Das Kloster (German Edition)
daß er zu unsrer Hilfe heranziehe! Dieser gute und getreue Lord könnte einen Foster schon bezwingen und all seine Absichten vereiteln. Ich gedenke, diesen Reitersmann noch heute zu ihm zu schicken.«
»Wohl möglich, daß Foster auf Murray wartet,« erklärte der Abt, »zumal dessen Zug gegen uns ja nur auf kurze Zeit verzögert weiden dürfte.«
»Das glaube ich nicht,« entgegnete der Unterprior, »denn dieser Foster ist ein zu verzweifelter Ketzer, der zu erpicht ist auf die Zerstörung unsrer Kirche. Als geborner Grenzer trachtet er nach den Schätzen der Kirche, und ein Einfall in Schottland wird ihm ein Gaudium sein! Außerdem hat er noch Beweggründe genug, sich sogleich über uns herzumachen, denn wartet er, bis ihm Murray beisteht, so geht ihm die Aussicht auf die Hälfte der Beute verloren; macht er die Sache allein ab, so fällt ihm alles zu. Ferner kann Julian Avenel den Foster nicht besehen, wie ich gehört habe. Sobald die sich sehen, geht die Hauerei los. Bruder Sakristan, holt doch unsern Vogt herbei! er soll das Verzeichnis der streitbaren Männer mitbringen, die dem Kloster zur persönlichen Hilfeleistung verpflichtet sind. Schickt auch zu dem Baron von Meigallot und laßt ihm sagen, daß sich das Kloster mit ihm wegen des Brückenzolls verständigen werde, falls er uns diesmal mit seinem Trupp helfen wolle. Endlich, Mylord, wollen wir uns an die Abschätzung unsrer Mannschaften und derjenigen des Feindes machen, damit nicht etwa umsonst Menschenblut vergossen werde. Wir wollen also einmal berechnen.«
»Mir ist von dem allen so dumm,« rief der Abt, »als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum!. Aber mein Entschluß steht fest, steht schon lange fest,« und bei diesen Worten stand er auf und trat mit all der Würde, die ihm seine stattliche Person vergönnte, einen Schritt vor, um dann fortzufahren: »Vernehmt zum letzten Male die Stimme Eures Abtes Bonifacius! Ich habe für Euch gearbeitet, so weit meine Kräfte es mir erlaubten. In ruhigeren Zeiten wäre mir manches wohl besser gelungen. Habe ich mich doch nur ins Kloster geflüchtet, um der Ruhe pflegen zu können, und das Kloster mußte gerade mir zu einer Stätte der Unruhe werden! Zudem wird es von Tag zu Tag in dieser Hinsicht schlimmer, und je höher ich im Alter herausrücke, desto geringer wird meine Fähigkeit, mich mit all dieser Plackerei zu befassen. Darum gebührt mir ein solcher Platz nicht mehr, denn ich kann die Pflichten, die er auferlegt, nicht mehr erfüllen. So habe ich mich denn entschlossen, mein Amt in die Hände des Paters Eustachius, unsers geliebten Priors, dem es nach der Rangordnung zunächst anheimfällt, niederzulegen. Ich freue mich, daß er noch nicht anderswo eine seinen Verdiensten angemessene Stellung zuerteilt bekommen hat, denn ich hoffe, daß er die Mitra und den Stab aus meinen Händen entgegennehmen werde.«
»Mylord-Abt,« nahm hierauf der Unterprior das Wort, »wenn ich von den Tugenden, die Euch bei Führung dieses hohen Amtes geziert haben, schwieg, so dürft Ihr nicht meinen, daß ich dieselben nicht zu würdigen wüßte. Gleich allen, die Euch kennen, bin ich mir des Umstandes wohl bewußt, daß kaum jemals ein Mitglied unsers Ordens zu diesem hohen Amt einen lauterern Willen besessen hat, allen Menschen wie allen Verhältnissen gerecht zu werden, und wenn auch Eure Amtszeit nicht ausgezeichnet war durch kühne Unternehmungen, wie diejenige manches Eurer Vorgänger, so sind hinwiederum Eurem Charakter die Fehler fremd gewesen, die den Charakter solcher Vorgänger verdunkelt haben.«
Der Abt richtete seine Blicke mit Verwunderung auf den Prior und sprach:
Daß auch Ihr, ehrwürdiger Vater, mir so viel Gerechtigkeit zu teil werden ließet, dessen bin ich mir nicht gewärtig gewesen.«
»Ich habe in Eurer Abwesenheit,« sagte der Prior, »diese Meinung noch kräftiger vertreten als in Eurer Gegenwart, und ich möchte nicht unterlassen, hochwürdiger Herr, Euch zu bitten, daß Ihr die gute Meinung, die allgemein über Euch herrscht, nicht dadurch beeinträchtigen möchtet, daß Ihr zu einer Zeit, da Eure Fürsorge gerade am notwendigsten ist, den Verzicht auf Euer Amt erklärt.«
»Aber, geliebter Bruder in Christo, ich trete doch mein Amt einem weit besser dafür geeigneten Mitgliede unsers heiligen Ordens ab!« sagte der Lord-Abt. »Zu einer Zeit, wie der jetzigen, bedarf unser Kloster einer kräftigeren Hand. Drum bestimme ich, daß Ihr noch heut abend Euer Amt als Abt antretet und alle
Weitere Kostenlose Bücher