Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
gezofft habe. Dabei hätte er ja auch selbst draufkommen können, daß er mich ankotzt, wenn er betrunken ist. Dann mischte sich Mama ein und sagte mit zitternder Stimme: »Wenn du wütend über etwas bist, mußt du es mir erzählen. Ich bin für dich da und höre dir zu, wenn du mich brauchst.« Mama hat Captain Kangaroo angeschaut, und er nickte ihr zu. Sie hat tief Luft geholt und war anscheinend erleichtert.
Ich schüttelte nur den Kopf und sagte: »nein«. Ich kann mir gut vorstellen, was passiert, wenn ich Mama in Zukunft alles erzähle. Sie würde weinen und sentimental werden. Sie kommt ja kaum mit ihren eigenen Problemen klar. Wenn ich ihr nur die Hälfte meiner Gefühle erzähle, kippt sie wahrscheinlich um. Ich wage gar nicht daran zu denken, was passiert, wenn ich anfangen würde, Papa Vorwürfe zu machen. Meine schlimmsten Alpträume würden wahr werden - wenigstens die, die nicht sowieso schon wahr geworden sind. Die beiden haben genug eigene Schwierigkeiten. Es bringt nichts, wenn ich sie auch noch mit meinen belaste. Jeff macht sowieso schon so viel Streß, daß es für uns beide reicht.
»Ich kann nicht«, sagte ich und wollte gehen. Ich war erst seit einer halben Stunde in diesem Zimmer und konnte es kaum erwarten, wieder rauszukommen. Als ich schon in der Tür stand, sagte Papa: » Ich liebe dich.« Das hatte mir gerade noch gefehlt. Als ich zum Auto kam, saß Jeff bereits drin. Beim Einsteigen meinte er zu mir: » Das war der größte Mist, den ich je gehört habe.« Ich sagte nichts, aber ich war seiner Meinung. Dann habe ich mir Riverbrook angeschaut und festgestellt, daß die Bäume vor dem Haus kahl und tot aussehen.
Nach einer Weile ist Mama rausgekommen. Offenbar war sie sauer auf uns beide, aber sie hat keinen Ton gesagt. Sie ist nur eingestiegen und losgefahren. Auf der Heimfahrt sind wir drei Stunden schweigend dagesessen. Wir haben nur geredet, als Mama uns vor dem Drive-in-Fenster vor McDonald's fragte, was wir wollen. Jeff und ich haben gleichzeitig »nichts« geantwortet.
23. Februar
Als ich heute aufwachte, habe ich es nicht geschafft aufzustehen. Meine Kraft hat nur noch zum Denken gereicht, aber auch das hat mich nach einer Weile zu sehr angestrengt. Doch ich konnte nicht damit aufhören.
Ich habe mir überlegt, wie beschissen dieses Jahr bis jetzt gelaufen ist. Zuerst hat Miles mir das Herz gebrochen. Dann ist Mag ausgeflippt. Dann ist Aaron sauer auf mich geworden. Und schließlich hat Kimby mir diesen furchtbaren Schrecken eingejagt. Jedesmal, wenn ich daran denke, wird mir ganz schlecht. Und zum krönenden Abschluß noch das Treffen mit Papa. Ich fühle mich so alt. Als ob ich über Nacht von vierzehn auf achtzig gealtert wäre. Wie die Bäume vor dem Haus in Riverbrook, die jedes Jahr in der Kälte sterben. Ich wünschte, ich hätte sie nicht gesehen, denn jetzt muß ich ständig daran denken.
Wann wird das Leben endlich leichter?
Ich will, daß alles für eine Weile aufhört.
Ich will, daß es für immer aufhört...
Heute bin ich schrecklich müde. Müde und traurig. Ich brauche wieder mal einen glücklichen Tag. Ein bißchen Spaß zur Abwechslung,
24. Februar
Als ich heute morgen aufwachte, habe ich mich ganz verloren gefühlt. Habe mir überlegt. Mag anzurufen, aber dann dachte ich an die letzten Wochen. Keine gute Idee. Danach überlegte ich mir, ob ich Ralph anrufen soll. Aber noch mehr Hiobsbotschaften packe ich nicht. Auf einmal habe ich Aarons Nummer gewählt. Als er abnahm, habe ich mich echt komisch, aber gleichzeitig auch gut gefühlt. Er fragte, wo ich am Freitag war. »Todkrank«, habe ich geantwortet. Er sagte, ich hätte seine triumphale Rückkehr in die Schule verpaßt, Er hat weiter seinen Ohrring getragen, und Duff hat keinen Mucks von sich gegeben. Ich fragte, wie das möglich ist, und er meinte, das hätte er der Reporterin zu verdanken. Eigentlich hatte die Reporterin nur über Jeffs Preisverleihung berichten wollen. Aber als Aaron ihr von seinen Problemen erzählte, hat sie sich bereit erklärt, ihm zu helfen und ihn und Duff zu interviewen. Aaron sagt, Duff hätte in seinem Büro Blut und Wasser geschwitzt, als die Reporterin ihn in die Mangel nahm. Weil er Angst hatte, von den Medien in der Luft zerrissen zu werden, hat er schließlich versprochen, das Ohrringverbot aus der Kleiderordnung zu streik chen. Deshalb ist der Bericht auch nie gesendet worden. Ich versuchte, mich für ihn zu freuen, aber als ich ihm gratulierte, ist mir die Stimme
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