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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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gelangt?«, fragte er mit zitternder Stimme. Sein Blick bekam einen grimmigen Ausdruck; und er stieß mit dem Finger auf den Einband. »Dieses ... dieses Buch – wie wurde es erworben?«
    »Gibt es etwa Schwierigkeiten?«, erwiderte Douglas langsam. Da er nicht imstande war, die Bedeutung hinter Bacons Worten zu erfassen, versuchte er die Antwort hinauszuzögern, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
    »Seid nicht beleidigt, ich bitte Euch«, entgegnete Bacon. »Doch ich muss es wissen. Es ist von größter Bedeutung für mich.«
    »Es gehörte dem vorherigen Abt, glaube ich. Soweit ich weiß, wurde das Buch unter seinen Gegenständen gefunden, als er im letzten Frühjahr verstarb.« Douglas log natürlich. Allerdings hatte er diese Geschichte schon so oft eingeübt, dass er beinahe selbst an sie glaubte. »Wie es in den Besitz des teuren Mannes gekommen ist, kann ich nicht sagen. Der gegenwärtige Abt könnte Euch ohne Zweifel mehr erzählen, doch da er zu alt und gebrechlich ist, um hierher zu reisen, hatte man mir diese Aufgabe übertragen.« Douglas zeigte ein blasses Lächeln, das Ehrlichkeit ausdrücken sollte. »Mehr als das kann ich Euch nicht anbieten. Es tut mir leid.«
    »Das ist sehr schade.« Der berühmte Gelehrte schüttelte leicht den Kopf. »Es kann sein, dass bestimmte Fragen bis auf Weiteres unbeantwortet bleiben müssen. In der Zwischenzeit werden wir mit der vor uns liegenden Aufgabe fortfahren.«
    Roger Bacon öffnete erneut das Buch. Douglas stieß im Innern einen Seufzer der Erleichterung aus, als er sah, wie der Gelehrte mit seinen Fingern behutsam über die eng beschriebenen Zeilen glitt, die aus abstrusen Symbolen bestanden, und dabei die ganze Zeit seine Lippen bewegte.
    »Könnt Ihr es lesen?«, erkundigte sich Douglas, wobei er sich bemühte, ein gelehrtes Desinteresse vorzutäuschen.
    »Fürwahr, ich kann es«, bestätigte der Magister. »Wisst Ihr, mein Freund, ich bin derjenige, der es entwickelt hat.«
    »Entwickelt?«, fragte Douglas verwundert, der sich nicht sicher war, ob er gerade richtig gehört hatte. »Meint Ihr damit, dass Ihr dieses hier geschrieben habt?«
    »O nein«, antwortete Bacon und schüttelte rasch den Kopf. »Ich habe dieses Buch nicht verfasst. Doch ich habe die Schrift transkribiert, in der es geschrieben ist.«
    »Bitte – um welche Sprache handelt es sich hier? Ich muss bekennen, dass weder ich noch irgendjemand, den ich kenne, jemals etwas Ähnliches gesehen hat.«
    Angesichts dieser Worte erlaubte sich der Meistergelehrte ein verträumtes Lächeln. »Das überrascht mich nicht im Mindesten«, erklärte er leise. »Nur wenige Sterbliche werden sie jemals gesehen haben.« Er richtete seinen Blick ein weiteres Mal nach unten auf das Buch, und mit seinen langen Fingern berührte er leicht eine Zeile des Textes, der mit einem fließenden Schriftzug verfasst worden war. »Es ist die Sprache der Engel.«

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ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    P ass jetzt ganz genau auf, Archibald«, wies Lord Gower ihn an. »Benutze deinen klugen Kopf. Denk nach!« Er drehte sich zu dem Tisch hinter ihm um, der von einem Laken bedeckt war. »Wir werden diesen Test noch mal versuchen. Bist du bereit?«
    Archie nickte; er konzentrierte sich so angestrengt, dass sich seine dunkle Stirn in Falten gelegt hatte. »Bereit, Mylord.«
    Mit einem Ruck zog der Earl das Tuch weg. »Jetzt sag mir – welche dieser Gegenstände sind echt und welche sind Fälschungen?« Er zeigte auf eine Ansammlung kleiner Objekte, die auf einem Rechteck aus blauem Samt arrangiert waren. »Lass dir Zeit«, mahnte er. »Und konzentrier dich. Erinnere dich an alles, was ich dir erzählt habe.«
    Der junge Mann trat mit gefalteten Händen, die er unterhalb seines Kinns hielt, nach vorne und starrte auf die Anordnung von ausgestellten Gegenständen: eine Gewandspange mit einer erhabenen Gemme, die von einem Ring winziger Saphire umgeben war; eine aus Ebenholz geschnitzte Katze; eine Silbereule mit Augen aus Gagat; ein goldener Ring in der Form eines Skarabäus, der einen Muscheleinsatz mit Lapislazuli und Karneol aufwies; eine Alabasterskulptur, die ein Krokodil im Kampf mit einem Flusspferd darstellte; und ein Paar Ohrhänger mit blauen, grünen, roten und gelben Glasperlen. Diese Objekte stammten aus der umfangreichen Antiquitätensammlung des Earl of Sutherland, und alle waren wunderschöne Exemplare ihrer Art.
    »Du darfst sie dir genau ansehen, aber nicht berühren«, schärfte der Earl ihm ein. »Ein Fachmann

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