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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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daß alles in Ordnung ist, und habe mich wieder neben ihn gesetzt. Ich wollte weitermachen, wo wir aufgehört hatten, aber Aaron hat gezittert wie Espenlaub. »Das Leben kann so gemein sein«, sagte er. Ich schwieg, obwohl ich seiner Ansicht war. Als ich meine eigenen Hände angeschaut habe, haben sie auch gezittert.
Weil ich dachte, daß er vielleicht sauer auf mich ist, habe ich mich entschuldigt. Ich meinte, daß ich nur so überrascht gewesen war. Das nächstemal würde es besser klappen.
Er hat kein Wort gesagt, und das hat mich ganz kirre gemacht. Ich wollte mich wieder mit ihm versöhnen. Also habe ich gesagt, er kann seinen Schwanz reinstecken, wohin er will, ohne daß ich mich dagegen wehre. Da ist er sauer geworden. »Mein Gott«, hat er leise gesagt. Dann meinte er, ich dürfte anderen Leuten nicht einfach solche Angebote machen. Zuerst müßte ich an mich selbst denken.
Dann fragte er, was ich über »safe Sex« weiß, »nichts«, antwortete ich. Sex (egal in welcher Form) ist bei uns kein Tischgespräch. Über Aids weiß ich nur, daß alle Angst haben, es sich auf dem Klo zu holen. Es sitzt nämlich auf dem Rand der Kloschüssel und wartet, bis es jemandem in den Hintern kriechen kann. Die Schulschwester hat uns einen Vortrag darüber gehalten, wie man sich ansteckt, aber die Eltern-Lehrer-Vereinigung hat danach behauptet, daß das alles nicht stimmt. Ich weiß nicht, wem ich glauben soll. Heute abend bin ich zu dem Schluß gekommen, daß Aaron verläßlich ist. Ich bat ihn, es mir zu zeigen. Ich will alles darüber wissen. Doch er schüttelte den Kopf. (»Später, später ...«)
Wir haben eine Weile geschwiegen, während ich überlegt habe, ob er noch sauer auf mich ist. Sein Gesicht war ganz ernst und das hat mir angst gemacht. Ich wollte ihn schon direkt fragen, aber dann hat er ganz zärtlich gesagt: »Laß dir von denen nicht einreden, daß es falsch ist.«
Ich wußte gleich, was er mit »es« meint. Ich habe den Kopf an seine Schulter gelehnt und mich gefragt, wie »es« nur falsch sein kann. »Es« ist das einzige, was in meinem Leben stimmt.
Wir saßen da und haben nachgedacht. Plötzlich war es halb acht, und Aaron mußte gehen. Ich habe mich scheußlich gefühlt. »Wir sehen uns im Lager«, hat Aaron gesagt, mich geküßt, und schon war er draußen. Ich habe ihm nachgesehen, als er die Treppe runterlief. Mir war, als würde ein Teil von mir fortgehen. Am liebsten wäre ich ihm nachgerannt, aber ...
Hoppla! Oma, Mama und Paps sind eben zurückgekommen. Anscheinend haben sie alle furchtbar gute Laune. Werde mich schlafend stellen, damit sie mich in Ruhe lassen.
19. April
    Heute früh hatte ich das Gespräch mit Reverend Silk. In einem hat Oma recht: Er ist ein netter Mann. Außerdem ist er ziemlich gerissen. Ich dachte schon, er würde mich in die Mangel nehmen, weil ich schlecht über Gott gesprochen habe. Aber zuerst hat er Gott gar nicht erwähnt. Er fragte mich nach der Schule, nach meinen Noten und nach meinen Lieblingsfächern. Ich habe ihm die üblichen Antworten gegeben. Dann ist er ganz ernst geworden und sagte: »Deine Großmutter macht sich große Sorgen um dich. Sie findet, daß dir im Leben der richtige Halt fehlt.«
Ich überlegte eine Weile und kam zu dem Schluß, daß Oma recht hat, obwohl sie sich darüber keine Sorgen zu machen braucht. Bis jetzt bin ich immer durchgekommen. Reverend Silk fing damit an, wie wichtig es ist, sich moralische Richtlinien zu setzen und sich daran zu halten. Ich antwortete, daß ich weiß, was richtig und falsch ist. Dann habe ich die Liste runtergerattert, bei der ich mir sicher bin: Geben ist richtig, stehlen ist falsch. Lieben ist richtig, hassen ist falsch. (Reverend Silk hat dabei wie wild genickt) Toleranz ist richtig, Vorurteile sind falsch. Als ich das gesagt habe, hat Reverend Silk die Augenbrauen hochgezogen. Ich glaube, er war überrascht, daß ich in einem Satz zwei so lange Wörter benutzt habe. Er blickte mich eine Weile an und fragte dann: »Was bedeuten deine moralischen Richtlinien für dich?« Ich erklärte, daß Moral meiner Meinung nach nichts mit Gott oder Religion zu tun hat. Einige der »gläubigsten« Menschen, die ich kenne, könnten gut und richtig nicht unterscheiden, auch wenn sie drüber stolpern würden.
Ich dachte, jetzt würde er wütend werden, aber nein. Er hat nur gelacht und ganz leise »Amen« gesagt. Er meinte, ich solle nicht alle Christen in Bausch und Bogen verdammen, nur weil ein paar von ihnen übers Ziel

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