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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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begleitet wurden – spazierten sicher und unbehelligt durch die breiten Straßen, die zur Brücke und seinem beeindruckenden Turm führten. Als sie Letzteren erreichten, holte Magister Bacon einen großen Eisenschlüssel hervor und machte sich daran, sein Laboratorium aufzuschließen; es nahm das gesamte Erdgeschoss des Turmes ein.
    Während der Professor den Schlüssel im Schloss umdrehte, wandte sich Douglas an Snipe. »Bleib hier und bewach die Tür«, befahl er und beugte sich nah zu seinem Gefährten. »Ich möchte nicht, dass irgendjemand mich stört. Verstanden?«
    Mithilfe eines Tricks, den Douglas nicht erkannte, entzündete der Professor die Kerzen durch ein bloßes Schnipsen mit den Fingern. Sobald es hell genug war, um das Innere des Raums sehen zu können, bemerkte Douglas, dass es sich um ein einziges großes, quadratisches Zimmer handelte; der Boden war nackt und keine der Steinwände geschmückt. Zwei Tische, die so lang waren wie der Raum – sie bestanden jeweils aus einem Brett, das auf Gestellen lag –, standen nebeneinander. Die Tischplatten waren auf der einen Seite mit Büchern und Pergamenten bedeckt, auf der anderen mit Flaschen, Phiolen, Krügen und Mischbechern. In einer Ecke nahe dem Eingang befand sich ein Steinofen, der aussah wie eine kleine Schmiedeesse; von den schwelenden Kohlen stieg eine dünne Rauchfahne hoch zu einem Loch in der Decke. Um den Steinofen herum standen geheimnisvolle Werkzeuge und Gefäße aus Kupfer, Eisen, Zinn und Bronze; es gab dieser Ecke des Raums das Aussehen eines kombinierten Gießerei-und Chemielaboratoriums.
    In der Nähe des Ofens befand sich ein großer Holzsessel, auf dem ein hoher Stapel aus Vliesen und Abdeckungen lag. Auf der einen Seite des Sessels stand ein großer eiserner Kerzenständer, auf der anderen eine merkwürdige Vorrichtung, die einem auskragenden Skizzentisch ähnelte. Daher vermutete Douglas, dass dies der Ort war, wo der berühmte Professor las, nachdachte und schrieb.
    »Willkommen, mein Freund«, sagte Magister Bacon und fuchtelte mit dem Rohr herum, das er benutzte, um Kerzen anzuzünden. »Jedes Geschöpf hat ein Heim, das genau zu ihm passt. Dies hier ist meines. Hier habe ich alles, was ich brauche, um mein Innenleben mit Nahrung zu versorgen.«
    »Eine höchst komfortable Wohnung«, bekräftigte Douglas. Dann zeigte er auf die Ansammlung von Flaschen und Krügen auf einem der Tische und fragte: »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr Euch mit alchemistischen Untersuchungen beschäftigt.«
    »Wie scharfsichtig Ihr seid«, antwortete der Magister. »Seit einigen Jahren gehe ich der Verheißung der Alchemie nach. Leider erweist sich ihr Gewinn als sehr schwer fassbar. Zu meinem nicht geringen Bedauern muss ich gestehen, dass ich dem Ziel, das ich mir gesetzt habe, immer noch nicht näher gekommen zu sein
    scheine – obwohl mir viele Entdeckungen gelungen sind und ich mich im Verlaufe dieser Arbeit an einigen kleinen Erfolgen erfreut habe.«
    »Nichts ist verschwendet«, meinte Douglas.
    »Wahrhaftig.« Roger Bacon lächelte nachsichtig. »Für den Gelehrten ist keine Anstrengung jemals verschwendet.« Er schritt zu dem Ende des Tisches, das von seinen Manuskripten bedeckt war. »Ich glaube«, sagte er, während er eines der Pergamente aufrollte, um Platz zu schaffen, »Ihr habt etwas mitgebracht, das ich untersuchen soll. Wenden wir uns also unserer Angelegenheit zu.«
    »Ich bin Euer Diener.« Douglas griff in die innere Tasche seines Gewandes und holte ein kleines, in Leinen gewickeltes Bündel hervor. Als er das Tuch entfernte, kam ein Buch zutage, das er auf die Tischplatte legte. »Ich wäre Euch äußerst dankbar, Sir, wenn ich Eure gelehrte Meinung dazu erhielte; denn ich muss gestehen, der Inhalt des Buches ist für mich vollkommen mysteriös.«
    »Nicht ›Sir‹«, korrigierte ihn Bacon, »sondern nur ›Bruder‹. Wir sind Mitmönche, nicht wahr?«
    Douglas lächelte nur und schob das Buch näher zu Roger Bacon. Dessen Blick fiel auf den Band, und plötzlich leuchteten die dunklen Augen des Magisters voller Erregung auf, wie bei einem Jäger, der endlich eine Beute sieht.
    »Dann lasst uns schauen, was wir hier haben.« Bacon hob das Buch hoch, öffnete behutsam den Ledereinband und starrte einen langen Moment auf die erste Seite. Anschließend drehte er sie um und blickte auf die nächste; dies wiederholte er noch dreimal in rascher Folge, bevor er das Buch wieder schloss.
    »Wie ist dies in Euren Besitz

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