer stande, solche schändliche Szene länger mit anzusehen, sprang von seinem Schemel und fuhr mit der Hand nach seinem Schwert; aber Christie von Clinthill erriet sein Vorhaben und hielt ihn fest. Avenel war selbst schwer betroffen über die Folgen seiner Heftigkeit, eilte zu der schönen Frau hin, hob sie vom Boden auf und sprach ihr auf seine Weise Trost zu.
    »Sei doch bloß ruhig, Du einfältige Närrin!« sprach er, »wahrlich, Käthe, wenn ich auch dem zudringlichen Pfaffen kein Gehör schenke, so könnte am Ende doch sich was zwischen uns im Sinne seiner Worte ereignen, falls Du mir einen Jungen bescheren solltest. Aber nun gut, hörst Du? wisch Dir Deine Tränen ab und laß Deine Weiber kommen! Heda, wo steckt denn die Brut? ... Christie, Rowley, Hutcheon! schleppt die faulen Kanaillen an den Haaren herbei!«
    Ein halbes Dutzend auf den Tod erschrockner Weiber, mit verstörten Blicken, stürzte in die Halle, um Käthe hinauszutragen, die man ebenso gut ihre Gefährtin hätte nennen können wie ihre Gebieterin. Sie gab kein Lebenszeichen, außer daß sie unter leisem Wimmern die Hand gegen die Seite preßte.
    Sobald das unglückliche Weib aus der Halle getragen worden war, trat der Baron an den Tisch und goß einen Humpen voll Wein ein. Dann wandte er sich um und rief dem Prediger zu, der von Entsetzen über den Vorfall ergriffen worden war:
    »Pfaffe, Du hast uns derb zugesetzt, aber da Du mit so wuchtiger Empfehlung zu uns kommst, wollen wir annehmen, daß Du in guter Meinung gehandelt habest. Doch laß Dir noch einmal sagen, wir in unsern Bergen sind ein wilderes Volk als Ihr drunten im Tale. Drum rat ich Dir, laß Dir den alten Sekt schmecken und uns von andern Dingen reden.«
    »Ich bin gekommen, Euch zu befreien von böser Leidenschaft ...« hub der Prediger wieder an. Aber ungestüm fiel ihm Avenel in die Rede.
    »Setz Dich!« schrie er, »oder bei meines Vaters Helmbusch und bei der Ehre meiner Mutter ...«
    »Wenn er sich jetzt nicht setzt,« flüsterte Christie dem jungen Glendinning zu, »dann gebe ich keine sechs Dreier für seinen Kopf!«
    »Lord Baron,« nahm Warden wieder das Wort, »Du hast mich aufs äußerste gebracht. Aber das sage ich Dir: lieber werde ich das Licht der Welt einbüßen, als daß ich mich im geringsten dazu verstehen werde, das Licht, dessen Verbreitung Gebot meiner Mission ist, zu verstecken. Gleichwie der heilige Täufer zu Herodes sprach: Es ist nicht recht, daß Du dieses Weib hast, so spreche ich auch, und wenn mich Ketten und Tod erwarten, zu Dir: Es ist nicht recht, Julian Avenel, daß Du dieses Weib hältst!«
    Von rasender Wut gepackt über die feste, entschiedne Art, wie der Prediger zu ihm sprach, schleuderte Julian den Becher, mit dem er dem Gaste hatte zutrinken wollen, in die Ecke. Sein nächster Griff war nach dem Dolch an seiner Seite. Aber er besann sich ebenso schnell eines andern und schrie mit Donnerstimme:
    »Heda! Ihr da, in den Kerker mit dem frechen Wicht von Landstreicher! Und daß mir niemand das Wort für ihn einlegt! Wenn sich der Heuchler nicht gutwillig wegführen läßt, denn schleppt ihn weg!«
    Ohne die geringste Furcht und ohne das leiseste Zeichen von Widerstand ließ sich Heinrich Warden von den beiden Trabanten, die sich auf ihn stürzten, wegführen. Dann schritt Julian Avenel in düsterm Schweigen noch ein paarmal durch die Halle, dann winkte er einen seiner Trabanten zu sich heran, flüsterte ihm einen Auftrag zu und setzte sich hierauf wieder an die Tafel.
    »Diese Hundsfotte von Pfaffen, die sich in alles mischen, machen uns, beim Henker! schlimmer, als wir ohnehin schon sind!«
    In diesem Augenblick kam der Trabant wieder herein, und der Bescheid, den er ihm brachte, schien sein erregtes Gemüt zu besänftigen; und nun forderte er auch die Dienerschaft auf, ihre Plätze wieder einzunehmen. Alle kamen der

Weitere Kostenlose Bücher