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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Aufforderung schweigend nach und fingen an zu essen. Christie gab sich alle Mühe, seinen jugendlichen Kameraden zum Zechen zu animieren, aber nicht einmal sprechen mochte Halbert. Er sagte, er sei müde, und wolle nichts andres genießen, als ein bißchen Heidelbeermeth, der damals das gewöhnliche Tischgetränk für die Dienerschaft bildete. Er bat auch Christie bald, ihn in seine Kammer zu bringen, und dieser ließ sich nach einiger Zeit bereit finden, ihm seinen Wunsch zu erfüllen; aber nie mag wohl ein Korporal von einem Werbekommando schärfer aufgepaßt haben, daß ihm ein Mann, den er »auf dem Rohre« hat, nicht entrinne, als Christie von Clinthill auf Halbert. Zwar brachte er Halbert in eine Kammer, die nach der Seeseite hin lag; aber ehe er den Fuß wieder hinaus setzte, unterließ er nicht, das äußere Gitter vorm Fenster nachzusehen und den Schlüssel zweimal im Schlosse umzudrehen. Halbert erkannte hieraus, daß man nicht gewillt sei, ihn ruhig seines Weges vom Schlosse weiter ziehen zu lassen. Er hielt es jedoch für klüger, diese Wahrnehmung, so beängstigender Natur sie für ihn war, für sich zu behalten. Doch schwächte die Empfindung, daß er selbst sich als Gefangenen dieses wilden Häuptlings anzusehen habe, seine Teilnahme am Schicksal seines Leidensgefährten in keiner Weise ab; vielmehr nahm er sich vor, der Unerschrockenheit desselben nachzueifern und sich weder durch Drohungen noch Leiden in die Dienste eines solchen Mannes zwingen zu lassen. Sein nächster Gedanke war, zu untersuchen, welche Aussicht sich ihm für Flucht böte. Er eilte an das Fenster und sah, daß die Kammer, in der man ihn untergebracht hatte, nicht im ersten Stockwerk der Burg und nicht so weit entfernt von dem Felsen, auf dem sie erbaut war, lag, daß ein behender, kühner Mann sich nicht auf ein Felsstück unmittelbar unter dem Fenster hätte schwingen können, von wo aus es nicht unmöglich sein konnte, in den See hinunter zu klettern oder zu springen, dessen helle, blaue Flut sich in dem stillen Lichte des Sommervollmondes vor seinen Augen dehnte. Wenn aber auch das Fenster groß genug war, um einem Menschen Durchgang zu gewähren, so schienen doch die Eisenstäbe des Gitters ein unbezwingliches Hindernis zu bieten. Als Glendinning jetzt zum Fenster hinausblickte, drangen von unten herauf Laute an sein Ohr, an denen er die Stimme des Predigers erkannte, der eben seine Andacht verrichtete. Der Plan, sich mit ihm in Beziehung zu setzen, reifte auf der Stelle in ihm, aber ebenso schnell sagte er sich, daß ihm kein andres Mittel dazu verfügbar sei, als die eigne Sprache, und so wagte er endlich, den Prediger laut beim Namen zu rufen. Er erhielt auch schnell die Antwort von unten herauf: »Bist Du es, mein Sohn?«
    Warden hatte sich der kleinen Oeffnung genähert, die seinem Kerker, freilich in sehr geringem Maße, Licht und Luft zuführte und grade zwischen Mauer und Fels befindlich war, und zwar ziemlich unmittelbar unter Halberts Kammer, so daß es den beiden Kameraden möglich war, sich leise zusammen zu verständigen. Halbert flüsterte nun dem Prediger zu, daß er sich mit der Absicht zu entfliehen trage, und daß es ihm recht wohl möglich erscheine, diese Absicht auch auszuführen, sobald es ihm gelänge, das Gitter zu ...«
    »Probiere es, mein Sohn,« fiel ihm Warden in die Rede, »ob es Deiner Stärke gelingen kann, es zu bezwingen.«
    Halbert leistete diesen Worten Folge, jedoch mehr infolge der Verzweiflung, die ihn erfüllte, als von der Hoffnung getrieben, daß es ihm gelingen werde. Aber wie groß war sein Erstaunen, als der Gitterstab, an dem er seine Kraft zuerst versuchte, mitten durchbrach und die obere Hälfte, wahrscheinlich weil die Fugen gelockert waren, ihm entgegen rutschte.
    »Beim Himmel!« flüsterte er dem Prediger zu, »der Gitterstab hat nachgegeben.«
    »Sage dem Himmel Dank, mein Sohn,« versetzte Warden aus seinem Kerker, »statt bei ihm zu schwören.«
    Halbert zwängte sich nun durch die auf so wunderbare Weise entstandne Oeffnung und ließ sich an dem ledernen Gurte seines Schwertes wie an einem Seile nieder auf das Felsstück; gleich darauf öffnete sich das Fensterloch in dem Verließe des Predigers. Dieses aber ließ sich nicht zu einem Durchschlupf erweitern, denn es war nicht viel breiter, als eine Schießscharte für Musketen zu sein brauchte, und hatte wahrscheinlich auch nur die Bestimmung einer solchen.
    »Läßt sich Eure Rettung auf keine Weise bewerkstelligen?«

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