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Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition)

Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition)

Titel: Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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später kommt Urgroßmutter wieder aus dem Haus, fängt an das Packpferd abzuladen und weist Urgroßvater an, die Pferde in den Stall zu bringen, wenn noch Heu in der Scheune sei. Sonst solle er sie draußen lassen. Sie findet den Kohlenkeller, macht Feuer im Herd. Die Müdigkeit weicht aus Großvater und dem kleinen Mädchen, sie erforschen das Haus, fürchten sich vor Schatten und dem Knarren im Holz. In der ersten Nacht schlafen alle in der Stube in einem Durcheinander von Decken und Bettzeug. Urgroßmutter liegt lange wach und starrt vor sich hin. Sie hört auf den Regen und grübelt, später klart es auf.
    Am nächsten Morgen stellen sie fest, dass der Hof nach Süden etwa fünfhundert Meter vom Meer und einem sandigen Strand entfernt steht. Im Norden erheben sich die Berge und verlaufen in Ketten von Ost nach West. Es mag zwei oder drei Kilometer bis zu ihnen sein. Das Haus ist von einer kleinen bewirtschafteten Hauswiese, einem Tun, umgeben, jenseits davon stehen Sträucher und niedriges Buschwerk, Hügel und kleine Höhenrücken versperren den Blick auf andere Höfe. Über allem erhebt sich der weiße Gletscher. »Ich grüße dich«, sagt Urgroßvater und zieht den
    Hut. Großvater und die kleine Schwester kriegen sich vor Freude nicht mehr ein. Unbeschränkte Weite umgibt sie, Geheimnisse und neue Entdeckungen warten bei jedem Schritt. Ihre große Schwester blickt nach Osten. Dort kommt jemand mit einer kleinen Schafherde, eine Kuh führt er am Strick, ein Kalb zottelt hinterdrein. Es ist der Knecht vom Nachbarhof, auf dem Urgroßvater – ungesehen und per Briefwechsel – das Vieh gekauft hat. Sie treiben die neun Schafe in einen Pferch bei den Ställen. Urgroßmutter inspiziert die Kuh und das Kalb, tastet sie ab und ist zufrieden. Urgroßvater guckt sich die Schafe an und klopft sie wie Hunde. »Seht mal die Augen!«, sagt er begeistert zu den Kindern. »Diese Unschuld und diese Weisheit darin!« Der Knecht, ein wortkarger, untersetzter, breitschultriger Kerl mit schwarzem Vollbart, dunklem Haar und stechenden Augen, spuckt aus. Er beobachtet Urgroßvater, lässt seine gelben Zähne sehen und beißt auf den Kautabak, spuckt noch einmal aus. »Ich geh dann«, sagt er, dreht sich um und begegnet Urgroßmutters Blick. »Nein«, sagt sie, »du gehst noch nicht gleich«, und steigt in den Pferch, betastet die Tiere darin. »Die hier kannst du wieder mitnehmen«, sagt sie dann und deutet auf zwei Schafe. »Das sind alte Zibben, aber wir haben für junge Mutterschafe mit zwei Lämmern bezahlt.« Der Knecht guckt in die Luft. Urgroßmutter wartet einen Moment, dann wiederholt sie noch einmal genau, was sie gesagt hat. Der Knecht guckt noch immer Löcher in die Luft. Da setzt sie zum dritten Mal an: »Die hier nimmst du wieder mit nach Hause …« Der Knecht sieht sie an: »Lass mir von einer Frau nichts sagen, hab ich nie gemacht, werde ich nie tun.« Da geht die älteste Tochter auf ihn zu und tritt ihm mit aller Macht vors
    Schienbein. »Du blödes Stück Mist! Dreckskerl!«, faucht sie. Wenig später trollt er sich mit den beiden alten Zibben.
    Die Möbel kommen mitten am Tag mit einem Motorboot von Arnarstapi. Am Strand ist eine gute Anlegestelle. Sechs Matrosen stapeln alles dort auf, wo die ersten Sträucher aus dem Sand sprießen. Als Erstes binden sie allerdings ein kleines Ruderboot los, das sie Kahn nennen. »Einruderer, die sind selten«, sagen sie, doch Großvater und die kleine Schwester erklären es sofort zum Piratenschiff, das auf den Meeren Furcht und Schrecken verbreitet. Die ältere Schwester fühlt sich zwischen den Geschwistern und den Seeleuten hin- und hergerissen, weiß nicht, wo sie hingehört. »Ich habe noch nie so blondes Haar gesehen«, sagt einer der Matrosen. Urgroßmutter überwacht das Ausladen, Urgroßvater hält sich oben im Haus auf, hat sich nicht getraut, den Seeleuten entgegenzutreten. Er hatte sich an dem einfachen Holzstuhl festgehalten, der zunächst das einzige Möbelstück im Haus war, Urgroßmutter flehend angesehen und sie gebeten, die Männer in Empfang zu nehmen. Er würde gern einen Spaziergang zu den Bergen unternehmen, mit seinen Gedanken ein wenig allein sein. Als die Seeleute überzeugt sind, dass sich der Herr des Hauses nicht blicken lässt, verlieren sie ihre Förmlichkeit und werden der Frau gegenüber, die sie überwacht, sogar ein wenig ungezwungen. Sie ist um die dreißig, nicht groß, doch ihr schlanker und geschmeidiger Leib wird von Stolz und einer

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