Das Kloster (German Edition)
Pairs und Edlen von Schottland,« hub er an, indem er einen Blick in der Runde schweifen ließ, »richtet Ihr zwischen mir und diesem Julian Avenel! Er hat sein Wort gebrochen und ein sicheres Geleit verletzt. Auch darüber richtet Ihr, daß er sich vergriffen hat an einem Prediger der heiligen Lehre, auch darüber, daß er mit dem Gedanken umzugehen scheint, den Anhängern des Antichrists sein Blut zu verdingen.«
»Den Tod eines Verräters soll er sterben,« riefen die weltlichen Hauptleute, »der Henker soll ihm zur Strafe seines Meineids die Zunge mit glühendem Eisen ausreißen.«
»Zu den Baalspfaffen soll er hinunter fahren!« zeterten die geistlichen Herren, »und seine Asche sollt Ihr streuen in den tiefsten Abgrund!«
Murray hörte ihre Worte mit verhaltnem Lächeln. Er hatte den Ausbruch solcher Rache wohl erwartet, aber er mochte denken, daß die Roheit, mit der der Baron Avenel seine Konkubine behandelt hatte, ein gewisses Seitenstück fand in der Art und Weise, wie auch die Mutter des Ritters behandelt worden war, der vorhin den Blick zu Boden geschlagen und geschwiegen hatte, als er dem in Schottland üblichen »Eheverspruch« das Wort geredet hatte, und der kein andrer war als Graf Morton, der unehelich geborne Halbbruder des Lords; er mochte weiterhin denken, daß man die Ursache zu dem grimmigen Ausdruck, den das Gesicht des Grafen jetzt zeigte, in der Erinnerung hieran zu suchen haben mochte. Dagegen sprach Lord Murray sehr freundlich mit Halbert, als dessen Bericht zu Ende geführt war. Dann wandte er sich zu den Begleitern.
»Der Jüngling ist augenscheinlich kühn und tapfer und aus dem Stoffe gebildet, den diese unruhigen Zeitläufte erheischen. Es gibt Vorgänge, die einem Manne Gelegenheit geben, sich als Mann zu zeigen, und einen solchen Vorgang haben wir mit diesem Jüngling eben erlebt. Ich muß ihn näher kennen lernen, den Jüngling.«
Umständlich fragte er nun Halbert aus nach den Streitkräften, die dem Baron von Avenel zur Verfügung seien, nach der Stärke seines Schlusses, wie nach dem Schicksal seines nächsten Erben. Dabei mußte natürlich die Rede kommen auf die traurige Lage, in welcher sich die einzige Tochter seines verstorbnen Bruders, Mary von Avenel, befand, und die Halbert mit einer Befangenheit erzählte, die dem Lord Murray nicht entging.
»Ha, Baron Julian!« rief er, »Du reizest mich zum Zorn zu einer Zeit, die Dir doch alle Ursache gäbe, meine Gnade zu erflehen? O, ich habe Walter Avenel gut gekannt, er war ein wackrer Schotte und ein tapfrer Kriegsmann. Unsre Schwester, die Königin, muß, seiner Tochter zu ihrem Recht verhelfen, die gewiß eine schickliche Braut abgäbe für einen tapfern Kriegsmann, der Unsrer Gunst würdiger sein dürfte, als dieser Verräter von einem Julian!« Hierauf heftete er einen forschenden Blick auf Halbert und fragte: »Jüngling, bist Du von edlem Geblüt?«
Auf diese Frage erwiderte Halbert mit einer längern Darlegung seiner Ansprüche auf die Abstammung von den alten Glendowynes von Galloway, aber Graf Murray unterbrach ihn nach einer Weile mit den Worten:
»Ei, Jüngling! laß die Stammbäume von Barden und Wappengelehrten beiseite! Heute ist jeder der Mann seiner Taten. Das erhabne Licht der Reformation erleuchtet den Fürsten wie den Bauern, und Bauer und Fürst einen sich zum Kampfe für die Verbreitung der Glaubensneuerung. Alles in der Welt rührt sich zum Kampfe für den Bezwinger des Antichrists, was über ein tapfres Herz und einen starken Arm gebietet. Jüngling, sage mir freimütig, warum Du Deines Vaters Haus verließest?«
Ohne Zaudern bekannte Halbert seinen Zweikampf mit dem Ritter Piercie Shafton und verschwieg auch nicht den vermeintlichen Tod desselben.
»Bei meiner Faust!« rief Murray, »Du bist ein kühner Sperber, der einem Falken wie Piercie Shafton gar früh das Gefieder zerzaust! Die Königin Elisabeth hätte ihren Handschuh, mit Goldkronen bis zum Rande gefüllt, dafür gegeben, war ihr bekannt geworden, daß dieser vorlaute Geck unterm Rasen läge. Nicht wahr, Morton?«
»Allerdings,« erwiderte dieser, »ihren Handschuh jedoch für ein bessres Geschenk gehalten als die güldnen Kronen!«
»Was sollen nun aber wir anfangen mit seinem jugendlichen Mörder?« fragte Murray, »und was werden unsre geistlichen Herren sagen zu diesem Fall?«
»Denen erzählt bloß was von Moses und Benajah,« antwortete Morton, »denn es ist schließlich doch nichts weiter als der Tod eines Aegypters.«
»Recht
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