Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
andere Typ heißt Trip und hat in beiden Ohren ein Hörgerät. Er sagt nicht viel. Man merkt nur, daß er im Zimmer ist, weil seine Hörgeräte alle zehn Minuten zu fiepen anfangen. Der dritte heißt Peter und ist ziemlich komisch. Als ich ihn sah, mußte ich sofort an Dion Hatch denken. Peter hat eine weiblich klingende Stimme und seine Gesicht wirkt wie geschaffen für Makeup. Zuerst fand ich ihn eher hübsch als gutaussehend. Ich frage mich, ob Peter in der Highschool je ans Footballtor gefesselt worden ist. Außerdem hat er echt seltsame Klamotten. Zum Beispiel ein T-Shirt, auf dem »Bee Gees« steht, karierte Shorts und Schlaghosen. Als Peter seine Sachen auspackte, hat Vinnie das »Bee Gees«-T-Shirt genommen und gesagt: »Mein Gott, das ist ja zum Weinen.«
Ich lachte, weil ich das witzig fand. Simon hat Vinnie ausgeschimpft und ihm gesagt, er soll Peters Klamotten in Ruhe lassen. Simon ist irgendwie komisch. Er erinnert mich an den Typen aus der Klopapierwerbung, der sich jedesmal aufregt, wenn jemand die Rolle zusammendrückt.
Hoppla! Simon will, daß wir das Licht ausmachen. Muß ins Bett.
1. Juli
Eine furchtbare Nacht. Trip und Vinnie schnarchen beide wie die Weltmeister. Vinnie schläft über mir und Trip links, und wenn sie so richtig loslegen, habe ich Stereobeschallung. Peter redet im Schlaf, also habe ich es mit zwei Schnarchern und einem Labersack zu tun. Ich habe überhaupt nicht geschlafen. Heute früh bin ich mit Augenringen aufgewacht und hätte fast mein Frühstück wieder ausgekotzt. Bin von den Vormittagsaktivitäten befreit worden und sofort ins Büro gelaufen.
Habe Mama angerufen und ihr gesagt daß ich wieder nach Hause will. Heute vormittag war es SCHEUSSLICH. Ich vermisse ALLE. Sogar Papa. Eigentlich hatte ich gedacht, ich würde mich so freuen, von ihm wegzukommen, daß mir alles andere egal wäre. Aber jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich an ihn denke, weil ich so gemein zu ihm war. Am liebsten würde ich alles zurücknehmen, was ich je zu ihm gesagt habe. Ein komisches Gefühl.
Mama sagte, sie könne auf keinen Fall kommen, um mich abzuholen. Sie muß die ganze Woche arbeiten. Ich fragte, ob sie nicht Reverend Silk bitten kann, doch sie hat sich geweigert. Es war sehr nett, daß er mich hingebracht hat, und sie kann unmöglich von ihm verlangen, daß er noch mal die weite Fahrt macht. Da bin ich ausgeflippt. Ich MUSS wieder nach Hause. Meine Stimme zitterte, und ich hätte am liebsten geheult. Mama hat ganz schnell »Tschüs« gesagt und aufgelegt.
Ich habe auch aufgelegt, und bin mir ganz verloren vorgekommen. Da habe ich Pia gesehen. Sie war sehr nett und hat mich gefragt, was los ist. »Nichts«, habe ich gesagt. Auf einmal habe ich mich echt dämlich und kindisch gefühlt.
Wahrscheinlich hat sie mich am Telefon gehört, denn sie setzte sich zu mir und erzählte von ihrer Familie in Connecticut, die sie auch manchmal vermißt. Es war, als könne sie meine Gedanken lesen. Ich sagte ihr, daß mir meine Familie furchtbar fehlt. Habe von Mama, Oma, Papa und Jeff geredet, aber ohne die schaurigen Einzelheiten. Nur das Gute, weil ich sie nicht vom Thema ablenken wollte. Ihr älterer Bruder ist auch in der Armee und in Deutschland stationiert. Wir haben uns etwa eine halbe Stunde lang unterhalten. Es war seltsam. Als ich ins Büro gekommen bin, habe ich Pia gar nicht gekannt, und jetzt weiß ich alles über sie. Sie hat mich zu meiner Hütte begleitet. Und ich war soweit wieder hergestellt, daß ich hineingehen konnte.
2. Juli
Heute ist es ein bißchen besser. Habe den Vormittag mit Peter, Trip und Vinnie verbracht. Wir sind im See geschwommen und haben Strandtennis gespielt. Es hat Spaß gemacht. Trip darf die Ohren nicht naß kriegen und muß deshalb eine Schwimmweste tragen. Weil er so groß und dürr ist, sieht er damit ziemlich komisch aus, aber niemand hat ihn ausgelacht, nicht mal Vinnie. Vinnie war zu sehr damit beschäftigt, Peter wegen seiner Badehose aufzuziehen. Es ist ein Bild von Kermit, dem Frosch, drauf.
Vinnie meinte, so was hätte er das letztemal auf einem Verliererkongreß gesehen.
Vinnie hat eine knapp geschnittene Badehose angehabt, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie mir gefällt oder nicht. Beim Schwimmen habe ich Abstand zu ihm gehalten. Ich wollte nicht, daß er die kleinen Herzchen auf meiner Badehose sieht und anfängt, mich auch noch zu verarschen.
Am Nachmittag haben Pia und Denise mit uns eine Wanderung gemacht. Sie hatten die geniale
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