Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Taylor, wie es mir im Schülerbeirat gefällt. Ich habe »okay« gebrummt und mich verzogen. Wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte, hätte er mir wahrscheinlich Nachsitzen aufgebrummt. Am Abend ist ein wichtiges Basketballspiel. Ab jetzt werden sie jedesmal einen Tusch spielen, wenn Jeff den tausend Punkten wieder ein Stückchen näher gekommen ist. Mama und Oma gehen beide hin. Ob Marsha auch kommt?
30. Januar
Mrs. King hat sich schrecklich über meinen Aufsatz aufgeregt. Ich habe geschrieben, daß ich Fernsehprediger abschaffen will, ganz besonders Timmy Wills, weil sie Gott und die Bibel mißbrauchen, um Geld zu scheffeln und ihre engstirnigen Ideen zu verbreiten.
Wie sich herausgestellt hat, ist Mrs. King eine Anhängerin von Timmy Will. Mit Tränen in den Augen erzählte sie mir, was Timmy alles für die hungernden Kinder in Äthiopien tut. Sie sagt, er ist dort in eine Hütte gegangen, hat die Ärmel hochgekrempelt und eigenhändig ein schwarzes Zwillingspärchen mit dem Löffel gefüttert. Plötzlich ist sie total ausgeflippt hat gefragt, ob ich Atheist bin. Ich habe »nein« gesagt und bin wieder an meinen Platz gegangen. Die restliche Stunde hat Mrs. King mich böse angeschaut. Auf meinen Aufsatz hat sie mir eine Drei gegeben. Mag hat eine Zwei plus für ihren Aufsatz gegen den Fitneßtest gekriegt. Das ist UNFAIR. Bin aufs Klo gegangen und habe »Mrs. King ist eine Faschistin« an die Kabinenwand geschrieben.
Beim Essen hat Aaron alle bis auf Mag zum Lachen gebracht. Er sagte, Timmy Will ist ein Clown, »der sich an den Vorurteilen und dem Unwissen der Rechten mästet«. Dann hat er mit der gleichen hohen schrillen Stimme wie Timmy Will angefangen, »How Great Thou Are« zu singen. Mag war total sauer auf ihn und ist früher gegangen. Habe keine Gelegenheit mehr gehabt, sie zum Spiel heute abend einzuladen. Also habe ich Aaron gefragt, und er hatte Lust mitzukommen.
21:55
Jeff hat spitze gespielt. Dreizehn Punkte. Zwei Fouls. Aaron war sehr beeindruckt davon, daß Jeff mein Bruder ist. Heute war ich richtig stolz darauf. Mag sich für ein paar Minuten zu uns gesetzt. Nach einer Weile bekam sie schlechte Laune und zog ab. Sie war einfach weg, bevor ich was gemerkt habe. Aaron und ich waren zu sehr damit beschäftigt, mit Tonkügelchen nach Kimby Quinns Kopf zu werfen. Als ich mich umdrehte, um Mag ein Kügelchen zu geben, war sie verschwunden. Anscheinend ist sie zur Zeit nur noch sauer. Dann kam Mr. Duff, hat uns angeblafft und rausgeschmissen.
Wir sind eine Zeitlang in der Stadt rumgelaufen. Aaron fragte, ob ich mich in Tranten Township wohl fühle. »Nein«, sagte ich. Aaron meinte, er freut sich, daß er nicht der einzige ist. Als ich wissen wollte, ob es ihm hier gefällt, hat er gesagt: »Es kotzt mich an.« Er vermißt Boston, wo seine ganzen Freunde sind und wo es Kunst, Musik und so weiter gibt. Er meinte, in Tranten gibt es nur Sportfanatiker und Fabrikabgase. Ich überlegte, ob es noch etwas gibt. Fehlanzeige.
31. Januar
Mag hat sich heute sehr komisch benommen. Auf der Busfahrt in die Schule hat sie sich allein in eine andere Reihe gesetzt und nicht neben mich. Ich fragte, was los ist, und sie antwortete, es wundert sie, daß es mir überhaupt aufgefallen ist. Sie war stocksauer auf mich. Sie warf mir vor, ich behandle sie in letzter Zeit wie den letzten Dreck, obwohl sie mir nichts getan hat. Ich blicke da nicht durch. Es stimmt, daß ich seit ein paar Tagen viel mit Aaron zusammen bin. Aber ich finde, daß Mag sich nicht darüber aufzuregen braucht. Heute abend gehen Aaron und ich ins Kino. Ich habe Mag eingeladen mitzukommen, doch sie sagte, daß sie schon etwas vorhat.
11:08
Ein Scheißabend. Aaron und sind ins Kino in Lipton, um »Mad Max« anzuschauen. Aber ich habe den Film nicht gesehen. Mag war mit Scott Pushard da, einem vergammelten Typen mit fettigen Haaren und dreckigen Fingernägeln, der die Schule hingeschmissen hat. Sie hat sich genau vor uns gesetzt mich arrogant angegrinst und hat spöttisch »Hallo, Ben« gesagt. Ich habe auch »hallo« gesagt und so getan, als wäre nichts, aber ich war ENTSETZT. Mag hat mich schon öfter überrascht, aber das hier war der Gipfel. Ich wußte nicht mal, daß sie Scott überhaupt kennt. Er hat die Schule im letzten Jahr hingeschmissen, nachdem er die alte Sängerin beim Nachsitzen geschubst hat. Jetzt arbeitet er mit seinem Vater als Holzfäller. An seiner rechten Hand fehlt ein Finger - Unfall mit der Kettensäge.
Während des Films
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