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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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nur von zehn. Einer hat nach der zehnten Runde aufgegeben. Doch ich habe mich nicht EINMAL daneben benommen und es ohne zu Stolpern bis zum Ziel geschafft. Habe auch ein paar furchtbar süße Jungens kennengelernt.
Nach dem Rennen ist Miles zu mir gekommen, um mir zu gratulieren. Sonst habe ich mich immer gefreut, ihn zu sehen, aber auf einmal kam er mir furchtbar alt vor. Die Lichter im Turnsaal waren sehr grell, und ich konnte jede Falte und jeden Krähenfuß erkennen. Er hat Geheimratsecken und Runzeln auf den Backen, die mir bis heute noch nie aufgefallen sind.
Kuprekski hat beim Kugelstoßen gewonnen. Ich konnte es kaum glauben. Er auch nicht. Miles hat sich gar nicht mehr eingekriegt, als die Durchsage im Lautsprecher kam. Er hat ihm auf den Rücken geklopft und ihm die Hand geschüttelt. Eigentlich wollte ich ihm auch gratulieren, aber ich habe es mir anders überlegt. Es wäre nicht ehrlich gewesen.
Auf der Busfahrt nach Hause haben zwei Ausgeflippte namens Coc und Val angefangen, Bier zu trinken. Hinter mir knutschte ein Pärchen herum. Miles erklärte, sie sollen sofort damit aufhören und sich auseinander setzen. Solange er Aufsicht hat, kommt so was nicht in Frage. Wann ist er so alt geworden?
4. Dezember
    Heute hat uns die alte Sängerin ein französisches Weihnachtslied beige-bracht. Sie hat eine hübsche Singstimme. Beim Singen hat sie gelächelt.
Ich habe auch mitgesungen, aber ich war mir nicht sicher, was der Text bedeutet. Wir hatten das Lied zur Hälfte durch, als die alte Sängerin vor meiner Bank stehenblieb und mich ganz leise fragte: »Warum schaust du so böse, Ben?«
Das Komische ist, ich wußte gar nicht, daß ich böse schaue. Ich war ganz verdutzt und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Mag hat erst mich und dann die alte Sängerin angeschaut und dann gemeint: »Er hat zur Zeit eine Menge um die Ohren.«
Ich habe keinen Schimmer, woran ich in diesem Moment gedacht habe. Wahrscheinlich fällt es mir zur Zeit nicht schwer, böse zu schauen.
5. Dezember
    Habe heute eine Englischarbeit zurückbekommen. Eins plus. Mag war sauer, weil sie nur eine Zwei hatte. Ich hatte den Aufsatz schnell hingeschmiert, eine Geschichte von einem Indianer namens Joe, der einer unschuldigen Familie die Farm wegnimmt. Weiße Siedler haben Joes Vorfahren vor vielen Jahren das Land geraubt; also holt er es sich auf dieselbe Weise zurück, und glaubt, daß er im Recht ist. Doch die Leute im Dorf sind wütend auf Joe und stürmen seine Farm. Es kommt zu einer Schießerei, und Joe stirbt beim Versuch, sein Land zu verteidigen. »Es ist mein Land«, lauten seine letzten Worte.
»Eine Geschichte voller Emotion und unterdrückter Wut«, hat Mrs. King unter meinen Aufsatz geschrieben. Unterdrückte Wut? Woher die bloß kommt!
6. Dezember
    Gestern nacht ist Mags Vater gestorben. Mag sagt, das hat sie nicht überrascht. Sie haben endlich die Genehmigung bekommen, die Apparate abzuschalten, und er hat einfach den Löffel abgegeben. Mag hat den Anruf entgegengenommen und es ihrer Mutter erzählt, und die hat die Nachricht als Vorwand benützt, um sich zu betrinken. Mag kam rüber und hat bei uns übernachtet. Wir haben »Friday Night Videos« geguckt und den ganzen Abend Popcorn gegessen. Ich wollte, daß sie über ihren Vater redet, aber sie hat nur den Kopf geschüttelt. Weil Jeff bei Marsha war, konnte Mag im unteren Bett schlafen.
Nachdem ich das Licht ausgemacht hatte, fing Mag an zu reden wie ein Wasserfall. Sie erzählte mir, wie ihr Vater sie einmal auf eine lange Autofahrt nach Boston mitgenommen hat. Nur sie und er. Er hat ihr Süßigkeiten gekauft und sie hochgehalten, damit sie von der Spitze des Prudential Building die ganze Stadt sehen konnte. Alles war hell erleuchtet wie am 4. Juli. Mag weiß noch genau, wie die Lichter ausgesehen haben. Sie haben sie an Weihnachten erinnert, nur daß es mitten im Sommer war.
Dann fing Mag plötzlich an zu weinen. Ich bin runtergeklettert, habe mich neben sie aufs Bett gesetzt und ihre Hand gehalten. »Halt mich fest. Halt mich fest«, sagte sie dauernd. Also habe ich die Arme um sie gelegt und sie in den Schlaf gewiegt. Es war komisch, sie so zu halten. Fast als würde ich Mama oder Oma halten.
Heute morgen beim Aufwachen hat Nag sich benommen, als wäre nichts geschehen. Ich war erleichtert. Ich hatte schon gedacht, sie würde es als Zeichen verstehen, daß ich fest mit ihr gehen will, doch das hat sie nicht. Als sie heute nachmittag ging, küßte sie mich auf die

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