Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
nicht abgekauft. Dann bin ich zu Aaron gegangen, der allein am Tisch saß, und habe es ihm auch erzählt. Er gratulierte mir und sagte: »Selbstverwaltung führt zum Wandel.« Ich muß das aufschreiben, damit ich es nicht vergesse. Er sagt dauernd solche Sachen. Ich habe ihn aufgefordert, sich zu uns zu setzen, und er meinte: »Vielleicht morgen.«
Miles hat mir im Unterricht eine Sekunde seiner Zeit geopfert und gesagt, daß Leichtathletik ohne mich nicht mehr dasselbe wäre. Natürlich nicht, Miles. Komisch. Ich habe immer noch Lust, dieses Schwein zu küssen, obwohl er mir das Herz gebrochen hat. Es tut weh. Wann hört es endlich auf? Als Hausaufgabe hat er uns heute dreißig Seiten zu lesen aufgebrummt. Die werde ich mir schenken.
Als ich heimkam, war Mama in der Schule und Jeff bei einem Auswärtsspiel. Habe Oma erzählt, daß ich jetzt im Schülerbeirat bin. Sie meinte, daß sie stolz auf mich ist. An ihrem Gesicht habe ich erkannt, daß sie das Wort Schülerbeirat noch nie gehört hat.
23. Januar
Heute war die erste Sitzung des Schülerbeirats. Marsha, Kimby, ich und vier feine Pinkel aus Lipton. Sie haben über den Ball am Valentinstag geredet und darüber, daß wir uns ein Motto dafür ausdenken müssen. Die Tussen aus Lipton haben alle nur Luft in der Birne. Marsha ist die einzige, die bei klarem Verstand ist. Dann fing eine Zicke namens Dorian mit Kreppapierdekorationen und ähnlichem Mist an. Kimby tat, als hätte sie noch nie etwas so Interessantes gehört, und ist ihr richtig in den Hintern gekrochen. Ich habe nicht mitdiskutiert, sondern nur Marsha angeschaut und die Augen verdreht. »Es wird besser«, sagte sie mir nach der Sitzung. Am liebsten hätte ich gleich alles hingeschmissen.
Aaron hat heute bei uns am Tisch gesessen. Er war nett zu allen, was mich sehr erleichtert hat. Zuerst war Ralph wild entschlossen, ihn nicht zu mögen, aber er hat seine Meinung geändert, nachdem Aaron ihm sein Hot dog gab, Aaron nennt Hot dogs »Krebs mit Hülle«. Als Mag reinkam und ihn neben mir sitzen sah, ist sie sauer geworden. Ich habe auf die freien Stühle auf meiner anderen Seite gezeigt, aber sie hat nur böse geschaut und ist rausgerannt. In letzter Zeit verstehe ich sie nicht.
Habe nach dem Essen Miles getroffen. Er riß Witze mit Kuprekski und hat blöd gelacht. Als er mich sah, sagte er: »Wie geht's, Smithie?« Dann ist er einfach weitergegangen und hat nicht mal meine Antwort abgewartet. Warum hat er überhaupt gefragt? Es ist ihm doch sowieso egal. Am liebsten hätte ich ihn getreten. Ihn geschlagen. Ihm Schmerzen zugefügt wie er mir.
Es ist zwecklos. Nichts, was ich ihm antun könnte, würde ihm so weh tun.
24. Januar
Jeff ist heute ganz aufgeregt nach Hause gekommen. Ihm fehlen nur noch fünfundfünfzig Funkte zu den tausend, die er braucht, um im Highschool-Basketball an die Spitze zu kommen. Jeff sagt, das ist SUPERWICHTIG. In dieser Saison kommen noch sieben Spiele, und Jeff ist sicher, daß er mindestens sechzig Punkte schaffen wird. Es ist aufregend. Aber auch irgendwie traurig, ln der Chappaqua Highschool haben bis jetzt nur drei Typen die tausend Punkte geschafft. Ihre Namen stehen in hellgrünen und blauen Buchstaben auf der Fahne, die in der Turnhalle hängt. Der eine, Gary Gould, hat irgendwann in den Achtzigern seinen Abschluß gemacht. Jetzt arbeitet er als Kassierer im Gemischtwarenladen. Die Plakette, die er für die tausend Punkte gekriegt hat, liegt auf der Theke zwischen dem Glas mit den Superbällen und der Kasse. Ab und zu will ein Kunde wissen, woher Gary die Plakette hat, und Gary erzählt ihm dann eine lange Geschichte über das entscheidende Spiel in der Basketballsaison 1979/80. Bis Gary beim entscheidenden Korb ist, kann er vor Begeisterung kaum noch an sich halten. Der Kunde ist inzwischen vor Langeweile gestorben. Ich glaube, kein Mensch würde Gary freiwillig ein zweitesmal nach der Plakette fragen. Marsha war dabei, als Jeff uns die frohe Botschaft verkündete. Obwohl sie sich wirklich für ihn gefreut hat, spürte ich, daß sie etwas belastet. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie, daß alles in Ordnung ist. Ich glaube ihr kein Wort. Sie ist mit Jeff nach Lipton zum Einkaufen gefahren. Bin gespannt, was da im Busch ist.
Oma hat heute abend Reverend Timmy Will im
Fernsehen angeschaut. Diese Woche gibt es jeden Abend eine Sondersendung über eine Todsünde. Heute ging es darum, daß man den Namen Gottes nicht verunehren soll. Timmy Will hat eine schrille Stimme, die
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