Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
umgekippt. Als Aaron mich fragte, ob ich ein Problem hätte, meinte ich, daß mir langweilig ist. Darauf lud er mich zu sich ein.
Als ich ankam, war er ganz allein. Seine Eltern sind heute nach Portland gefahren. Er hat sich mir gegenüber ziemlich kühl benommen. Wahrscheinlich nahm er es mir übel, daß ich Rosen an die Lehrer verteilt habe, anstatt ihm zu helfen. Doch ich wollte nicht darüber nachdenken. Dann fragte er mich, was ich am Wochenende gemacht habe, und ich habe ihm alles erzählt. Papa und Riverbrook, die Sache mit Carol und daß Mama bei McDonald's arbeitet.
ALLES. Auf der Hinfahrt hatte ich noch gar nicht vor, darüber zu sprechen. Aber es ist einfach aus mir herausgebrochen, und ich konnte es nicht aufhalten. Ich habe ihm Dinge erzählt, über die ich noch nie mit jemandem gesprochen habe. Nicht einmal mit Mag. Daß ich Angst habe, Leute einzuladen, weil ich nie weiß, wann Papa besoffen heimkommt und mich blamiert. Daß Mama nur schweigt und alles schluckt. Daß sich Jeff manchmal aufführt wie ein Arschloch und daß ich nichts dagegen tun kann. Aaron hat mich mit großen Augen angesehen, als ich ihm von dem Treffen am Samstag erzählte. Ich habe immer schneller geatmet, und meine Stimme überschlug sich, aber ich habe nicht aufgehört.
Aaron hat erst geredet, als ich fertig war. »Schöne Scheiße. Ist da sonst noch was?« Sollte ich ihm erzählen, daß Miles mir das Herz gebrochen hat? Ich wollte ihn nicht überfordern, also habe ich den Mund gehalten und den Kopf geschüttelt.
Er saß da und sah mich an. Weil mich das ganz nervös machte, habe ich aus dem Fenster geschaut. Mach einer Weile fragte ich ihn, was ich tun soll. Ich sagte, daß ich nicht mehr weiter weiß. Er hat eine Weile überlegt und meinte dann: »Wehr dich. Zeig deiner Mutter, daß du wütend bist. Tritt deinem Bruder ins Schienbein, wenn er es verdient hat. Und führ mit deinem Vater ein Gespräch von Mann zu Mann. Aber laß dir nicht alles gefallen. Sonst drehst du noch durch.«
Ich sagte, daß ich nicht weiß, bei wem ich meinen Frust loswerden soll. Keiner interessiert sich für meine Probleme, weil alle viel zu sehr mit sich beschäftigt sind. Er meinte: »Du Mannst zu mir kommen und mit mir reden, wenn es dir zuviel wird.«
Auf einmal fühlte ich mich richtig gut. Ich wollte Spaß haben, und das habe ich Aaron gesagt. Aaron legte »Police Academy« ein, und wir haben den ganzen Film lang gekichert. Gerade als der Film zu Ende war, habe ich Oma draußen hupen hören. Bevor ich gegangen bin, habe ich Aaron für morgen eingeladen. »Klar«, sagte er.
25. Februar
Aaaron hat mich heute besucht. Es war komisch, ihn die Treppe hinter,der Tankstelle hinaufzuführen, über die man in unsere Wohnung kommt. Aber ich nahm es ganz locker, Er hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, als Mama in ihrer McDonald's-Arbeitskleidung reinkam. Anscheinend war sie total überrascht, ihn zu sehen. Sie wußte nicht, was sie sagen soll. Sie hat gemurmelt, sie hätte Mr. und Mrs. Silver recht nett gefunden, und dann die Flucht ergriffen. Als nächstes ist Oma reingeschlichen. Sie hat Aaron von Kopf bis Fuß gemustert und ihn gefragt, wo sein Ohrring ist. Als Aaron sagte, daß er ihn heute nicht trägt, meinte sie: »Bist wohl endlich zur Vernunft gekommen.« Aaron hat gelacht und Oma ist rausgegangen. Er glaubte, sie hätte das witzig gemeint. Ich habe ihm nicht verraten, daß es ihr Ernst war.
Weil wir nichts Besseres zu tun hatten, haben wir uns Oprah Winfrey im Fernsehen angeschaut. Sie hat ein paar Leute interviewt, die behaupteten, sie wären von Ufos entführt worden. Mach einer Stunde Gelaber fand ich es allmählich schade, daß die Marsbewohner diese Leute nicht in ihrem Raumschiff behalten haben. Sie hätten der Welt damit einen großen Gefallen getan. Mach der Sendung sind wir rausgegangen und in Tranten Township rumspaziert. Aaron meinte, daß er die Gegend mal ein bißchen »aufrütteln« will. Ich sagte, daß er das mit seinem Ohrring ja schon geschafft hätte, aber er fand, das wären nur »kleine Fische«. Er will etwas tun, das die Leute zum Nachdenken zwingt. Ich habe versprochen, ihm zu helfen, wenn er eine Idee hat. Den Leuten hier kann Denken echt nicht schaden.
Aaron hat mir erzählt, daß seine Mutter seinem Vater gestern einen Motorschlitten gekauft hat. Er fragte, ob ich morgen mitkommen und ihn ausprobieren will. »Klar«, sagte ich. Ich freue mich riesig darauf.
27. Februar
Habe heute eine Postkarte von Kimby bekommen.
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