Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
gehört.
Pfiffe.
Trommelwirbel.
Oder war es vielleicht mein Herz?
Und dann wurde alles schwarz.
Ich habe gespürt, wie der Boden mir ganz langsam entgegenkam. Als ich wieder die Augen öffnete, war Aaron weg. Oma kauerte vor mir und rief meinen Namen. Ich blickte auf und stellte fest, daß ich im Flur auf dem Boden lag. Die Eingangstür schwang im Wind auf und zu. Oma hat mich sofort ins Verhör genommen: »Was machst du hier? Warum ist die Tür offen? Willst du dir den Tod holen?«
Ich konnte nichts sagen. Oma hat die Tür zugeknallt und mich weiter mit Fragen gelöchert. Jeff kam im Halbschlaf aus dem Zimmer gewankt und wollte wissen, was los ist. Oma antwortete, sie hätte keine Ahnung, und hat ihn wieder ins Bett geschickt. Sie hat mir aufgeholfen, mich ins Zimmer gebracht und mir das Schlafwandeln verboten.
Ich habe gewartet, bis sie weg war. Dann bin ich aufgestanden und ans Fenster gegangen. Ich wollte mich vergewissern, daß ich das alles nicht nur geträumt habe. Angestrengt blickte ich runter auf den Parkplatz vor meinem Fenster. Unglaublich. Die Wolken hatten sich verzogen, und der Vollmond schien hell, so daß ich sie so deutlich sehen konnte, als ob es Tag gewesen wäre.
Die frischen Abdrücke von Aarons Turnschuhen im Schnee.
16:45
Habe den ganzen Tag nichts von Aaron gehört. Heute morgen habe ich mir überlegt, ihn anzurufen, aber ich hätte den Klang seiner Stimme nicht ertragen. Habe ein paarmal seine Nummer gewählt, doch aufgelegt, bevor es klingelte. Ich sehne mich danach, mit ihm zu sprechen, zu erfahren, was in ihm vorgeht. Wäre schön, wenn ich wenigstens verstehen würde, was in mir vorgeht. Erst bin ich glücklich, und dann fühle ich mich wieder ganz scheußlich und wünsche mir, es wäre nie passiert. Oma schaut mich schon den ganzen Tag so besorgt an. Wahrscheinlich denkt sie, ich werde senil. Sie fragte mich, ob mir was fehlt, und ich meinte, daß alles okay ist. Anscheinend glaubte sie mir nicht, denn sie hat mir die Stirn gefühlt. Sie wollte, daß ich Milk of Magnesia nehme, weil sie denkt, daß ich Sodbrennen habe.
Es brennt wirklich, aber es ist nicht der Magen.
Jeff ist gerade reingekommen und sagte, daß ich aussehe wie »ein Stück Scheiße«.
Danke. Jetzt geht es mir schon viel besser.
Dann war Mama da und fragte mich, ob ich etwas auf dem Herzen habe. Sie wäre für mich da, um mir »zuzuhören«. Ich habe eine ganze Menge auf dem Herzen. Aber ich will nicht mit ihr darüber reden. Sondern mit Aaron.
»Mein«, habe ich gesagt.
Sie hat geseufzt (vor Erleichterung?) und ist wieder rausgegangen.
Eben hat Aaron angerufen und gefragt, ob ich heute bei ihm übernachten will. Er will mir die neueste Ausgabe des »Rufers« zeigen und »über einiges reden«. Ich sagte, daß ich gleich bei ihm bin. Seine Mutter kommt jede Minute und holt mich ab. Was wird passieren?
8. März
Das Leben ist schön ... War gerade bei Aaron. Am Anfang war es ein bißchen klemmig aber dann hat sich alles geklärt. Als ich in Aarons Zimmer kam, saß er am Tisch und las in einem Buch. Er hat sich vollkommen normal benommen, die letzte Ausgabe des »Rufers« gegeben und mich gefragt, was ich davon halte. Ich habe so getan, als würde ich meinen Artikel lesen, aber in Wirklichkeit habe ich Aaron aus dem Augenwinkel beobachtet. Ich hatte das Gefühl, daß er mich auch anschaut, aber ich traute mich nicht, ihn direkt anzusehen. Im Zimmer war es GANZ STILL. lch war kurz davor, loszuschreien, da hörte ich, wie Aaron meinen Namen sagte. Ich habe die Zeitung weggelegt und hochgeschaut. »Wegen letzer Nacht ... Und heute morgen« , sagte er. Ich nickte and starrte auf den Boden. Aaron kam zu mir und faßte mir ans Kinn. »Warum schaust du immer auf den Boden?« fragte er. Dabei zog er mein Kinn hoch, so dass ich ihn ansehen mußte. Wie gerne hätte ich jetzt dieses Grübchen berührt!
Anscheinend konnte er meine Gedanken lesen, denn er nahm meine Hand und legte sie auf sein Gesicht.
Er ließ sie dort und sagte: »Es ist okay.« Ich habe gefangen sein Gesicht zu streicheln und seine Nase, seine Lippen, seine Augenbrauen und sein Grübchen berührt. Nach einer Weile hat Aaron dasselbe gemacht. Seine Finger riechen so gut und sauber. Dann haben wir uns plötzlich umarmt. Unsere Arme haben sich verheddert. Wir wußten beide nicht, wie es richtig funktioniert, aber schließlich sind wir doch noch dahintergekommen. Ich habe meinen Arm nach innen gesteckt und er seinen nach außen. Mein Körper hat sich gut angefühlt,
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