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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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und der begann mit seiner Rede. Sie handelte davon, daß Amerika von Nonkonformisten gegründet worden ist. Wir dürften uns nicht vor Menschen fürchten, die von der Mehrheit abweichen, sondern sollten versuchen, diese Menschen kennenzulernen, damit wir sie besser verstehen und als das akzeptieren, was sie sind. Diese Menschen zu verfolgen, sei ein Unding, solange sie niemandem Schaden zufügen. Während der Rede hat plötzlich die Nationalhymne eingesetzt. Ich blickte mich in der Turnhalle um und entdeckte Mrs. Silver neben einem riesigen tragbaren Kassettenrekorder. Sie hat mich gesehen und gewinkt.
Als Mr. Silver die Musik hörte, sind die Gefühle mit ihm durchgegangen. Er hat mit der Faust aufs Pult geschlagen und gesagt, Konformität sei der erste Schritt in Richtung Faschismus. Ich warf einen Blick auf Mama, die ein verwirrtes Gesicht machte. Die meisten anderen Zuschauer wirkten wütend. Oder ängstlich. Mr. Silvers Rede war gleichzeitig mit der Musik zu Ende. Als die Becken zusammenschlugen, meinte er: »Ich danke Ihnen fürs Zuhören.«
Mrs. Silver fing laut an zu klatschen. Eigentlich wollte ich auch klatschen, aber da die anderen Zuschauer ganz ruhig blieben, habe ich es lieber gelassen. Dann ging Duff ans Rednerpult und hat den Beirat gebeten, nicht zuzulassen, daß diese dramatische Ansprache das eigentliche Thema verschleiert. Seiner Meinung nach stellen Ohrringe bei männlichen Schülern einen eindeutigen Verstoß gegen die Kleiderordnung dar. Er findet es wichtig daß Schüler schon früh »moralische Vorgaben« bekommen, damit sie später eine »gute Grundlage« haben. Wenn man einem Schüler einen Regelverstoß durchgehen läßt, hat man bald die Anarchie. Dann blickte er hinauf zu den Zuschauern und rief: »Oder wollen Sie das?«
Alle haben »Nein!« gebrüllt. Mama blieb still. Danach erzählte ein alter Idiot im Beirat, daß er sich über die Silvers erkundigt hätte. Sie hätten in den frühen Siebzigern an Anti-Kriegs-Demonstrationen teilgenommen und würden bestimmt »Haschisch rauchen«. Darauf wurden alle richtig gemein und haben gezischt und gejohlt Mr. Silver ist noch einmal ans Rednerpult getreten und hat gesagt, er würde Aarons Individualismus auch weiterhin unterstützen. Dann sind er und Mrs. Silver rausgegangen. Sie haben nicht mal ihren Kassettenrekorder mitgenommen.
Zuerst waren alle ganz still. Ich hörte jemanden leise »arrogantes Judenpack« zischen, aber niemand hat laut geredet. Duff erklärte die Sitzung für beendet, und alle sind raus. Mama auch, also bin ich mitgegangen. Auf der Heimfahrt habe ich sie gefragt, wie sie die Silvers findet. Sie meinte, daß sie einen sympathischen Eindruck machen, »aber sie sollten sich besser überlegen, wofür sie kämpfen«. Ich habe nicht gefragt, was sie damit meint.
13. Februar
    Heute ist Aaron wieder mit Ohrring in die Schule gekommen. Ich habe ihn getroffen, als ich gerade aus dem Bus stieg. Als wir reingingen, hat Duff schon auf ihn gewartet, um ihm Nachsitzen aufzubrummen. Er sah Aaron und den Ohrring und sagte: »Du sitzt heute nach«. Dann begann er das dazugehörige Formular auszufüllen. Aaron hat mir nur »hirnloser Idiot« zugeflüstert und ist einfach weitergegangen. Duff hat sein Formular fertig ausgefüllt. Danach ist er zurück in sein Büro.
Als wir heute »Romeo und Julia« lasen, hat Mrs. King Aaron nicht einmal angesehen, als er sich meldete. Sie hat wieder Ralph drangenommen. Nur die alte Sängerin hat sich wirklich gefreut, Aaron wiederzusehen. Sie strahlte ihn an und sagte: »Bonjour encore«. Aaron hat zwar auch gelächelt, aber nicht geantwortet.
Er war den ganzen Tag still, außer beim Mittagessen Lesly hat auf seinen Ohrring gezeigt und gesagt, er soll durchhalten. Er hat ihr dafür gedankt.
Das Komische ist, daß sich die anderen Schüler einen Dreck für den Ohrring interessieren. Klar, die Muskelprotze müssen immer einen blöden Spruch loswerden, aber kein Mensch mit einem dreistelligen IQ nimmt sie weiter ernst. Mur Duff veranstaltet deshalb so ein Theater.
Heute ist großes Basketball-Auswärtsspiel in Longford. Alle glauben, daß Jeff heute seine tausend Punkte schafft. Heute morgen ist es per Lautsprecher durchgesagt worden. Mama, Oma und ich fahren hin. Ich habe Aaron gefragt, ob er mit will, aber er hat abgelehnt. Im Augenblick hat er keinen großen Bock auf irgendwas, was mit Schule zusammenhängt.
    22:17
    Jeff hat seine tausend Punkte! Es war spitze! Ihm haben noch neun Punkte gefehlt, und er

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