Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
ist.
19:40
Habe gerade Aaron angerufen. Jeff war mit Marsha weg. Mama und Papa waren Einkäufen, und Oma sitzt im Wohnzimmer und schaut sich in voller Lautstärke den Talentwettbewerb an. Also war ich allein in der Küche und habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Offenbar war Aaron echt überrascht, meine Stimme zu hören. Habe ihn gefragt, wie der Ball war und er antwortete, daß es einer der seltsamsten Abende seines Lebens gewesen ist. Kimby ist ständig aufs Klo gerannt, etwa zehn Minuten dringeblieben, und jedesmal, wenn sie wieder rauskam, hatte sie eine andere Frisur. Zuerst Zöpfe, dann glatt runterhängend, dann einen Pferdeschwanz und dann aufgetürmt wie ein Heuhaufen. Aaron meint, es muß was typisch Weibliches sein, alle fünf Sekunden die Frisur zu wechseln, genauso wie sie ständig ihre Meinung ändern.
Wir haben beide gelacht. Dann fragte er mich, ob ich noch sauer auf ihn bin. »Mein«, sagte ich. Ich habe lange überlegt, und mir ist klargeworden, daß ich nicht das Recht habe, ihn daran zu hindern, mit anderen Leuten auszugehen. Wahrscheinlich ist es so besser für uns beide. Dann erregen wir weniger Mißtrauen. »Hat es dir Spaß gemacht, mit Kimby zu tanzen?« wollte ich wissen. Zuerst hat er geschwiegen, und mir ist ganz anders geworden. Schließlich sagte er: »Es war nicht schlecht. Aber mit dir würde ich viel lieber tanzen.« Habe schnell aufgelegt, und jetzt schwebe ich auf Wolken.
13. April
Oma wollte mich heute nicht in die Kirche mitnehmen. Als ich in der Früh aufgestanden bin, hat sie in der Küche Ostereier gefärbt. Mach dem Gottesdienst findet für alle Kinder ein Eiersuchen statt. Ich wollte eigentlich mit. Nicht wegen der Ostereier, sondern um zu sehen, wie es Patsy geht. Ich habe Oma gefragt, ob ich mitdarf, und sie sagte: »Warum? Damit du Gott in seinem eigenen Haus schmähen kannst?«
Als sie zurückkam, teilte sie mir mit, daß sie mit Reverend SilK über mich gesprochen hat. Sie hat für mich am nächsten Sonntag einen Termin bei ihm vereinbart. Ich sagte, ich werde hingehen. Oma meinte, ich würde sowieso nicht gefragt. Ich müßte hin, ob ich wollte oder nicht. Sie sagt, Reverend Silk ist ein sehr netter Mann, der mir helfen wird, mich wieder zu fangen.
Spitze ... Ich kann es kaum erwarten.
14. April
Schlechte Nachrichten. Am Wochenende sind im Materiallager Ratten entdeckt worden, und diese Woche Kommt der Kammerjäger. Also ist das ganze Material ins Büro des Hausmeisters geschafft worden. Die Klassenlehrer haben es heute morgen angesagt. Wer irgendwas braucht, muß sich an den Hausmeister wenden, denn das Lager darf eine Woche lang nicht betreten werden. Als ich das gehört habe, ist mir ganz flau geworden. Ich habe Aaron angeschaut, aber der hat in die Luft gestarrt. Das macht er immer, wenn er überspielen will, daß es ihm schlecht geht. Er setzt ein Ist-mir-doch-egal-Gesicht auf und tut so, als wäre alles in Butter. Eigentlich mache ich es auch nicht anders. Man braucht nur ein bißchen Übung dazu.
Kimby war das Materiallager scheißegal. Sie war den ganzen Tag viel zu sehr damit beschäftigt, mit Aaron zu flirten. Ich habe sie noch nie so liebeskrank erlebt. Heute in der Cafeteria ist sie bei ihm gesessen. Es ist total untypisch für Kimby, allein mit jemandem an einem Tisch zu sitzen. Sie umgibt sich lieber mit Menschenhorden. Obwohl ich versucht habe, nicht zu ihnen rüberzuschauen, konnte ich mich nicht beherrschen. Jedesmal hat Kimby gerade über etwas gelacht, und Aaron hat gequält gelächelt. Beim Rausgehen sagte Kimby zu mir: »Ich glaube, ich habe mich verliebt.«
15. April
Papa hat beschlossen, sich einen Job zu suchen. Er hat erfahren, daß wir nicht sozialhilfeberechtigt sind, wenn er bei uns wohnt. Deshalb hat er sich entschieden, wieder einer Arbeit nachzugehen. »Ich will mich nicht mehr vom Staat durchfüttern lassen«, sagte er. Bin gespannt, wie lange das anhält Aber ich habe den Verdacht, daß er bald wieder im Sozialamt steht, wenn er in ein paar Wochen nichts findet. Oder in der nächstbesten Kneipe.
Mama ist glücklich, weil sie jetzt ein eigenes Bankkonto hat. Weil sie sich strikt geweigert hat, Papa das Geld zu geben, haben die beiden eine Abmachung getroffen: Sie kann ihr Konto behalten, solange sie ihm nicht wegen den Anonymen Alkoholikern in den Ohren liegt. Er war noch immer bei keinem AA-Treffen, aber Mama sagt, wenn er nur die Finger von der Flasche läßt ist es ihr egal. Statt dessen gehen die beiden Bingo spielen.
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