Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
antwortete ich. »Und wie war es in Cancun?« Sie hat mir ins Ohr geflüstert, daß die Typen dort »spitze« sind. Dann drückte sie mir ein Foto in die Hand. Als ich es angeschaut habe, bin ich fast in Ohnmacht gefallen. Kimby sieht am Strand neben einem bronzefarbenen Gott, der nichts weiter anhat als einen Tanga. Kimby strahlt, aber der Typ aus, als wäre er gerade dabei, einen Nierenstein abzusondern. »Das ist Pedro« , erzählte Kimby. »Er hat bei mir Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht.« »Hast du ein Glück gehabt«, sagte ich, und dann mussten wir beide lachen.
19:56
War heute abend mit Mama, Marsha und Jeff beim Lasagneessen der National Honor Society. Es fand in der Cafeteria statt. Marsha mußte an der Essensausgabe helfen, aber nachdem sie fertig war, hat sie sich zu uns gesetzt. Die Lasagne war der gleiche Müll, den sie ums zum Mittagessen servieren, nur daß sie heute drei Dollar pro Portion kostete anstatt fünfundsiebzig Cent. Beim Essen ist Mrs. Duff an unseren Tisch gekommen und hat Jeff nach seinen Zukunftsplänen gefragt. Jeff antwortete, daß er auf eine Antwort vom Synder College wartet. Dann hat Mrs. Duff ihn wegen seinem Hauptfach gelöchert, und Jeff hat nur dauernd wiederholt, daß er es noch nicht weiß. »Du weißt schon, daß dir nicht mehr viel Zeit bis zum Schlußgong bleibt«, hat sie gesagt. Jeff sah aus, als würde er ihr am liebsten seine Lasagne ins Gesicht klatschen.
Nach dem Essen wurden die Auszeichnungen verliehen. Die Honor Society überreichte Mr. Taylor (Beratungslehrer) einen silbernen Teller für seine Mitarbeit in diesem Jahr. Marsha ist für die Zeitung abgelichtet worden, als sie Mr. Taylor den Teller reichte. Als der Blitz losging, hat sie sich gerade an der Nase gekratzt. Wahrscheinlich wird es auf dem Foto aussehen, als ob sie in der Nase bohrt. Würde mich interessieren, ob noch jemand das bemerkt hat.
Auf der Heimfahrt hat Jeff furchtbar auf Mrs. Duff geschimpft und gesagt, daß es jeden einen Scheiß angeht, was er nächstes Jahr studiert. Marsha dagegen fand die Frage »berechtigt« und meinte, er solle sich langsam Gedanken darüber machen. Sie wird nächste Woche für ihn einen Termin bei Mr. Taylor vereinbaren.
3. März
Als ich heute in die Schule kam, lag auf der Heizung beim Eingang ein Stapel bunter Blätter. Ich nahm eins und stellte fest, daß es »Der Rufer«, war. ich blickte mich um und sah, daß praktisch alle auf dem Flur ein Exemplar in der Hand hatten. Manche haben ein paar Wörter gelesen und das Blatt dann zusammengeknüllt. Andere haben daraus Papierflieger gefaltet. Ich bezweifle stark, daß irgendeiner dadurch »aufgerüttelt« wird, wie Aaron sich das so vorstellt.
Als ich ins Klassenzimmer kam, sah Aaron sehr zufrieden aus. Er sagt, er hat gesehen, wie Duff einen Stapel genommen und in den Abfall geworfen hat. Nachdem Duff weg war, ist Aaron zu seinem Spind gelaufen, hat einen neuen Stapel rausgeholt und ihn an eine andere Stelle gelegt. »Bis heute abend wird jeder ein Exemplar in der Hand haben«, sagte er.
Kann sein, daß jeder sein Exemplar kriegt. Aber ich glaube nicht, daß viele es lesen werden. Doch das habe ich Aaron nicht gesagt. Er hat sich zu sehr gefreut. Ich ertappte mich dabei, wie ich sein Grübchen anschaute und mich fragte, wie es sich anfühlt. Ich habe mir überlegt, einen Artikel über die verrückte Patsy zu schreiben. Aber Aaron ist in Duffs Büro zitiert worden, bevor ich es ihm erzählen konnte.
19:12
Gerade hat Aaron angerufen. Duff hat ihm wegen der Zeitung die HÖLLE HEISS GEMACHT. Er sagte, er will den »Rufer« nicht mehr sehen, solange er Direktor dieser Schule ist. Über die »Duffs Welt«-Karikatur hat er sich ganz besonders aufgeregt. Er findet sie ein Zeichen von mangelndem Respekt und außerdem geschmacklos. Dann hat er Aaron dreimal Nachsitzen aufgebrummt und ihn aus dem Büro geworfen. Offenbar ist Aaron sehr mit sich zufrieden. Ich habe ihn gefragt, ob er mit dem »Rufer« weitermachen will, und er meinte: »Natürlich.« Ich erzählte ihm von meiner Idee, einen Artikel über Patsy zu schreiben. Er ist begeistert und möchte, daß ich heute abend die Rohfassung schreibe und sie ihm morgen zeige.
23:25
Bin gerade mit meinem Patsy-Artikel fertiggeworden. Ich beschreibe, wie sie lebt, was sie ißt und was sie anhat und daß eine einsame Frau (Oma) ihre einzige Verbindung zur Außenwelt darstellt. Der Titel lautet »Gott steh dieser Frau bei«. Ich bin echt stolz darauf.
4. März
Aaron hat meinen
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