Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Idee, eßbare Pilze zu sammeln. Die Pilze sahen so eklig aus, daß ich sie nicht runtergekriegt hätte, auch wenn ich am Verhungern gewesen wäre. Aber ich habe den Mund gehalten. Vinnie hat mir ständig ins Ohr geflüstert: »Wie findest du ihre Titten?« Damit hat er Pia gemeint. Ich grinste ihn an und tat so, als würde ich sie geil finden. Peter hat nicht mal so getan. Er verdrehte nur die Augen und blickte mich an, als ob Vinnie für ihn der größte Idiot der Weltgeschichte wäre. Ich glaube, Vinnie hat das gar nicht mitgekriegt. Er war zu sehr damit beschäftigt, Pias Hintern anzuglotzen.
3. Juli
Als »Gemeinschaftsübung« mußten wir uns heute nachmittag einen Partner suchen, ihm die Augen verbinden und ihn durchs Lager führen. So soll man lernen, einem anderen Menschen zu vertrauen. Ich habe mich mit Vinnie zusammengetan. Bestimmt geht er ins Fitneßstudio, denn er hat furchtbar dicke Armmuskeln. Das ist mir heute erst aufgefallen, weil ich ihn am Arm halten mußte. Ich habe ihn weit weg vom Hauptweg geführt. Wir sind auf dem Bootssteg herumgelaufen. Als wir am Rand standen, fragte Vinnie, wo wir sind. Fast hätte ich ihn zum Spaß in den See geschubst. Aber dann fand ich, daß es nicht ratsam ist, ihn zu ärgern. Habe beschlossen, mir seine Tätowierung zu Herzen zu nehmen. Also habe ich ihn vom Bootssteg runterbegleitet und mich dann von ihm noch ein bißchen herumführen lassen.
4. Juli
Heute abend hatten wir eine große Feier zum Unabhängigkeitstag. Als wir uns dafür umgezogen haben, hat Vinnie ständig auf Peter rumgehackt: »Hör auf, mich anzustarren, Schwuchtel.« In Wirklichkeit war ich es, der ihn ganz kurz angeschaut hat. Ich konnte einfach nicht anders. Es hat mich nicht angemacht. War ein schöner Anblick, aber anfassen wollte ich ihn nicht.
Vielleicht hat Peter Vinnie tatsächlich angeschaut, aber das hätte jeder lebendige Mensch getan. Doch Vinnie hat Peter einfach nicht in Ruhe gelassen. Er wiederholte dauernd, daß Peter ihn nicht anstarren soll. Anscheinend hat er Peter sofort als Schwulen erkannt. Peter zog sich an und versuchte, ihn nicht zu beachten. Er hat mir ein bißchen leid getan. Er ist in Ordnung, aber Vinnie kann ihn aus irgendeinem Grund nicht ausstehen. Es ist komisch. Vinnie ist so fies zu Peter und gleichzeitig so nett zu Trip und mir. Oft hilft er Trip. Heute früh zum Beispiel sollten wir Vogelhäuschen basteln. Trip hatte Probleme, ein Brett gerade abzusägen. Vinnie hat es ihm vorgemacht und ihm sogar beim Abschleifen geholfen.
Mir hat es einen Stich versetzt, als Vinnie Peter immer wieder als »Schwuchtel« beschimpft hat. Doch ich habe nichts getan. Ich nahm mir nur vor, besonders nett zu Peter zu sein, um Vinnies Gemeinheiten wieder gutzumachen. Dann kam Simon rein, und Vinnie hat sofort den Mund gehalten.
Die Feier war ziemlich langweilig. Ein Gruppenleiter aus einer anderen Hütte hat Platten aufgelegt und den DJ gespielt. Aber die Platten sind ständig hängengeblieben, so daß er sie anhalten und noch mal anfangen mußte. Alle sind bei ihren Mitbewohnern geblieben, und deshalb wurde auch nicht viel geredet. Anscheinend hatte keiner Lust, neue Leute kennenzulernen. Ich habe nicht mitgekriegt, ob irgendwelche knackigen Typen dabei sind. War mir auch egal. Simon hat ein popeliges Feuerwerk abgebrannt. Ein paar bunte Funken, und dann war schon Schluß.
Während der Feier ist Vinnie ständig zu Pia rüber und hat sie gefragt, was sie heute nacht noch vorhat. Sie blickte Denise an, und dann haben die beiden losgelacht, als ob das unheimlich witzig wäre. Vinnie hat das nicht sehr gefreut. Als wir zu unserer Hütte zurückgingen, meinte Vinnie, daß Pia bestimmt eine Lesbe ist. Dann hat er gelacht. Ich auch.
6. Juli
Heute nachmittag mußten wir als Freundschaftsübung mit einer Liste in den Wald gehen, verschiedene Sachen sammeln und sie mit zurückbringen. Es war eine Art Wettbewerb zwischen den verschiedenen Hütten. Pia und Denise nannten es »Schatzsuche«. War ganz lustig. Im Wald hat Vinnie die Liste in zwei Teile zerrissen und sagte, Peter und ich könnten die eine Hälfte der Sachen suchen und er und Trip die andere. Ehe er losging, sagte er zu mir (so laut, daß Peter es hören konnte): »Paß auf, daß die Schwuchtel dich nicht angräbt.« Als Ich Peter anschaute, hat er auf einen Baum gestarrt, ich fühlte mich unwohl und habe nicht gelacht.
Dann waren wir allein und haben Buchenblätter gesucht. Ich fragte Peter, ob es ihm etwas ausmacht, daß
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